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Über Mitglieder des
RRK (2010)
Kurt Hofferberth |
Kurt Hofferberth |
Bäckerei Hofferberth – 100 Jahre
Aus "Main-Spitze"
vom 28.05.2010
Die Bäckerei Hofferberth
schaut dieses Jahr auf ihr 100-jähriges Bestehen zurück. Gefeiert wird das von
Montag, 31. Mai, bis Samstag, 4. Juni 2010, mit verschiedenen Angeboten, die in
den Geschäften in der Haßlocher Straße 156 sowie der Bahnhofstraße 31 zu
bekommen sind.
Gegründet wurde das
Familienunternehmen am 21. April 1910 von Georg Hofferberth in der
Bahnhofstraße. Kurt Hofferberth, der das Geschäft mit Ehefrau Marion in der
dritten Generation führt, geht davon aus, dass der aus dem Odenwald stammende
Opa wegen Opel nach Rüsselsheim kam. Es wird angenommen, dass Georg Hofferberth
eine zum Verkauf stehende Bäckerei übernahm.
Mitte der 50-er Jahre
trat dessen Sohn, ebenfalls mit Vornamen Kurt, in den Betrieb ein. Ursprünglich
war dessen älterer Bruder für die Nachfolge vorgesehen, dieser kehrte jedoch
nicht mehr aus dem 2. Weltkrieg zurück. Im Jahr 1969 wurde die Bäckerei Gerhard
in der Haßlocher Straße übernommen. Dort befindet sich heute auch die Backstube.
Kurt Hofferberth II stieg in den 80-er Jahre als Geschäftsführer in den
Familienbetrieb ein. Ehefrau Marion kommt ebenfalls aus der Branche: Die Eltern
waren Betreiber vom Café Ende. Spezialisiert hat sich die Bäckerei Hofferberth,
die zeitweilig eine weitere Filiale im Hasengrund betrieb, auf Vollkornbrot,
dessen Getreide in der Backstube in der Haßlocher Straße frisch geflockt und
verarbeitet wird. Beliebt ist auch der Blechkuchen, der in verschiedenen
Variationen angeboten wird. Weiterhin hat die Bäckerei Hofferberth das übliche
Sortiment Brötchen und Kaffeestücken anzubieten.
Marion und Kurt Hofferberth mit
Tochter Anna sowie den Mitarbeiterinnen Eva-Maria Sever (links) und Doris
Kwapil (rechts) |
Gespür für den rechten Augenblick
JUBILÄUM Familie Hofferberth feiert 100. Geburtstag ihrer Bäckerei / Risikobereitschaft
und Besonnenheit
Von Michael Wien (aus
"Main-Spitze" vom 27.05.2010)
Das lebenserhaltende und dazu noch
Gaumenfreuden bereitende Handwerk des Bäckers hatte schon immer einen besonderen
Nimbus. In vielen Ländern bestimmt die Höhe des Brotpreises noch immer den Grad
gesellschaftlichen Friedens. Was arm zu sein bedeutet, konnte vor 100 Jahren
einer ermessen, der aus Höchst im randständigen Odenwald kam und die Bäckerei
Bopp an der Ecke Bahnhof- und Grabenstraße übernahm. Georg und Katharina
Hofferberth hatten entschieden, heimatliche Sorgen hinter sich zu lassen und in
dieser Stadt mit viel Mut ein noch weit höheres Risiko einzugehen.
Nach Rückzug des Vorgängers gab es
hier Bäcker, die allzugern die Kunden übernommen hätten. Und da kam jetzt also
dieser Neuling und wollte Konkurrenz machen. Am 19. Dezember 1909 hatte Georg
Hofferberth seine Meisterprüfung abgelegt, am 21. April 1910 übernahm er den
Boppschen Laden, voller Hoffnung, nah dem Opelwerk Umsatz machen und Kredite
rasch tilgen zu können. Mit Brot und Feinbackwaren (Kaffeestückchen), überzeugte
er die Rüsselsheimer. Zu den begehrten Spezialitäten zählten schon damals
Körnerbrote: Roggen-Vollkornbrot, Kölner Schwarzbrot, Kommißbrot, Westfälischer
Pumpernickel. Gebacken wurde, wo heute die Dresdner Bank ihren Sitz hat. Über
dem Laden wohnte man, samt Gesellen.
Fünf Jahre nach der Übernahme wurde
Georg Hofferberth zum Militär eingezogen. Weltkrieg eins, Westfront. Eine
Bäckerei ohne ihren Meister? Katharina Hofferberth und ein Geselle hielten
Qualität und Kundschaft. Heimgekehrt dirigierte Georg Hofferberth sein
Unternehmen durch die Weltwirtschaftskrise. In den 20er Jahren konnte er sogar
Umbauten finanzieren, Ställe und Schuppen abreißen, eine neue Backstube
einrichten. Wieder wurde Mut belohnt, die 30er brachten weiteren Aufschwung.
Zwei Gesellen und zwei Bäckerlehrlinge fanden Beschäftigung. Die älteste
Tochter, Margarethe, half im Laden. Neben Brot- und Feinbackwaren gab es Kuchen,
eine Vitrine zeigte Kekse und Pralinen von Weltfirmen.
