Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Mandy Haase, Denise Klecker, Silke Müller

Die Jüngste strahlt am meisten

Die Rüsselsheimerin Mandy Haase trumpft bei der Hockey-EM groß auf

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 07.09.2003)

 


Mandy Haase, Denise Klecker, Silke Müller

BARCELONA / RÜSSELSHEIM Die Jüngste strahlte auch beim abendlichen Einmarsch zur Siegerehrung am meisten. Und sie hatte auch allen Grund dazu. Für Mandy Haase (21) hätte die sechste Feldhockey-Europameisterschaft auf dem Olympiaberg Montjuïc schwerlich besser verlaufen können. Mit einer quasi fehlerfreien Leistung im "kleinen Finale" gegen England (3:1) hatte die mit zuvor zehn A-Länderspielen unerfahrenste Akteurin im 18-köpfigen Aufgebot des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) ihre Leistung an den 13 Turniertagen hinter dem Olympiastadion von 1992 gekrönt.

Wie nahezu alle Beobachter in Barcelona sparten auch Silke Müller (24) und Denise Klecker (31), ihre international bereits länger erprobten Vereinskolleginnen vom Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK), nicht mit Lob, waren über die umsichtige Art, mit der die zierliche Mandy Haase selbst in brenzligen Situationen und kniffligen Zweikämpfen den kleinen Hartplastikball vor dem eigenen Tor behauptete, freilich weniger überrascht: "Das macht sie doch schon so, seitdem sie bei uns spielt", sagt Klecker.

Obwohl Bundestrainer Markus Weise noch Defizite erkannt hatte ("Mandy ist vom Typ her eher eine Arbeiterin als eine Spielerin und läuferisch limitiert"), weiß der Mannheimer, was er an der gebürtigen Leipzigerin hat: "Sie kann in Drucksituationen den Ball an die Leute bringen und setzt die Vorgaben im Training optimal um. Von dem Kaliber haben wir viel zu wenige im Team. Sie hat ihre Nominierung jedenfalls voll gerechtfertigt", so Weise. Die Lehramtsstudentin (Französisch/Sport) selbst, die in der Nähe von Heidelberg wohnt und mittlerweile gut 20000 Fahrkilometer nach Rüsselsheim und zurück abgespult hat, war rundum glücklich und zufrieden: "Ich bin stolz, in diesem Team zu sein und versuche immer, mein Bestes zu geben. Und wenn der Bundestrainer mir so viel Verantwortung überträgt, womit ich vor dem Turnier nicht gerechnet hatte, dann möchte ich das eben auch angemessen zurückgeben", so Haase, der beim 8:3-Auftaktsieg über die Ukraine sogar ein EM-Treffer gelungen war.

"Konstanter und ruhiger"

Während Mandy Haase weiß, dass sie im athletischen Bereich noch zulegen muss, will Silke Müller anderweitig ansetzen: "Ich muss noch konstanter und ruhiger werden. Aber ich denke, dass ich persönlich ein positiveres Fazit als nach der WM im vergangenen November ziehen kann. Speziell das letzte Spiel wollte ich nach dem enttäuschenden 1:5 im Halbfinale gegen Holland unbedingt gewinnen. Wenn man mehr Spielanteile bekommt, gibt einem das auch mehr Selbstvertrauen", sagt die quirlige Offensivkraft. Dass ihr Temperament aufgrund einer spanischen Mutter wohl auch künftig augenscheinlich bleiben wird, ist Markus Weise nicht unangenehm: "Sie muss ihre höhere Leidenschaft nur besser katalysieren, nicht aus dem Kanal herausfallen und sich in kein Tal der Tränen reinsteigern. Gerade aufgrund ihrer Wendigkeit brauchen wir sie noch lange", befand der Bundestrainer.

