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Über Mitglieder des
RRK (2022)
Marco Müller |
Der Fraktionsvorsitzende der Nauheimer
Grünen, Marco Müller, wünscht sich für das Jahr 2022 mehr Treffen in
Präsenz. |
Marco Müller von den Nauheimer Grünen zieht Bilanz für 2021
Der
Fraktionsvorsitzende der Nauheimer Grünen spricht über die Kommunalwahl, die
Gremienarbeit und Themen für 2022.
Von Tobias Lorenz
(aus "Main-Spitze" vom 13.01.2022)
NAUHEIM - Warum weniger manchmal mehr ist, warum es auch künftig keine
Koalitionen in Nauheim geben soll und über anstrengende Videokonferenzen während
der Pandemie – darüber spricht Marco Müller, Fraktionsvorsitzender der Nauheimer
Grünen im Aus- und Rückblick mit dieser Zeitung.
Das Ergebnis der
Kommunalwahl sei sehr positiv gewesen. Verschiedene Punkte seien
zusammengekommen und hätten dafür gesorgt, so Müller: Die Verkleinerung des
Gemeindeparlaments von fünf auf vier Parteien sei auch den Grünen zugutegekommen.
Zudem sei der Bundestrend zum Zeitpunkt der Wahl sehr stark gewesen. Neben den
äußeren Einflüssen stellt Müller fest: "Die Bürger haben unsere Arbeit vor Ort
honoriert und auch der Wahlkampf war offenbar gut. Wir befinden uns jetzt auf
Augenhöhe mit den anderen großen Parteien."
Die neuen
Gemeindevertreter konnten laut Müller bereits gut integriert werden. In jedem
Ausschuss habe man ein Tandem aus erfahrenen und neuen Gemeindevertretern
gebildet. Dieses Heranführen habe sich bewährt, nun müsse den Neuen Raum gegeben
werden, um ihre eigenen Ideen entwickeln zu können und diese einzubringen.
Auch Müller betont,
dass es seit 2011 keine Koalition oder Absprachen in Nauheim gebe: "Das will
keiner, und das soll auch so bleiben." Er finde wechselnde Mehrheiten
vorteilhaft, in einer Koalition müsse man schließlich häufig Kompromisse
eingehen. Ohne Kompromisse könnten mehr Themen abgebildet werden. Man spreche
mit allen Fraktionen. "Eine etwas engere Gesprächsebene gibt es aber mit SPD und
FDP", meint er. Zwar laufe die Zusammenarbeit mit einigen besser als mit
anderen, er sehe aber keinen rot-grünen Block. Vielmehr stelle er
themenspezifische Mehrheiten fest, die durchaus auch mal gegen die Grünen stehen
könnten.
Die SPD habe sich
nach der Wahl sehr breit aufgestellt und bediene nun auch viele grüne Themen.
"Es gibt viele Schnittmengen, teils wird aber vielleicht zu schnell
vorgeprescht", so Müller. "Es werden zu viele Anträge pro Sitzungsrunde
gestellt, sodass die Diskussion verwässert wird." Einige der Anträge würden sich
zudem überschneiden oder quasi doppelt gestellt. Um der "Flut von Anträgen"
entgegenzuwirken, spricht sich Müller für eine bessere Koordination und mehr
Absprache aus.
Wie steht es um die
Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen? "Es gab eine Phase, wo der Dialog
besser funktioniert hat", meint Müller. Unsachlichkeit in der Diskussion sei ihm
zufolge vielleicht auch eine Folge von fehlenden inhaltlichen Argumenten. Aber
auch aufgrund überfüllter Tagesordnungen habe der inhaltliche Austausch
gelitten, kritisiert Müller. Wenn die Tagesordnung übersichtlicher sei, gebe es
mehr Raum für Diskussionen. Den Ausschüssen müsse wieder mehr Bedeutung
zukommen, damit die Sitzungen der Gemeindevertretung flüssiger verlaufen, betont
er. Aktuell werde häufig in der Gemeindevertretung Gesprächsbedarf angemeldet,
auch dadurch bedingte Sitzungsunterbrechungen gebe es oft.
Im Rückblick auf
2021 betont Müller insbesondere die Etablierung des
Kindergarten-Entwicklungsplans als wichtiges Berichtswesen. Dieses biete künftig
wichtige Informationen zur Kinderbetreuung und zeige Perspektiven auf. Auch,
dass einem Beitritt zum Landschaftspflegeverband wieder die Tür geöffnet wurde,
freue Müller. Letztlich sei jedoch auch dieses Jahr von der Pandemie geprägt
gewesen: "Das zehrt das Ehrenamt aus." Sehr wenig Präsenz und sehr schlechte
Verständigung erschwerten die Zusammenarbeit und Konzentration erheblich, so der
Fraktionsvorsitzende. Insbesondere nach langen Arbeitstagen mit vielen
Videokonferenzen seien weitere digitale Treffen mehr anstrengend als nützlich.
Einer der
vorrangigen Wünsche für 2022 sei daher auch die Überwindung der Pandemie und
daraus resultierend mehr Treffen in Präsenz. Dies sei wohl auch der Schlüssel
für eine bessere Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen. Auch beim Haushalt
wolle man schnell vorankommen: "Realistisch betrachtet stehen wir gut da", mit
Ausnahme kleinerer Änderungen könne er sich den Entwurf "ganz gut vorstellen".
Persönlich wünsche er sich zudem, dass das Kinder- und Jugendfest stattfinden
kann. Die Grünen möchten 2022 zudem noch tiefer in das Thema Kinderbetreuung
einsteigen und an einigen Stellschrauben drehen. Im Herbst werde die Fraktion
insbesondere das Thema Wald beschäftigen, kündigt Müller an: "Wir wollen uns den
Waldwirtschaftsplan vornehmen. Das geht in Richtung mehr Naturwald." |