Auch Nazizeit und Weltkrieg zwei
wurden durchgestanden. Ab 1943 half Tochter Irma in der Backstube mit. Sohn Kurt
kehrte 1945 verwundet heim. Das Backhaus war unversehrt, vom Laden standen
Außenwände. Anstelle seines vermissten, vermutlich gefallenen Bruders Paul
machte sich Kurt bereit, legte 1952 die Prüfung ab, übernahm mit Ehefrau
Anneliese den Betrieb. Und wiederholte den Aufstieg. 1969 wurde die Bäckerei
Gerhardt in der Haßlocher Straße übernommen. Nach Umbau wurde alles dort
gebacken, das Stammhaus 1975 verkauft und abgerissen. Kurt Hofferberth kaufte im
Neubau das Ladengeschäft, Eröffnung im November 1976.
Firmengründer Georg Hofferberth und eine
Angestellte
zu Beginn der 30er Jahre im Stammgeschäft in der Bahnhofstraße |
In der Backstube kurz nach dem Zweiten
Weltkrieg:
Firmengründer Georg Hofferberth (rechts) und Sohn Kurt (links vorn) |
Tochter Margret erlernte den Beruf
der Bäckereifachverkäuferin, von den Zwillingssöhnen entschied sich Kurt jr.,
das Bäcker- und auch das Konditorenhandwerk zu erlernen. In Marion Ende fand er
nicht nur seine Frau fürs Leben, sondern eine Hauswirtschaftsleiterin, die als
Konditorentochter weiteres Geschick und Finesse einbrachte und sich nun auch
noch zur Verkaufsleiterin im Bäckerhandwerk ausbilden ließ. Ein 1985 im
Hasengrund eröffnetes drittes Geschäft gaben sie 2005 auf, in Nauheim eine
Filiale zu gründen, verwarfen sie. 1992 bauten sie das Hauptgeschäft um, 2003
verwandelten sie mit einem versierten Innenarchitekten das Stehcafé in einen
Cafébereich mit Sitzplätzen, im Sommer ebenso publikumswirksam auf die
Bahnhofstraße ausgedehnt.
Die Nachfolgefrage stellt sich noch
lange nicht, das Paar schaut gelassen in die Zukunft. Beide Töchter, Anne und
Franziska, helfen mit und beweisen Geschick. Nie ist ein Hofferberth gezwungen
worden, das Geschäft zu übernehmen. Kurt Hofferberth bewundert den Mut seiner
Altvorderen, hat selbst Mut bewiesen. Dennoch kalkuliert er wohl mehr als der
Großvater und auch mehr als der bereits besonnenere Vater Risiken. Im Erfolg
erkennt er, dass dies offenbar genau die Taktik ist, heutigen Anforderungen
gerecht zu werden.
Auf hundert Jahre Tradition blicken (von
links) Marion und Kurt Hofferberth, hier mit Fachverkäuferin Klaudia Kerk,
vor ihrem Ladengeschäft in der Bahnhofstraße zurück |
Hundert Jahre am selben Ort
Geschäftsjubiläum: Bäckerei Hofferberth in der
Bahnhofstraße feiert mit Sonderangeboten – Der Gründer kam aus dem Odenwald –
Mit Qualität behaupten sich die Besitzer gegen Massenware
Aus "Rüsselsheimer
Echo" vom 27.05.2010
bje - Seit hundert Jahren an gleicher Stelle ist die Bäckerei Hofferberth zu
finden. Hier in der Bahnhofstraße 31 / Ecke Grabenstraße eröffnete der zugezogene
Odenwälder Georg Hofferberth den ersten Backwarenladen durch Übernahme einer
bestehenden Bäckerei. Sein heutiges Gesicht erhielt der Stammsitz in den
siebziger Jahren nach mehreren Umbauten.
Mit Außensitzen (nach Stehcafé) ist das Geschäft zum
gemütlichen Treffpunkt geworden. In der dritten Generation wird das Unternehmen
geführt, zu dem noch Geschäft und Backzentrum in der Haßlocher Straße 156
zählen, von Kurt Hofferberth junior. Seiner Frau Marion fiel der Einstieg nicht
schwer, entstammt sie doch der Konditorendynastie Ende, deren einstiges Café in
der Grabenstraße ein Begriff war.
Ob sich die Familientradition auch künftig fortsetzt, ist noch nicht
entschieden, beide Töchter haben sich noch nicht festgelegt. Zu ihrem Jubiläum,
das eigentlich auf den 21. April datierte, wartet die Familie Hofferberth mit
einigen Sonderangeboten auf. Gegen die Konkurrenz durch Billigbäcker und
Supermärkte könne man immer noch bestehen durch die Qualität eigener frischer
Waren und Spezialitäten, wobei auch Sonderwünsche erfüllt werden, so Marion
Hofferberth.
Mehr als durch (auch aktuelle) Konjunkturdellen habe sich der Umzug der
Opel-Zentrale an die Peripherie negativ spürbar gemacht.
Kurt Hofferberth auf
Ruderwanderfahrt mit den "jungen AHs" des RRK 1985 auf Fulda und Weser
(hinten: Heinz Nold, Michael Walther, Rüdiger Hochstein, Reinhard Passing,
Dirk Leisegang, Harald Ruppert, Ulrich Vorfalt, Jürgen Berger; vorn: Kurt
Hofferberth, Wolfgang Gentzsch, Klaus Kraft, Karl-Heinz Schwarzer, Thomas
Mildenburger, Guido Petri) |
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