Von David Schulz
(aus "Main-Spitze" vom 30.03.2017)
Mit dem Abschied
von Martin Müller als Hockey-Abteilungsleiter beim RRK ist vergangene Woche eine
Ära zu Ende gegangen. Zur Vorstandswahl bei der jüngsten Mitgliederversammlung
trat der 68-Jährige nicht mehr an. Eine Zäsur, denn der fünfmalige Feld- und
dreimalige Hallenhockey-Meister war 18 Jahre lang Seele und Motor zugleich.
Jede Menge
Höhepunkte habe es gegeben, erzählt Müller, darunter den rasanten Aufstieg der
Damen und auch den ein oder anderen Tiefpunkt. Auszeichnungen wie der Ehrenbrief
der Stadt Rüsselsheim oder die Goldene Ehrennadel des Deutschen Hockeybundes
zeugen von der Strahlkraft Müllers, der 2001 außerdem zum RRK-Ehrenmitglied
ernannt wurde.
Doch nun sei es an
der Zeit, den Platz zu räumen: "Ich habe diese Aufgabe sehr gerne gemacht, aber
meine Amtszeit war lang genug. Die junge Generation muss sich nun mit den
Herausforderungen auseinandersetzen, statt von einem Älteren geführt zu werden",
sagt Müller, der direkt im Anschluss an seine Karriere als Aktiver verschiedene
Trainer-Funktionen ausgeübt hatte und dem Verein sechs Jahre als
stellvertretender Vorsitzender diente. "Wir haben fähige junge Leute, die jetzt
bestimmen können, wie es weitergeht."
Einer davon ist
Jürgen Kaul, langjähriges Vorstandsmitglied und nun frisch gewählter Nachfolger
des RRK-Urgesteins. Kaul hatte bereits im Vorfeld angekündigt, die
Vorstandsarbeit auf mehrere Schultern verteilen zu wollen, "da die Intensität
und der Umfang des Engagements von Martin Müller allein schwerlich erbracht
werden kann".
Leistung und
Arbeitskraft des scheidenden Abteilungsleiters dürften in Rüsselsheim
schmerzlich vermisst werden, auch die Ovationen im Stehen bei seiner
Verabschiedung lassen den Eindruck erahnen, den er in der Hockey-Hochburg
Rüsselsheim hinterlassen hat. Doch neue Wege müssen nun gegangen werden, und der
Altmeister selbst ist von seinem Erben überzeugt: "Ich bin mir sicher, dass
Jürgen Kaul in der Lage ist, den Posten auszufüllen. Er kennt meinen Stil, wird
aber mit Sicherheit auch eigene Akzente setzen – nicht zuletzt wird um ihn ein
starkes Team versammelt sein, da habe ich keine Bange."
Ob Hockey in der
Opelstadt aber absehbar wieder Goldene Zeiten erleben wird, zu dieser Frage wagt
Martin Müller keine Prognose: "Erfolge im Hockey sind nicht wirklich planbar,
bei den Herren schleppen wir zudem immer noch ein Defizit mit uns herum. Ich
habe die Hoffnung, dass wir – wenn uns von den aktuellen Trainern keiner so
schnell von der Leine geht und wir eine gewisse Kontinuität bewahren können –
auch langfristig wieder den ein oder anderen Grund zum Jubeln haben werden."
Das Damen-Team ist
Teil der Bundesliga, muss aber um den Klassenerhalt zittern. "Ich wünsche es
ihnen, aber es wird verdammt schwierig", sagt Müller. "Wenn sie aber in der
aktuellen Formation zusammenbleiben, werden sie Schritt für Schritt an Erfahrung
hinzugewinnen und in zwei Jahren vielleicht in der Lage sein, in der obersten
Spielklasse zu bestehen."
Die Vergangenheit
sei stark von Talenten geprägt gewesen, die derzeit fehlten: "Wir haben im
Moment keine Britta Becker und keinen Oliver Domke mehr in unseren Reihen. Das
sind Ausnahmeerscheinungen, die nicht in jeder Generation auftreten." Für
verblichene Erfolge von damals könne man sich zwar nichts kaufen und die
Nachwuchsarbeit sei hervorragend, jedoch fällt die wirtschaftliche Unterstützung
in Müllers Augen zu knapp aus: "Im Vergleich zu anderen Bundesligisten sind wir
da finanziell an der unteren Grenze angesiedelt, dementsprechend können wir auch
sportlich zum Teil nicht mehr an das anknüpfen, was früher einmal möglich
gewesen ist."
Darüber hinaus
bleibt abzuwarten, wie sich die Sponsoring-Situation ändert, nachdem der
bisherige Geldgeber Opel von Peugeot übernommen wurde. Nach dem Abgang des
dienstältesten Abteilungsleiters in der Geschichte des RRK wird sich am Main so
oder so einiges ändern.
Von www.hockey.de
(27.03.2017)
Seit 1999 war
Martin Müller Vorstand Hockey beim Rüsselsheimer RK. Nun endete eine Ära bei der
diesjährigen Jahreshauptversammlung, für die der 68-Jährige sich nicht mehr zur
Wiederwahl gestellt hatte. In einer emotionalen Versammlung, bei der Müllers
Verdienste in den zwei Jahrzehnten ‒ er selbst hatte zuvor als Aktiver bereits
acht deutsche Meistertitel (fünf Mal Feld, drei Mal Halle) mit dem RRK errungen
- stark gewürdigt wurden. Als sein Nachfolger wurde Jürgen Kaul ins Amt gewählt,
der zuvor Mitglied der Abteilungsleitung in der Hockeysparte des Gesamtvereins
war.
Martin Müller hatte
auch mehrere Jahre als ehrenamtlicher Vorstand Bundesliga des Deutschen
Hockey-Bundes gewirkt. Zuletzt forcierte er seine internationale Karriere als
Turnieroffizieller der internationalen Hockeyverbände. 1999 übernahm Martin
Müller das Amt beim RRK von Fritz Schneider und ist damit der langgedienteste
Leiter der Hockeyabteilung in der Geschichte des RRK. In seine Amtszeit fallen
eine Menge herausragender sportliche Erfolge der Damen-, Herren- und
Jugendmannschaften. Mehrfach wurden zudem Hockeyteams des RRK in Rüsselsheim und
im Kreis Gross-Gerau zur "Mannschaft des Jahres" gekürt. Das "Grüne Band" der
Dresdner Bank und des DOSB wurde der Hockeyabteilung zweimal verliehen und auch
ein zweiter Kunstrasenplatz konnte 2006 eingeweiht werden.
Jürgen Kaul
betonte, dass die Arbeit von Müller nicht von einer Schulter aufgefangen werden
soll. Der 56-Jährige verwies auf die guten Strukturen, die sich im RRK in den
letzten Jahren gebildet haben.