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Über Mitglieder des
RRK (2000)
Lisa Jacobi |
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"Da geht immer 'was ab"
Lisa Jacobi bestreitet bei der
Hallen-EM in Wien ihr erstes A-Länderspiel
Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom
23.12.1999)
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Der Anruf platzte
mitten hinein in die Nahrungsaufnahme. Der letzte Bissen blieb Lisa Jacobi
ob der gewünschten Informationen aber keinesfalls im Halse stecken. Das,
was die Managerin der deutschen Damenhockey-Nationalmannschaft wissen
wollte, ließ eigentlich nur einen Schluss zu – ihre erstmalige Berufung
ins A-Team.
Später, beim
Kindertraining des Rüsselsheimer RK, habe sich dann auch Bundes- und
Vereinstrainer Berti Rauth zu seiner Entscheidung bekannt. Konkret: Am 27.
Januar besteigt die 22 Jahre alte Lisa Jacobi gemeinsam mit elf weiteren
Bundesligaspielerinnen in München ein Flugzeug, dass sie nach Wien bringen wird.
Dort beginnt am nächsten Tag um 10 Uhr das zehnte Turnier um die Hallen-EM, das
die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) zum achten Mal als
Titelverteidiger angeht. "Ich hab' mich natürlich total gefreut, wobei man die
Berufung schon ein bisschen relativieren muss. Das ist nicht die richtige
Nationalmannschaft, die da antritt", sagt die gebürtige und bekennende
Mainzerin. Tatsächlich sind mit Torhüterin Birgit Beyer (Rot-Weiß Köln) und
Melanie Cremer (Klipper Hamburg) nur zwei Spielerinnen in Österreich mit von der
Partie, die auch im Freien erste Wahl darstellen. "Der A-Kader ist im nächsten
Jahr so stark beansprucht, dass in der Halle jetzt wohl einfach 'mal andere ran
sollten", glaubt Lisa.
Ihre Einladung indes
hält sie, nicht zuletzt beim Blick auf die Kolleginnen, für gerechtfertigt. "Ich
denke, ich habe mich durch gute Leistungen in den Europacupspielen mit dem RRK
empfohlen. Und in der Halle zu spielen, macht mir einfach unheimlich Spaß. Da
geht im Gegensatz zum Feld eben immer 'was ab", sagt die Stürmerin, die zumeist
auf der undankbaren linken Angriffsseite agiert. Dass Berti Rauth 1996 mit einer
"B-Auswahl" dem DHB erstmals nicht den Titel beschert hatte und mit Marja Busch
eine ebenfalls weniger bekannte RRK-Spielerin zum damaligen Aufgebot zählte,
will die Sportstudentin nicht als böses Omen werten: "Da das für mich
wahrscheinlich ein einmaliges Erlebnis sein wird, möchte ich auf alle Fälle den
Titel holen", sagt Lisa Jacobi. Und nachdem sie erfahren hat, wer die sieben
anderen EM-Kandidaten in Wien sein werden, ist es keine Frage, wer am meisten zu
beachten sein wird: "England – wie immer".
Bundestrainer Rauth
mit sechs Neulingen zur Hallen-EM
Stars werden für die Olympia-Qualifikation geschont
Hamburg (sid - 25.01.2000). Mit einer
stark verjüngten Mannschaft reisen die deutschen Hockeydamen zur
Hallen-Europameisterschaft vom 27. bis 30. Januar in Wien. Bundestrainer Berti
Rauth nominierte für seinen zwölfköpfigen Kader gleich sechs Neulinge. Der
Altersdurchschnitt der "B-Auswahl" liegt bei 22,9 Jahren.
Von der Mannschaft,
die im Sommer Vize-Europameister auf dem Feld wurde, sind nur Torfrau Birgit
Beyer (Köln) und Melanie Cremer (Hamburg) in der österreichischen Hauptstadt am
Start. Rauth will bei der Hallen-EM Stammspielerinnen wie Britta Becker
(Rüsselsheim) oder Torjägerin Natascha Keller (Berlin) schonen, die Ende März im
britischen Milton Keynes das Qualifikations-Turnier zu den Olympischen Spielen
bestreiten müssen.
Deutschland startet in
Wien als Titelverteidiger. Bei bisher neun Europameisterschaften gewannen die
deutschen Damen achtmal. Nur 1996 musste man sich England geschlagen geben, als
Rauth ebenfalls wegen der Olympiavorbereitung mit einer Reservemannschaft
antrat.
Die deutschen
Hockey-Damen treffen in der Vorrunden-Gruppe A auf Weißrussland, Schottland und
die Slowakei. In der B-Gruppe stehen sich Gastgeber Österreich, Tschechien,
England und Russland gegenüber.
Der deutsche Kader:
Tor: Birgit Beyer (Rot-Weiß Köln), Julia Zwehl (Eintracht Braunschweig); Feld:
Anneke Böhmert (Klipper THC Hamburg), Julia Boie (Eintracht Braunschweig),
Melanie Cremer (Klipper THC Hamburg), Lisa Jacobi (Rüsselsheimer RK), Kim Lafeld
(Großflottbeker THGC Hamburg), Birgit Mensch, Silke Müller, Mara Puma (alle
Eintracht Frankfurt), Imke Rottgardt (RW Köln), Nina Schanninger (TSV Mannheim).
