In Lisa Jacobi verbinden sich die
Kräfte von Schule und Verein. Mehr als zehn Jahre wirbelte sie als Stürmerin des RRK in der Hockey-Bundesliga. Damals wohnte sie in Mainz, nun spielt sie nicht
mehr für Rüsselsheim und wohnt - in Rüsselsheim. Im Frühjahr zog sie her. Aus
gutem Grund, denn 20 Stunden arbeitet sie als Trainerin der hessischen
U16-Auswahl beim Hockeyverband in Frankfurt, eine weitere halbe Stelle beim
"Rüsselsheimer Schulsportzentrum" gibt Gelegenheit, sich auch hier um Nachwuchs
zu kümmern. Kant- und Planckschule sind dabei, gerade bemüht sich Jacobi, zur
Nauheimer eine hiesige Grundschule fest einzubeziehen. Obendrein betreut sie
U16-Nachwuchs beim RRK.
Zu trennen ist da nichts, soll es
auch gar nicht. Beim Verband, in den Schulen und von ihrer Arbeit beim RRK
profitieren immer zuallererst Jugendliche. Eins greift ins andere: Das Interesse
des seit vielen Jahren im Hockey ganz vorne mitmischenden RRK muss es sein,
Nachwuchs zu haben. "Sind Lücken erst einmal entstanden, dauert es drei, vier
Jahre intensivster Arbeit, sie zu schließen, wie bei den Bundesliga-Herren zu
erleben." Von Talentsuche und Talentförderung durch Fachleute wie Lisa Jacobi
profitieren auch die Schulen. Die Aufgeschlossenheit der Sportlehrer stimmt
Jacobi glücklich. Im übrigen wird sie bald eine von ihnen sein, mit Deutsch als
zweitem Fach.
Was im Zusammenwirken von Schule und
Verein bereits möglich ist, wurde gerade bewiesen, als die Hockey-Mädchen des
Kant-Gymnasiums in Berlin Platz drei beim Bundesfinale von "Jugend trainiert für
Olympia" erreichten. Begonnen hatten diese Asse in Schulhockey-AGs, zusätzlich
gefördert werden sie vom RRK. Weshalb sich Lisa Jacobi nicht als Mutter der
Sensation feiern lässt. Sie ruft den RRK-Bundesliga- und Ex-Nationaltrainer auf:
"Berti Rauth geht seit vielen Jahren in die Schulen. Auch Nina Günther hat
Mitentscheidendes geleistet", sagt sie beschwörend und freut sich immer wieder,
wie sich darauf und auf der Arbeit der Schulsportlehrer weiterbauen lässt.
Ob man mit Hockey auch Kinder aus
sozialen Ghettolagen holen kann? Hockey sei sogar mehr noch als manche
populärere Sportart genau das Richtige für alle Kinder, die eine zusätzliche
große Portion Nestwärme gebrauchen können. Spricht Jacobi von der
"Hockey-Familie", klingt das nicht nach hohlem Werbespruch. Anders als im
Massensport erlebten Kinder hier einen kleineren Kreis, der etwas auf sich und
in dem jeder etwas auf den anderen hält, ohne Dritte klein zu reden. Einen
Kreis, in dem man gut miteinander umgeht, auch wenn es Konflikte auszutragen
oder mit sportlichen oder anderen Niederlagen umzugehen gilt. "Hier geht kein
Kind verloren. Übrigens wortwörtlich. Wo sonst könnte man bei Festen ein Kind
umherziehen lassen? Einer gibt auf den anderen acht."
Mannschaften fänden sich aus allen
Schichten zusammen, Spieler kämen aus dem Plattenbau wie aus der Villa. Sie
selbst entdeckte Hockey als Zehnjährige. Mädchen seien bis heute besser zu
erreichen, Jungen oft früh mit Fußball verheiratet. "Dabei reden wir keinem
etwas aus. Warum sollte man nur eine Sportart lieben?" Kinder und Jugendliche
lernten über Spieltechnik hinaus, sich Ziele zu setzen, ihr Leben zu
organisieren, solidarisch zu sein. Mit Hockey reich zu werden, kann Lisa Jacobi
keinem versprechen. Erlebnisse in einem Team aber und Prestige-Gewinn auch bei
der Umwelt allemal, nicht nur wenn sie Siege sieht wie eben den der IKS. "In
dieser Mannschaft sind Mädchen, die erst zwei, drei Jahre Hockey spielen. Unsere
tolle Torfrau kam im vergangenen Jahr zu uns!"