Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Lisa Jacobi

 

 

 

 

"Aus Plattenbau und Villengegend"
 

Lisa Jacobi schwärmt von der Integrationswirkung der "Hockey-Familie" auf Jugendliche

Von Michael Wien (aus "Main-Spitze" vom 30.09.2006)
 

Das Team des Vereines "Auszeit" ist mit sportbezogener Jugendsozialarbeit sehr erfolgreich in nun fast allen Stadtteilen aktiv. Auch Sportvereine und Schulen bewirken Integration, Gewalt- und Drogenvorbeugung - im Idealfall noch bevor solche Gefährdungen Jugendlichen überhaupt bewusst werden.
 

Lisa Jacobi (rechts) im Februar 2005 während ihrer Karriere als Bundesliga-Spielerin des RRK, mit dem sie 8 Deutsche Meisterschaften und 12 Europa-Cups gewann. Heute trägt sie als Trainerin zur Selbstfindung und Integration junger Menschen bei.

In Lisa Jacobi verbinden sich die Kräfte von Schule und Verein. Mehr als zehn Jahre wirbelte sie als Stürmerin des RRK in der Hockey-Bundesliga. Damals wohnte sie in Mainz, nun spielt sie nicht mehr für Rüsselsheim und wohnt - in Rüsselsheim. Im Frühjahr zog sie her. Aus gutem Grund, denn 20 Stunden arbeitet sie als Trainerin der hessischen U16-Auswahl beim Hockeyverband in Frankfurt, eine weitere halbe Stelle beim "Rüsselsheimer Schulsportzentrum" gibt Gelegenheit, sich auch hier um Nachwuchs zu kümmern. Kant- und Planckschule sind dabei, gerade bemüht sich Jacobi, zur Nauheimer eine hiesige Grundschule fest einzubeziehen. Obendrein betreut sie U16-Nachwuchs beim RRK.

Zu trennen ist da nichts, soll es auch gar nicht. Beim Verband, in den Schulen und von ihrer Arbeit beim RRK profitieren immer zuallererst Jugendliche. Eins greift ins andere: Das Interesse des seit vielen Jahren im Hockey ganz vorne mitmischenden RRK muss es sein, Nachwuchs zu haben. "Sind Lücken erst einmal entstanden, dauert es drei, vier Jahre intensivster Arbeit, sie zu schließen, wie bei den Bundesliga-Herren zu erleben." Von Talentsuche und Talentförderung durch Fachleute wie Lisa Jacobi profitieren auch die Schulen. Die Aufgeschlossenheit der Sportlehrer stimmt Jacobi glücklich. Im übrigen wird sie bald eine von ihnen sein, mit Deutsch als zweitem Fach.

Was im Zusammenwirken von Schule und Verein bereits möglich ist, wurde gerade bewiesen, als die Hockey-Mädchen des Kant-Gymnasiums in Berlin Platz drei beim Bundesfinale von "Jugend trainiert für Olympia" erreichten. Begonnen hatten diese Asse in Schulhockey-AGs, zusätzlich gefördert werden sie vom RRK. Weshalb sich Lisa Jacobi nicht als Mutter der Sensation feiern lässt. Sie ruft den RRK-Bundesliga- und Ex-Nationaltrainer auf: "Berti Rauth geht seit vielen Jahren in die Schulen. Auch Nina Günther hat Mitentscheidendes geleistet", sagt sie beschwörend und freut sich immer wieder, wie sich darauf und auf der Arbeit der Schulsportlehrer weiterbauen lässt.

Ob man mit Hockey auch Kinder aus sozialen Ghettolagen holen kann? Hockey sei sogar mehr noch als manche populärere Sportart genau das Richtige für alle Kinder, die eine zusätzliche große Portion Nestwärme gebrauchen können. Spricht Jacobi von der "Hockey-Familie", klingt das nicht nach hohlem Werbespruch. Anders als im Massensport erlebten Kinder hier einen kleineren Kreis, der etwas auf sich und in dem jeder etwas auf den anderen hält, ohne Dritte klein zu reden. Einen Kreis, in dem man gut miteinander umgeht, auch wenn es Konflikte auszutragen oder mit sportlichen oder anderen Niederlagen umzugehen gilt. "Hier geht kein Kind verloren. Übrigens wortwörtlich. Wo sonst könnte man bei Festen ein Kind umherziehen lassen? Einer gibt auf den anderen acht."

Mannschaften fänden sich aus allen Schichten zusammen, Spieler kämen aus dem Plattenbau wie aus der Villa. Sie selbst entdeckte Hockey als Zehnjährige. Mädchen seien bis heute besser zu erreichen, Jungen oft früh mit Fußball verheiratet. "Dabei reden wir keinem etwas aus. Warum sollte man nur eine Sportart lieben?" Kinder und Jugendliche lernten über Spieltechnik hinaus, sich Ziele zu setzen, ihr Leben zu organisieren, solidarisch zu sein. Mit Hockey reich zu werden, kann Lisa Jacobi keinem versprechen. Erlebnisse in einem Team aber und Prestige-Gewinn auch bei der Umwelt allemal, nicht nur wenn sie Siege sieht wie eben den der IKS. "In dieser Mannschaft sind Mädchen, die erst zwei, drei Jahre Hockey spielen. Unsere tolle Torfrau kam im vergangenen Jahr zu uns!"