DHB-Damen
stürmen ins Halbfinale
Hallen-EM in
Wien: Weißrussland deklassiert
Lisa Jacobi im Kreis der
Mannschaftskameradinnen des RRK, Deutscher Feldhockey-Meister 1995 (hinten: Marja Busch, Denise Klecker,
Ingrid Stuhlträger, Lisa Jacobi, Sybille Breivogel, Nicole Hardt, Bianca
Heinz; vorn: Jennifer Lutz, Marloes Rhebergen) |
Wien (sid - 28.01.2000). Die
deutschen Hockey-Damen stürmten bereits am ersten Tag der
Hallen-Europameisterschaft in Wien ins Halbfinale und wurden ihrer
Favoritenrolle gerecht. Die Titelverteidigerinnen deklassierten nach dem
klaren 7:2-Auftakterfolg über Weißrussland auch im zweiten Spiel der
Gruppe A die Slowakei mit 13:1 (7:1).
Mit dem zweiten Sieg
im zweiten Spiel hat die Auswahl von Bundestrainer Berti Rauth, in deren Reihen
nicht weniger als fünf Spielerinnen ihr Debüt gaben, nun mit sechs Zählern beste
Chancen im Kampf um die Goldmedaille. "Die Mannschaft hat besser gespielt als
gedacht, die neuen Mädels haben sich bestens eingefügt. Die Russen sind zwar
auch sehr stark, aber wir sind am richtigen Kurs" meinte ein zufriedener
DHB-Trainer Berti Rauth.
Die Slowakinnen kamen
in ihrem ersten Vorrundenspiel nicht über ein 3:3 über Schottland hinaus, womit
die Deutschen ihr Halbfinalticket lösten. Am Samstag trifft die DHB-Mannschaft
im letzten Vorrundenspiel auf Schottland (10.00 Uhr).
Der Erfolg der
DHB-Damen war mehr als verdient, hätte aber aufgrund der vielen Chancen bei
weitem höher ausfallsen können. Nur im ersten Vorrundenspiel konnten die
Weißrussinnen zu Beginn mithalten, doch ab der Mitte der ersten Halbzeit
dominierten die Deutschen das Spiel immer deutlicher und gaben das Kommando auch
im ihrem zweiten Spiel des Tages gegen die Slowakei nicht mehr ab.
Die Slowakinnen waren
gegen das Powerplay der DHB-Spielerinnen chancenlos, kamen nur selten in den
Strafraum der Rauth-Truppe. Angeführt wurde das junge deutsche Team von der
erfahrenen Melanie Cremer, Torhüterin Birgit Beyer sowie Birgit Mensch, die am
Titelgewinn vor zwei Jahren beteiligt war.
Die Treffer gegen die
Slowakei erzielten Melanie Cremer, Birgit Mensch (3), Anneke Böhmert, Julia Boie,
Mara Pluma, Lisa Jacobi (2), Silke Müller und Imke Rottgard. Zuvor waren mit je
zwei Toren Silke Müller, Imke Rottgardt und Julia Boie erfolgreich. Einen
Treffer steuerte Anneke Böhmert bei.
Aus "Berliner Zeitung"
vom 31.01.2000:
Hallen-EM der Frauen in Wien
Finale: Deutschland - Russland
9:1 (5:0); Spiel um Platz 3: Tschechien - Schottland 4:1 (1:1); Spiel um
Platz 5: Slowakei - Weißrussland 8:7 nach Penaltyschießen (4:4, 3:2);
Spiel um Platz 7: Österreich - England 7:3 (3:2).
Nachgefragt bei ...
Lisa Jacobi
(Rüsselsheimer RK)
Aus "Main-Spitze" vom 01.02.2000
Die
deutschen Hockeydamen sind am Sonntag in Wien zum neunten Mal
Hallen-Europameister geworden. Für Sie war das zehnte EM-Turnier das erste im
Nationalteam. Was war das für ein Gefühl, gleich ganz oben zu stehen?
Lisa Jacobi: Na super,
irre. Zumal nicht jeder erwartet hat, dass wir Europameister werden, weil wir
diesmal nicht mit dem eigentlichen A-Kader angetreten sind. Bundestrainer Berti
Rauth hat aber ein supersympathisches, lockeres Team zusammengestellt. Leider
blieb danach nicht viel Zeit, gemeinsam zu feiern. Ich habe das dann in
Rüsselsheim nachgeholt und mich unseren Herren im Bootshaus angeschlossen.
War die
Titelverteidigung so einfach, wie es nach den fünf deutlichen Siegen aussieht?
Die Ergebnisse waren
alle ziemlich eindeutig, das stimmt. Aber das war nicht unbedingt zu erwarten,
da wir nur einmal zusammen trainiert haben. Was uns geholfen hat, war unsere
sehr gute Eckenausbeute.
Wie groß war Ihr
persönlichere Anteil am EM-Erfolg?
Ehrlich gesagt, war
ich überrascht. Ich habe in allen fünf Begegnungen in der Anfangsaufstellung
gestanden und im zweiten Gruppenspiel beim 13:1 gegen die Slowakei auch zwei
Tore geschossen.
Das heißt, Sie waren mit
Ihrer Leistung zufrieden?
Das müssten sie
vielleicht eher den Bundestrainer fragen. Der Überflieger, der alles stehen
lässt, war ich sicher nicht. Aber ich denke, es war okay.
Erwarten Sie einen
Motivationsschub für die DM-Endrunde am nächsten Wochenende in der
Walter-Köbel-Halle?
Die Hallen-EM war ein
Bonbon für mich. Das, was zählt, ist die deutsche Meisterschaft. Weil das, was
wir mit dem RRK erreichen, für mich persönlich einfach wichtiger ist. Wenn wir
den DM-Titel holen und Ende Februar vielleicht noch den Europacup der
Landesmeister verteidigen, das wär' super.
Was haben Sie in den vier Tagen von
Wien gesehen?
An einem Abend sind wir mit der
U-Bahn ins Zentrum gefahren und dort ein bisschen herumgelaufen: Stephansdom,
Kohlmarkt und so. Und wir haben in einem typisch wienerischen Lokal
österreichische Spezialitäten gegessen. Das war's auch schon. |