Von Philip Häfner
(aus "Berliner Morgenpost" vom 12. April 2015)
Mittendrin und doch
nicht dabei – diese leidvolle Erfahrung mussten die Frauen des Berliner
Hockey-Clubs in diesem Winter bei der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft
machen. Zwar waren die Berlinerinnen bei dem Turnier in der Max-Schmeling-Halle
vertreten, allerdings nur als Teil des Rahmenprogramms, beim Abschiedsspiel für
Rekordnationalspielerin Natascha Keller. Ansonsten hatte der BHC als Ausrichter
die Qualifikation für die Runde der vier besten Mannschaften Deutschlands
nämlich verfehlt. Eine herbe Enttäuschung, auch für Nationalspielerin Lena
Jacobi. "Das war bitter", sagt sie. "Die Endrunde zu verpassen, ist an sich
schon ärgerlich. Und eine Endrunde in der eigenen Stadt natürlich umso mehr."
Was ihnen in der
Halle noch verwehrt blieb, wollen die BHC-Frauen nun mit fünf Monaten Verspätung
im Freien erreichen: den Sprung zur DM-Endrunde Anfang Juli in Hamburg.
Mindestens Platz vier in der Tabelle ist dafür nötig. Aktuell stehen die
Berlinerinnen auf Rang fünf, fünf Punkte hinter dem UHC Hamburg, der jedoch ein
Spiel mehr absolviert hat. "Die Chance auf das Play-off ist auf jeden Fall noch
da", sagt Jacobi. Zum Auftakt der Rückrunde der Feldsaison empfängt der BHC am
Sonntag Außenseiter Eintracht Braunschweig. Die BHC-Männer empfangen danach den
TC Blau-Weiß.
Taktische
Flexibilität und herausragende Fitness
Für Jacobi ist das
Spiel gegen Braunschweig das erste in dieser Feldsaison. In der Hinrunde
pausierte die 29-Jährige noch – der Job im Produktmarketing ging vor. Weil zudem
etliche Leistungsträgerinnen ihre Karriere beendet hatten, stand der BHC zu
Saisonbeginn vor der Situation, eine völlig neue Mannschaft aufbauen zu müssen.
"Das war schon krass fürs Team, dass plötzlich so viele langjährige
Stammspielerinnen auf einmal ausgefallen sind", sagt Jacobi. Notgedrungen bekam
der Nachwuchs eine Chance – und nutzte sie. Stefanie Gwendt und Hanna Schniewind
gehören mit fünf beziehungsweise vier Treffern zu den erfolgreichsten
Torschützen der Liga, auch Lena Langer spielte eine starke Hinserie. Weitere
Jugendspielerinnen drängen nach vorne; gerade erst hat mit Anna Kilian eine
15-Jährige den Sprung in den Perspektivkader geschafft. Nationalspielerin Jacobi
ist fast doppelt so alt wie sie.
Dass der BHC in
dieser Saison verstärkt auf den Nachwuchs setzt, ist auch das Werk des neuen
Sportdirektors Matthew Hetherington, der auch als Frauen-Trainer fungiert. Der
Brite hat frischen Wind in den Klub gebracht. Zwei Dinge liegen ihm besonders am
Herzen: hohe taktische Flexibilität und eine herausragende Athletik, durch die
das schnelle Offensivspiel überhaupt erst möglich wird. Um das zu erreichen,
trainiert das Team Saison häufiger. "In der Vorbereitung gab es niemanden, der
nach dem Training nicht mit schweren Beinen nach Hause gegangen ist", erzählt
Jacobi. Falls es doch nicht mehr klappen sollte mit dem Play-off, "dann lag das
ganz sicher nicht daran, dass wir nicht fit waren", sagt sie.