Dass Markus Weise seine älteste Spielerin vor der Partie um Platz drei aus der Anfangself und von der Liberoposition in die Außenverteidigerrolle dirigierte, verstand Denise Klecker nicht als Degradierung: "Darüber war ich überhaupt nicht unglücklich, denn da habe ich früher auch schon gespielt. Und außerdem hat man da eine konkrete Aufgabe." Auch dass der Bundestrainer während des EM-Turniers und trotz nunmehr 164 Länderspielen in ihr "mit die stressanfälligste Spielerin" ausgemacht haben wollte und sich zudem mehr als vier Strafeckentore von ihr gewünscht hätte, kann die gebürtige Mainzerin nicht schocken: "Sicher hätte ich im Halbfinale das eine oder andere besser machen können, aber nach 14 Spielen in vier Wochen war ich hier am Ende einfach platt. Da man im Alter offenbar nicht mehr so gut regeneriert, werde ich jetzt eben jeden Tag dreimal laufen gehen", so Klecker.

Bronze für das deutsche Damenteam bei der Feldhockey-Europameisterschaft 2003 in Barcelona (hinten: Torfrau Julia Zwehl, Cornelia Reiter, Natascha "Taschi" Keller, Badri Latif, Nadine Ernsting-Krienke, Fanny Rinne, Franziska "Franzi" Gude; davor: Friederike "Pindi" Barth, Mandy Haase; vorn: Denise Klecker, Caroline Casaretto, Mannschaftskapitänin Marion "Marly" Rodewald, Torfrau Louisa Walter, Anke Kühn, Britta von Livonius, Anneke Böhmert, Silke Müller; es fehlt: Alexandra Kollmar)

Olympia bleibt ein Thema

Diese Ankündigung und die Feststellung, dass ihre dritte EM-Teilnahme nach 1995 (dritter Platz) und 1999 (Zweiter) "mit dem schönsten Sieg" zu Ende gegangen sei, legt die Vermutung nahe, dass Athen 2004 auch für Denise Klecker Thema bleibt: "Ich denke, dass hier mehr drin war, als wie schon bei der WM die Nummer drei in Europa zu sein. Aber mit dem abschließenden 3:1-Erfolg über England haben wir es allen Kritikern gezeigt, die behauptet haben, wir würden ohne Herz spielen." Und wie sie brennen auch die Zimmerkolleginnen Silke Müller und Mandy Haase bereits darauf, bei der Olympia-Qualifikation im kommenden März in Neuseeland daran anzuknüpfen.


Drei RRK-Hockeydamen, ein Ziel: EM-Halbfinale

Denise Klecker, Silke Müller und Mandy Haase in Barcelona am Ball

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 30. August 2003)

RÜSSELSHEIM - Dass der Tag des Abfluges zu einer Europameisterschaft ein spezieller ist, lässt sich unschwer nachvollziehen. Schließlich darf nichts vergessen gehen, was am Flughafen oder später in der fremden Umgebung benötigt wird. Dass viele Sportlerinnen und Sportler an einem solchen Stresstag einen zusätzlichen Termin wahr nehmen, steht nicht zu vermuten. Denise Klecker und Silke Müller haben es getan.

Gut fünf Stunden vor dem Treffpunkt in Frankfurt, wo um 17.55 Uhr der Düsenjet zur Feldhockey-EM in Richtung Barcelona abhob, hatte sich das Duo vor dem Standesamt unweit des Mainzer Hauptbahnhofs eingefunden. Im Kreise weiterer Mitstreiterinnen aus dem Bundesligateam des Rüsselsheimer RK bildeten die Nationalspielerinnen mit Trikot und Schläger ein Spalier für ihre langjährige Torhüterin und frisch gebackene Ehefrau Jennifer Lutz.

