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Über Mitglieder des
RRK (2012/13)
Klaus Gütlich |
Christine und Klaus Gütlich 2005 |
Gütlichs kündigten
"Alte Klostermühle"-Pachtvertrag für 2013
Lich (no). Es ist zwar noch ein knappes Jahr hin,
aber die Nachricht bewegt schon jetzt: In Kloster Arnsburg endet im September
2013 eine Ära. Die Pächter der "Alten Klostermühle", die Gastronomen Klaus und
Christine sowie Sohn Stephan Gütlich, haben ihren seit 40 Jahren laufenden
Vertrag gekündigt.
Aus "Wetterauer
Zeitung" vom 2. Oktober 2012
Bis 2023 hätten sie
eine Option gehabt, nun aber "wegen Differenzen" mit dem Laubacher Grafenhaus
ihrerseits gehandelt und das Pachtverhältnis beendet. "Es gibt keine schmutzige
Wäsche zu waschen", unterstrich Klaus Gütlich im Gespräch mit der Gießener
Allgemeinen Zeitung auf Frage nach den genaueren Gründen. Man werde ein weiteres
Jahr 100 Prozent Energie in das Arnsburger Haus stecken und sich dann ganz auf
die "Naunheimer Mühle" konzentrieren. Erstes Echo, zu vernehmen in Lich: Der
Abschied der Gütlichs ist ein großer Verlust für die Qualitätsgastronomie im
Gießener Land.
Am vergangenen
Freitag, rechtzeitig zum September-Ultimo, habe man dem Grafen die Kündigung
zugestellt, sagte der 67-jährige Gütlich-Senior und betonte, diese Entscheidung
mit seinem Sohn vollends abgestimmt zu haben. Quasi zwischen den Zeilen konnte
man Schwermut heraushören, doch vermied es der renommierte Gastronom, Emotionen
in den Vordergrund zu stellen.
Sieben der 14 Service-Coaches des
Gastro-Betriebs "Alte Klostermühle" in Lich-Kloster Arnsburg 2009: Stephan
Gütlich (li.), Inhaber Klaus Gütlich (Mitte), und Geschäftsführer Peter
Schönberg mit ihren Mitarbeitern. |
Fraglos deutet sich
eine Zäsur an, die bei den Betroffenen "ans Eingemachte geht", die man nicht so
einfach wegsteckt. Wenn denn der von Gütlich verwendete Vergleich mit einer
Scheidung zuträfe ("Wir haben uns auseinandergelebt ... die Chemie stimmt nicht
mehr"), so weiß ein jeder, dass auch ein solcher Schritt schmerzen kann:
Erinnerungen an und Erfahrungen aus 40 Lebensjahren an einem Ort kann man nicht
einfach an der Garderobe abhängen. Für den 1968 geborenen Stephan Gütlich, den
Junior, der als Koch in die elterlichen Fußstapfen trat, war und ist Arnsburg
Kindheit und Jugend, ist es Heimat. Und Klaus Gütlich spricht im
vorweggenommenen Rückblick von "meinen stärksten Jahren"; wohl wissend, dass die
Zukunft im Vergleich zur gelebten Strecke doch sehr überschaubar erscheint.
Immerhin, und da klingen Vater und Sohn, als verbinde sie eine
Männerfreundschaft, "hatten wir hier auch 20 gemeinsame Jahre".
Begonnen hatte die
Ära Gütlich in Arnsburg im Januar 1972. Am Geburtstag der Tochter seien sie –
damals noch als Pächter des "Hattsteiner Hofes" im nahen Münzenberg – die
letzten Gäste in der "Alten Klostermühle" gewesen, hätten dann einen Kurzurlaub
angetreten – und nach der Rückkehr erfahren, dass man in Laubach einen neuen
Pächter für Arnsburg suche. Einer schlaflosen Nacht folgte anderntags ein
Telefonat mit Oberforstdirektor Klaus Kamlah, dem Leiter der gräflichen
Verwaltung. "Und am 2. April 1972 haben wir eröffnet."
Bodenständiges
und Regionales
Aus den gern
zitierten einfach Anfängen heraus machten die Gütlichs eines der ersten Häuser
der Region: Gasthaus/Restaurant, Drei-Sterne-Hotel plus Catering. Die Kapazität
des Unternehmens heute, neben dem Haupthaus mit den gemütlichen Gastzimmern:
Bursenkeller 70 Personen, Pferdestall 35, Brauhaus 110 plus Tagungsräume im
Obergeschoss der "Alten Klostermühle".
Für die 24
Fremdenzimmer verfügte man zu Beginn über zwei Duschen und zwei Toiletten;
jenseits des Ganges. Nach und nach reifte das gastronomische Juwel heran, und
nicht minder sukzessiv wuchs der überregionale Zuspruch. Vermehrt fühlte sich
auch das Frankfurter Publikum angesprochen. Eine Tatsache, die bis in die
Gegenwart Gültigkeit hat: Die "Alte Klostermühle" ist einmal mehr im neuen
"Rhein-Main geht aus 2013"-Gastroführer als Empfehlung gelistet.
