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Über Mitglieder des
RRK (2013)
Kimberly Körbel |
Klein, aber oho: Kimberly ("Kimmy") Körbel
hofft auf weitere Einsätze in den DHB-Nationalteams
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Mit 18 Jahren schon
mehr Verantwortung
"Kimmy"
Körbel freut sich über ihre EM-Silbermedaille, auf die dritte Bundesligasaison
mit den RRK-Frauen und ihren ersten Wahl-Gang
Von Martin Krieger
(aus "Main-Spitze" vom 05.09.2013)
Der August 2013
hätte eine runde Sache werden können. Dreieinhalb Wochen nach dem Endspiel der
Hockey-Europameisterschaft in Dublin feierte Kimberly Körbel ihren 18.
Geburtstag. Neben der Möglichkeit, nach einem halben Jahr begleiteten
Autofahrens fortan alleine hinterm Steuer sitzen und etwa vom Wohnort Frankfurt
drei Mal pro Woche zum Training nach Rüsselsheim unterwegs sein zu können,
empfindet die angehende Abiturientin die Volljährigkeit noch aus einem anderen
Grund als angenehm: "Bald das erste Mal zur Wahl gehen zu dürfen, ist schon
etwas Besonderes. Und ich habe mir auch schon überlegt, was ich wähle, will mich
aber vorher noch ein bisschen informieren", sagt die zierliche Stürmerin des
Rüsselsheimer RK.
Angesichts dieser
erfreulichen Veränderungen und dank des zeitlichen Abstands – nebst eines
Urlaubtstrips nach Kalifornien – ist die Enttäuschung vom 4. August inzwischen
spürbar verblasst: "Kurz danach war es schon sehr traurig, denn das Finale war
wirklich unser bestes Turnierspiel. Niemand hätte gedacht, dass wir die
Holländerinnen so dominieren würden, obwohl wir bei den beiden letzten
Oster-Turnieren immer vor ihnen lagen", erzählt Körbel.
Doch im Endspiel
der 7. U18-EM in Irlands Hauptstadt sollte das frühe 1:0 von Titelverteidiger
Niederlande auch beim Schlusspfiff Gültigkeit haben. "Mittlerweile kann ich aber
schon sagen, dass wir Silber gewonnen haben", so Körbel, die beim 9:0-Kantersieg
im Halbfinale gegen Frankreich ihr achtes Länderspieltor erzielt hatte.
Dass die 1,60 Meter
kleine und keine 50 Kilogramm leichte Angreiferin am Wochenende mit den
RRK-Frauen in ihre dritte Bundesligasaison startet, ist verschiedenen Fügungen
zu verdanken. Dank ihrer Lauffreudigkeit zunächst bei der SG Enkheim vornehmlich
über 800 Meter (Bestzeit so um die 2:30 Minuten) unterwegs, entdeckte sie anno
2005 bei der Frankfurter Eintracht ihre Liebe zum Hockey. Zwei Jahre später
bekannte sie sich ganz zum Teamsport und wechselte zum SC Frankfurt 1880.
Die kontinuierliche
Weiterentwicklung schlug sich irgendwann in der Aufnahme in den Hessenkader
nieder. Dort traf sie erstmals auf den früheren RRK-Coach Benedikt
Schmidt-Busse, im Nebenjob Landescoach. „Sein Training hat mir richtig gut
gefallen, und da ich bei einer DHB-Sichtung eine gute Beurteilung bekommen habe,
lag es nahe, nach Rüsselsheim zu gehen", sagt Körbel. Hätte es damals einen
Erstligisten in Frankfurt gegeben, wäre die Entscheidung womöglich anders
ausgefallen: Denn: "Es war und ist manchmal schon ziemlich anstrengend, Schule,
Fahrerei und Training unter einen Hut zu bringen."
Schusskräftiger
werden
Obwohl aufgrund des
überwiegend bis 17 Uhr ausgedehnten G8-Schulaufenthalts wenig Zeit für andere
Dinge und Freunde bleibt, habe sie die Entscheidung, Hockey der Leichtathletik
vorzuziehen, bislang noch nie bereut: "Es ist ein so dynamischer, interessanter
und abwechslungsreicher Sport. Man reist viel und lernt viele Leuten kennen",
sagt Kimberly, die fast alle "Kimmy" rufen. Auch ihr aktueller Übungsleiter: "Kimmy
verfügt aufgrund ihrer Athletik über unglaublich viel Potenzial", lobt Florian
Westermann.
Gleichzeitig sieht
der 31-jährige RRK-Trainer auch Steigerungsmöglichkeiten: "Sie kann sicher noch
mehr Zug zum Tor entwickeln und schusskräftiger werden." Die 41-malige
Jugend-Nationalspielerin kann das nachvollziehen: "Ein festerer Schuss wäre
sicher gut, und im Abschluss müsste ich insgesamt noch etwas schneller
reagieren. Aber ich sehe mich grundsätzlich eher als Vorlagengeberin", sagt
Körbel. Auf ihren ersten Bundesliga-Treffer indes hatte sie nur wenige Wochen
warten müssen: Im Mai 2012 erzielte sie das vierte Tor beim 4:2-Erfolg gegen den
Berliner HC – am Samstag am heimischen Sommerdamm erster Gegner in der neuen
Punktrunde.
Neben ihren Sprint-
und Ausdauerfähigkeiten, die sie im Vereins- wie Nationalteam auch in der
Defensivarbeit zu einer wertvollen Kraft werden lassen, sieht sich die
18-Jährige in der bevorstehenden Spielzeit in einer etwas anderen Rolle: "Wir
haben fünf Abgänge und viele ganz Junge dabei. Da muss ich jetzt wohl auch etwas
mehr Verantwortung übernehmen." Aufgrund der personellen Veränderungen dürfe man
für die Saison 2013/14 deshalb auch nicht zu viel erwarten. "Auf eine mögliche
Endrunden-Teilnahme zu spekulieren, ist unangemessen. Wir müssen zuerst einmal
ein gutes Team formen."
Einladung zum
U21-Lehrgang?
Bedenken, dass es
auch sie nach dem Abitur im nächsten Frühjahr womöglich bald woanders hinzieht,
braucht sich am Sommerdamm vorerst offenbar niemand zu machen: "Ich will zwar
studieren, weiß allerdings noch nicht was, aber am liebsten in Frankfurt." Das
dürften ihre Mitspielerinnen und ihr Trainer gerne hören. Und nachdem der August
nicht ganz rund lief, könnte der September das vielleicht kompensieren: Neben
dem großen Wahl-Sonntag am 22. etwa durch eine Einladung zum Herbst-Lehrgang des
U21-Nationalteams. Auf dass die über dem Bett hängende EM-Silbermedaille
möglichst bald Gesellschaft bekommt. |