Das Interview
führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 03.05.2016)
Zehn Partien, zehn
Siege, 55:6 Tore und vier Spiele vor Rundenende schon Meister und Aufsteiger:
Keine Frage, die Hockeydamen des Rüsselsheimer RK sind für die Zweite Bundesliga
erheblich zu stark. Die formidable Rückkehr ins Oberhaus, die am letzten Tag im
April mit einem 3:0-Heimsieg am Sommerdamm im Hessenderby gegen Eintracht
Frankfurt zementiert wurde, hat naturgemäß auch dem seit 1999 inthronisierten
Abteilungsleiter Martin Müller gut gefallen.
Herr Müller,
Hand aufs Herz: Hatten Sie dem RRK-Damenteam den Wiederaufstieg in dieser Form
zugetraut?
Das war für uns so
nicht zu erwarten und wäre auch vermessen gewesen, von einer solchen Dominanz
auszugehen. Realistisch betrachtet bestand die Hoffnung, dass es aufgrund der
Erfahrung des Teams zum Wiederaufstieg reichen könnte. Zumal früh erkennbar war,
dass die Chemie zwischen dem neuen Trainer und der Mannschaft stimmt. Man muss
aber auch ganz klar sagen, dass die Zweite Liga in dieser Saison sehr schwach
ist. Das Leistungsbewusstsein im weiblichen Sektor ist bundesweit offenbar nicht
so ausgeprägt.
Wo sehen Sie die
Gründe dafür, dass der "Betriebsunfall", sprich der Abstieg aus der Bundesliga
nach 27 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit, so rasch und eindrucksvoll
korrigiert werden konnte?
Zunächst einmal ist
es gelungen, das Team mit einer Ausnahme komplett zusammenzuhalten. Obwohl das
Team in der Saison 2014/15 oft auf die Mütze bekommen, aber auch einige Spiele
nur knapp verloren hat, konnten die jungen Spielerinnen wertvolle Erfahrungen
sammeln und diese eine Klasse tiefer dann sehr gut ausleben. Und natürlich haben
wir mit Philipp Tangerding einen uns gut bekannten Trainer gefunden, der
hervorragend ankommt und auch von der wirtschaftlichen Seite optimal zu uns
passt. Als wir mitbekommen haben, dass er zurück ins Rhein-Main-Gebiet möchte,
war es ein logischer Schritt für uns, ihn anzusprechen. Er ist jung und
hoffentlich ehrgeizig genug, auch weiterhin an seinen Qualitäten zu arbeiten.
Was bedeutet es
für den RRK, wieder beim Konzert der Großen dabei zu sein?
Für das Image des
Vereins ist das natürlich schön und wichtig, zumal es schon unser Anspruch ist,
in der Ersten Bundesliga zu spielen. Das wird weiterhin unser Ziel bleiben, auch
wenn wir nicht zu jenen Klubs gehören, die viel investieren können und in der
Tabelle vorne stehen. Da Verhandlungen mit unseren Sponsoren anstehen, hoffen
wir, dass mit dem Aufstieg alles so bleibt, wie es ist. Sportlicher Erfolg hilft
immer, auch wenn es in der Randsportart Hockey weiterhin eine schwierige
Situation ist, Geldgeber zu finden.
Die
Männermannschaft des Ruderklubs steht in der Regionalliga Süd nach der Hälfte
des Programms unbesiegt ebenfalls an der Tabellenspitze. Hat der Verein die
Talsohle durchschritten?
Im Moment kann ich
das noch nicht genau einschätzen, ob wir da raus sind. Die Damen haben einen
ersten Schritt gemacht, die Männer haben eine große Chance, in die Zweite
Bundesliga zurückzukehren. Da wollen wir prinzipiell schon hin. Aber wenn man
sich die Struktur der Mannschaft anschaut, sieht man, dass da ein paar Spieler
dabei sind, die sich vom Alter her am oberen Limit bewegen. Und da beim
männlichen Nachwuchs der Wettbewerb deutlich enger ist, sind Talente bei uns
dünner gesät als bei den Mädchen.