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Über Mitglieder des
RRK (2019)
Lydia Haase |
Will künftig für den Dürkheimer HC alles
geben: Ex-Nationalspielerin Lydia Haase beim Training in der Kurstadt.
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Lydia Haase
hat "wieder richtig Bock" auf Hockey
Von Laura Estelmann
(aus "Die Rheinpfalz" vom 26. August 2019)
"Irgendwas stimmt
nicht", sagt Lydia Haase und lacht. Die ehemalige Hockey-Nationalspielerin steht
bei ihrem ersten Training bei ihrem neuen Verein, dem Dürkheimer HC. Sie ist
aber am richtigen Kunstrasen-Platz und spricht vielmehr vom kurzen Weg zum
Training, den sie plötzlich mit dem Fahrrad zurücklegen kann.
Es ist ein
überraschender, ein großer Coup, der dem DHC eine herausragende Spielerin
internationaler Klasse mit mehr als 170 Länderspielen in die Mannschaft gebracht
hat. Eine Stürmerin und Führungsfigur, die helfen kann und helfen will, das
junge Team, das am Sonntag mit einem 5:1-Sieg in die Oberliga gestartet ist,
voranzubringen, anzuleiten, weiterzuentwickeln.
Haase zieht beim
MHC die Reißleine
Ende Juli hat die
32-Jährige mit dem ansteckenden Lachen entschieden, mehr vom Leben haben zu
wollen als zeitraubendes Hockey auf Bundesliga-Niveau. Deshalb zog sie beim
Mannheimer HC die Reißleine und ging. Ihre Überlegungen, kürzer zu treten, hatte
sie bei MHC-Damencoach Philipp Stahr schon vorher angedeutet. "Philipp war fair,
hat mir Verständnis entgegengebracht", erzählt Haase.
Ab einem gewissen
Alter sei eine solche Entscheidung zwar zu erwarten, Stahr habe aber ob Haases
Leistung noch nicht damit gerechnet. Das "mehr vom Leben", das sie anspricht,
hat vor allem mit der Liebe zu tun. Haase, die auch als Grundschullehrerin im
badischen Hettingen arbeitet, ist vor einem Jahr mit ihrem Partner nach Bad
Dürkheim gezogen. Dort fühlt sie sich wohl, geborgen. Sie ist angekommen, zu
Hause in der Kurstadt in der Pfalz.
"Ich hab's schon
wieder vermisst"
Nach so vielen
Jahren nur im Auto auf dem Weg zum und vom Hockey – "ich bin allein in den
letzten zwei Jahren dafür über 50.000 Kilometer gefahren" – soll es nun also der
kurze Weg zum DHC sein. "Ich hatte keine Lust mehr auf den großen Druck, will
einfach wieder Hockey spielen", erklärt Haase und wirkt erleichtert, all das nun
einfach so aussprechen zu können, weil alles geklärt ist. Nach Saisonende im
Mai, Platz zwei mit dem Mannheimer HC in der Bundesliga und dem verlorenen
Halbfinale in der Endrunde gönnte Haase sich eine Pause. "Ich hab’s schon wieder
vermisst", verrät sie nun Mitte August, meint nicht die große Bundesliga-Bühne,
sondern den Sport, den sie liebt und der ihr Leben so lange geprägt hat.
1986 in Leipzig
geboren, kam Haase mit ihren Eltern und ihrer vier Jahre älteren Schwester
Mandy, ebenfalls erfolgreiche Hockeyspielerin, 1989 nach Wilhelmsfeld bei
Heidelberg. Der Familie hat Lydia Haase viel zu verdanken. "Ohne meine Eltern
wäre das alles nicht möglich gewesen", sagt sie und denkt nicht nur an unzählige
Fahrten im Elterntaxi. Ihre ersten Hockey-Schritte machte Haase beim HC
Heidelberg, wechselte 1994 für zwölf Jahre zum Rüsselsheimer RK, anschließend
zum MHC. Eingesammelt hat sie unterwegs vier Deutsche-Meister-Titel und vier
Europa-Cup-Siege. Europameisterin ist sie mit den Juniorinnen und Damen
geworden. Zwei Vize-Titel und ein dritter Platz bei Europa- sowie Rang zwei und
vier bei Weltmeisterschaften der Damen stehen ebenso auf ihrer Erfolgsliste wie
zwei Olympia-Qualifikationen (2012 und 2016).