Dass Denise, Klecker (31) und Silke Müller (24) rechtzeitig auf dem Rhein-Main-Airport ein- und dort mit den anderen 16 Spielerinnen aus dem Aufgebot des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) zusammengetroffen sind, kann als gesichert gelten. Schließlich hat sich das Duo für die 6. EM, die an diesem Montag in der Olympiastadt von 1992 beginnt und am 13. September endet, einiges vorgenommen. "Unser erstes Ziel ist das Halbfinale; danach sehen wir weiter", so Klecker und Müller unisono, die in der Vorrundengruppe B allein vor England Respekt haben. Kein Wunder, hatte es gegen diesen Gegner bei der WM im November 2002 doch eine herbe 2:7-Packung gesetzt nach einer 2:1- Halbzeitführung.

Obwohl aus geografischen Gründen nicht zur Trauung erschienen und bei der Weltmeisterschaft noch kein Thema, denkt die dritte Kraft aus dem RRK-Lager genauso: "Zuerst ins Halbfinale, dann sehen wir weiter", sagt Mandy Haase, die für viele überraschend in den EM-Kader gerückt ist. Dass die 21-Jährige, die seit ihrer Übersiedlung aus Leipzig in der Nähe von Heidelberg zu Hause ist, vom neuen Bundestrainer Markus Weise berücksichtig wurde, erfüllt die jüngste und mit vier Länderspielen unerfahrenste Akteurin im DHB-Aufgebot noch immer mit großer Freude. "Die Nominierung war mit einer der tollsten Momente in meiner Laufbahn", so Haase.

Nach den vier Testländerspielen in Barcelona gegen Spanien hatte Weise auf dem dortigen Flughafen die 18 Namen verlesen. "Im ersten Moment habe ich das noch gar nicht richtig begriffen, aber im Flugzeug war mir die Freude dann schon anzusehen" erzählt die Studentin. "Aber selbst wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich damit leben können. Ich hatte einfach das Gefühl, alles versucht und gegeben zu haben", so Haase.

Diesen Eindruck hat auch der neue Bundestrainer gewonnen: "Mandy hat sich diesen Platz hart und ehrlich erspielt wobei letztlich ihre Flexibilität den Ausschlag gegeben hat", sagt Markus Weise. Durch die Verletzung der deutschen Spielführerin Marion Rodewald war Mandy Haase während der Barcelona-Testländerspiele aus dem defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung gerückt. "Und da hat sie wirklich super gespielt", erinnert sich Denise Klecker.

Für den deutschen Libero ist es die dritte EM nach 1995 in Amstelveen (3. Platz) und 1999. An das Turnier vor vier Jahren in Köln hat das inzwischen älteste DHB-Kadermitglied trotz der Silbermedaille (1:2 gegen die Niederlande) keine guten Erinnerungen. In allen sieben Spielen hatte der damalige Bundes- und RRK­Trainer Berti Rauth ihr lediglich einen Tribünenplatz zugebilligt. "Als größter deutscher Fan habe ich mich doch grandios geschlagen", sagt Klecker, wobei ein leichter ironischer Unterton schwer zu überhören ist. Seit Sydney ist sie wieder eine feste Größe und will dies nach dem Gewinn der Hallen-WM im Februar auch noch bis Athen bleiben: "Aber dann ist international Schluss."

Dass die Direktqualifikation für die Olympischen Spiele in Barcelona gelingt, sprich der erste EM-Titel errungen wird, daran will auch Silke Müller nicht so recht glauben: "Die Niederlande ist schon der große Favorit. Daher wäre es gut, wir würden Gruppenerster", sagt die offensivste der drei RRK-Spielerinnen. Dass sie nach dem siebten Platz bei der Feld-WM nicht für die Weltpremiere in der Halle berücksichtigt wurde, sei abgehakt. "Ich denke, dass ich auch gegenüber dem neuen Bundestrainer meine Leistung bestätigt habe", so Müller. Zu verbessern gebe es allerdings immer etwas: Konstanter müsse sie noch werden und ruhiger. "Aber ein gewisses Temperament braucht man ja", sagt Müller, deren Mutter Spanierin ist. Nahe liegend, dass die Tage in Katalonien für sie etwas ganz Besonderes sind.