Die Rezeptur, aus
dem Haus einen florierenden Familienbetrieb mit aktuell 45 Beschäftigten zu
machen, war vergleichsweise einfach: Auf den Tisch kamen Bodenständiges ("aus
Omas Küche") und Regionales, zubereitet und garniert mit Qualitätsanspruch. Die
Gütlichs zählten zu den ersten Akteuren bei "Hessen à la carte", servierten
Saisonkost, etwa Spargel aus Griesheim oder Gemüse aus dem Ried, ließen sich von
Metzgern ihres Vertrauens beliefern.
Auf Kochmützen und
Sterne als Auszeichnung habe man sich nie kapriziert, sagten Klaus und Stephan
Gütlich. Zu risikoreich. "Mir lag es daran, für ein breites Publikum fair da zu
sein und mit ehrlichen Preisen. Nicht das Zeitgeschehen abbilden: heute
Schwarzlack, morgen Weißlack." Man habe "Pendelschläge, wie etwa das Aufkommen
der Nouvelle Cuisine, zwar mitgemacht, aber nicht ausgelebt". Das Publikum
dankte es, registrierte freilich gleichwohl die guten Kritiken in Fachblättern
wie "Der Feinschmecker". Ein Parameter zur Darstellung des Zuspruchs: Pro Jahr
sind etwa 100 Hochzeitsgesellschaften zu bedienen – mal große mit 100 und mehr
Gästen, mal im trauten Kreis der Eheleute mit ihren Trauzeugen.
Klaus Gütlich
mit der
Hockeyjugend des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08 1958 (hinten: Wolfram Jirzik, Klaus-Dieter
Michalski, Reinhold Jung, Michael Götz, Hans Steinmetz,
Hartmut Thienger, Klaus Gütlich; vorn: Martin Müller,
Michael Heuß, Rainer Seifert, Manfred Liebig, Thomas Uebel) |
Erster Betrieb in
Hessen sei man gewesen vor 30 Jahren mit einem "Tag der Auszubildenden". Wie man
überhaupt "die Lehrlinge gern nach vorn gestellt" habe, die dann ihrerseits bei
berufsfachlichen Wettbewerben geglänzt hätten. Klaus Gütlich selbst war von 1969
an im Kreisvorstand Wetterau des Hotel- und Gaststättenverbandes, später zwölf
Jahre lang dessen Vorsitzender, agierte zudem im HoGa-Landesvorstand. "Das ging
natürlich nur mit sehr guten, langjährigen Mitarbeitern, nur mit der Familie",
begründete der Senior sein außerhäusiges Engagement. Die Basis für seine
Erfahrung hatte er sich selbst bereits in jungen Jahren geschaffen: Der
gebürtige Rüsselsheimer ist Koch, lernte Restaurantfachmann, also Kellner, und
zudem Hotelkaufmann. "Sieben Jahre Berufsausbildung – in der Zeit schließen
andere ihr Studium ab."
Guter Ruf, auf
den sich bauen lässt
Kloster Arnsburg
wird nicht einfach abgewickelt; dafür ist den Gütlichs das Hotel-Restaurant
"Alte Klostermühle" zu sehr eine Herzensangelegenheit. "Wir gehen ja auch nicht
aus wirtschaftlichen Gründen. Das ist ein voll intakter, weithin ausgebuchter
Betrieb." Nun also die Entscheidung, von Herbst 2013 an nur noch Naunheim zu
machen, wo derzeit 30 Menschen in Lohn und Brot stehen. Die Mühle dort hatten
die Gütlichs vor 15 Jahren selbst hergerichtet, sie gehört ihnen – und sie hat
einen Ruf, auf den sich bauen lässt und in den ein weiteres Mal zu investieren
sich lohnt.
Musikzug und Freiwillige Feuerwehr Muschenheim
verabschieden Familie Gütlich
Nach 40 Jahren
in der Leitung des Hotelrestaurants "Alte Klostermühle" in Lich-Arnsburg
verabschiedete sich Klaus Gütlich mit seiner Familie von Gästen, Freunden und
Bekannten.
Aus "https://www.musikzug-muschenheim.de"
vom September 2013
Klaus Gütlich war
über viele Jahre ein Freund der Muschenheimer Blasmusik und hat diese in vielen
Belangen unterstützt. Am 15. September 2013, dem letzten Öffnungstag des
Restaurants überbrachten die Freiwillige Feuerwehr und der Musikzug Muschenheim
noch einen musikalischen Abschiedsgruß. Klaus Gütlich war sichtlich von dieser
Überraschung berührt und betonte, dass er die Verbindung zu der Muschenheimer
Feuerwehr und zum Musikzug bewahren will. Er sprach für beide Vereine für 2014
eine Einladung in das Restaurant "Naunheimer Mühle" in Wetzlar-Naunheim zu einem
Wiedersehenstreffen aus.
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