Offen, herzlich, sich ihrer Verantwortung bewusst
Dass sie bei all
den Titeln und Siegen mit beiden Beinen auf dem Boden, offen und herzlich
geblieben ist, beweist sie nun beim ersten Training im neuen Team. Bei der
Begrüßung gibt es Applaus, fast verlegen blickt Haase zu Boden, freut sich
später darüber, "total nett aufgenommen worden zu sein" von einer "ganz, ganz
sympathischen Mannschaft, die es mir sehr einfach gemacht hat".
Was Lars Weise, der
die Mannschaft mit Dirk Baumgarten zusammen trainiert, zum Neuzugang meint? "Ein
Traum, um es kurz zu sagen." Das Coach-Duo hat direkt mehr Zug im Training
festgestellt. "Lydia ist eine Spielerin, die uns gefehlt hat, die die Mädels
mitnimmt", kommentiert Weise. Sein prominenter Neuzugang ist sich der
Verantwortung bewusst: "Ich mache das gerne und habe mir als Ziel gesetzt, die
Mannschaft nach vorne zu treiben und die anderen zu unterstützen." Die
Erfahrung, die sie national und international gesammelt hat, will sie nun
weitergeben. "Schön, wenn das angenommen wird", freut sie sich.
Lydia Haase |
Schon nach der
ersten Einheit fühlt sich Haase wohl beim Traditionsclub in der Kurstadt: "Ich
hatte Spaß." Und noch was hat sie: "Wieder richtig Bock, den Schläger in die
Hand zu nehmen", sagt sie nach dem Training mit einem Lachen, dass schon während
der Übungseinheiten beim Dribbel-Pass-Training über Rohre und vorbei an Pylonen
fröhlich über den Platz schallte. Und dann? Setzt sie sich auf ihr Fahrrad und
fährt mit sehr zufriedenem Lächeln im Gesicht nach Hause, "dahin, wo ich mein
Glück gefunden habe".
Ex-Nationalspielerin verlässt den Mannheimer HC
Lydia Haase
tritt kürzer
Aus "Mannheimer
Morgen" am 9. August 2019
and - Mannheim/Bad
Dürkheim. Der Mannheimer Hockeysport verliert ein Aushängeschild: Lydia Haase
wechselte 2007 vom Rüsselsheimer RK zum Mannheimer HC, nach zwölf Jahren hat die
Stürmerin einen weiteren Vereinswechsel vollzogen und sich dem Dürkheimer HC in
der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar angeschlossen.
"Die Entscheidung,
aus Mannheim wegzugehen, ist mir nicht leicht gefallen. Gerade in der
abgelaufenen Bundesligasaison lief es ja nicht schlecht für mich. Ich hatte sehr
schöne Zeiten beim MHC und davor in Rüsselsheim. Ich bin jetzt aber 32 Jahre
alt, es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich endlich mehr von meinem
Privatleben haben will", betont die Stürmerin, die ihre Entscheidung bereits am
letzten Juli-Wochenende getroffen hat.
"Im kommenden
Oktober wohne ich seit einem Jahr in Bad Dürkheim, und zum Hockeyplatz dort sind
es fünf Minuten mit dem Fahrrad. Der Dürkheimer HC ist ein Traditionsverein, dem
ich gerne helfen möchte, aber die Belastung wird in der Oberliga für mich schon
deutlich geringer sein als zuletzt in der Bundesliga", wird Haase den
Hockeyschläger noch nicht in die Ecke stellen.
"MHC-Damencoach
Philipp Stahr hätte es gerne gesehen, wenn ich noch ein Jahr drangehängt hätte,
aber letztlich haben alle meine Entscheidung verstanden. Mal sehen, vielleicht
ergibt es sich in der Hallensaison, dass ich noch einmal für den MHC in der
Bundesliga auflaufe", lässt sich die Ex-Nationalspielerin ein Türchen offen. |