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Über Mitglieder des
RRK (2017)
Maximilian Lipphaus |
Geht gern auf Fantasy-Reisen: Vorleser
Maximilian Lipphaus trägt heute etwas aus seinem aktuellen Lieblingsroman
vor. |
Bloß nicht zu viel üben
Von Thomas Wolff
(aus "https://www.echo-online.de" vom 11.05.2017)
DARMSTADT - Sein Leben, heißt es, ist "alles andere als normal. Jede Minute
seiner Freizeit ist komplett verplant. Er muss fechten, klettern, Karate üben –
nicht mal so was Oberpeinliches wie Barrenturnen bleibt ihm erspart." Die Rede
ist von Ronan Strongheart, dem jungen Helden der Fantasy-Trilogie "Der Bund der
Wächter". Aber auf Maximilian Lipphaus, 11, Schüler der Edith-Stein-Schule und Ronan-Strongheart-Fan, würde es teils schon auch ganz gut passen. Ein Held ist
er zumindest, wenn’s um Literatur geht: Der Sechstklässler tritt am heutigen
Donnerstag in Fritzlar als einziger Darmstädter Schüler beim Landesentscheid des
renommierten Vorlese-Wettbewerbs an, den der Börsenverein des Deutschen
Buchhandels auslobt. Seinen Strongheart, klar, hat er dabei in der Tasche.
Okay, es ist
vielleicht nicht jede Minute komplett verplant in Maximilians Freizeit. Aber
seine diversen Interessen im gut gefüllten gymnasialen Stundenplan
unterzubringen, das ist schon anspruchsvoll.
Schmökern zwischen
Elise und Hockey-Auswahl
Zweimal
Hockeytraining pro Woche (damit fing er mit Zweieinhalb an), demnächst
Zusatzspiele für den Hessen-Kader. Klavierstunden plus tägliches Beethoven-Üben
(aktuell: "Für Elise"). Stress? Keine Spur. Im Gespräch im Pausenraum wirkt der
Blondschopf mit den wasserblauen Augen locker und entspannt. Es muss ja auch
noch Zeit zum Lesen sein, die andere große Passion des Schülers aus dem
Paulusviertel. Auch da hat er es schon weit gebracht.
Als Bester seiner
Schule verließ er den Vorlese-Contest im Martinssaal der benachbarten Gemeinde.
Bei der Bezirks-Ausscheidung in der Villa Herrmann in Ginsheim-Gustavsburg hatte
er schon ein bisschen feuchte Hände. "Da sag ich mir: Max, du musst doch nur
fünf Minuten vorlesen, beim Rest kannst du einfach zuhören und es genießen." Das
hilft. Jetzt steht der Darmstädter Fantasy-Fan im Finale der acht besten Hessen.
Mit dem Ziel, weiter nach Berlin zu fahren, zum Bundesentscheid.
Für seine
Deutschlehrerin Laura Köhler-Drayß ist Maximilian vor allem "ein sehr
aufgeweckter Schüler". Und: "Er hat den Dreh raus, Texte auszusuchen, die gut
ankommen." Beim Hessen-Finale wird die Jury heute eine Verfolgungsjagd erleben,
die für Ronan Strongheart mit einer ziemlichen Überraschung endet. Mama ist auch
an Bord. Mehr wird nicht verraten.
Dass ein Junge so
gut abschneidet im Wettbewerb, das ist zwar nicht die totale Ausnahme, sagt
Lehrerin Elisabeth Leinweber, die das Vorlesen an der Edith-Stein-Schule
organisiert. Aber generell "lesen die Mädchen schon mehr"; das Klischee
bestätigt sich im Wettbewerb. Den Jungs "muss man schon öfter mal Leseanreize
geben, damit sie mal ein Buch in die Hand nehmen." Andreas Steinhöfels
preisgekrönte Abenteuer von Oscar und Rico fallen auf fruchtbaren Boden. Auch
Klassiker wie Preußlers sagenhafter "Krabat" kämen gut an, sagt Leinweber. Oben
unterm Schuldach bietet sie eine kleine Bibliothek mit Schmökern für Fünft- und Sechstklässler an. Da stöbert Maximilian sicher regelmäßig nach neuer Literatur,
stimmt’s? Nee, eher nicht. "Ich bin nicht so der Typ, der jede Woche neue Bücher
kauft", sagt er. "Macht mehr Spaß, die alten Bücher öfter wieder zu lesen."
Stehen ja auch
einige daheim im Kinderzimmer-Regal. Um die 300 Titel, schätzt er, haben sich
angesammelt, von Kleinkinderbüchern bis zu Harry Potter und Percy Jackson. Auch
die ganz frühen Geschichten – lesen konnte Max schon vor dem Schulstart – gibt
er nicht weg. "Die sind noch was für meine Schwester", sieben Jahre jung. Wenn
Mama und Papa mal keine Zeit haben, dann liest Maximilian ihr was vor. Das hat
Tradition in der Familie.
Mit Oma fing es an.
Die war Lehrerin, kochte mittags für den jungen Maximilian, "und wenn die
Hausaufgaben erledigt waren, hat sie mir vorgelesen". Vielleicht hat sich der
Enkel bei ihr ein paar der Tricks abgelauscht, mit denen er nun durch den
Wettbewerb zieht. "Ich versuch’, die Zuhörer immer zu mir herzuholen", sagt er.
Bei wörtlicher Rede passt er Tonfall und Mimik an die Rolle an; ein bisschen
Schauspielerei gehört dazu, sagt er. Ansonsten: Einfach kommen lassen.
"Natürlich zu sprechen", sagt Lehrerin Leinweber, sei ganz wichtig. Nur nicht zu
viel einüben. Passt schon: "Vorbereitung", sagt Naturtalent Maximilian und
grinst schelmisch, "ist nicht so meins."
Hessens neue Nummer
eins mit Maximilian Lipphaus: Die B-Knaben des Rüsselsheimer RK 08 setzen
sich 2017 im Finale der Feldhockey-Hessenmeisterschaft gegen den SC
Frankfurt 1880 durch. Zum Erfolg tragen bei: (hinten) Co-Trainer Finley
Schwarz, (davor) Maximilian Lipphaus, Tom Bernhard, Lennon Schwarz,
Leonard-Kaan Balci, Timon Simizoglou, (davor) Luca Helbig Lopez, Mark
Schmidt, Arne Selbach, Cedric Cyron, Tim Wissel, Ayad Hussein, Trainer
Mounir Hajri und (vorn) Torwart Nick Schwarz. |
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