Von Björn Jensen
(aus "Hamburger Abendblatt" vom 29.09.2007)
HAMBURG. Eigentlich
muss das, was derzeit bei den Bundesliga-Hockeydamen des Uhlenhorster HC
passiert, für Trainer Lars Reinecke Traum und Albtraum zugleich sein. Der
UHC-Coach hat in Katharina Schultz eine Torjägerin in seinen Reihen, die in
bislang fünf Saisonspielen bereits sechsmal getroffen hat. Doch diese
Erfolgssträhne ist nicht das Resultat guter Trainingsarbeit, denn: Schultz
trainiert gar nicht mit dem Team ‒ und ist doch nicht daraus wegzudenken.
Und das kam so: Im
Alter von zwölf Jahren zog die 22-Jährige, die beim UHC das Hockeyspielen
erlernt hatte, mit ihrer Familie nach Hanau. Dort spielte sie zunächst für den
ortsansässigen Klub, ehe sie vor der Saison 2005/06 zum Rüsselsheimer RK
wechselte. Als sie im Januar ihre Ausbildung zur Werbekauffrau abgeschlossen
hatte, entschied sie sich, ein Studium der Gesellschafts- und
Wirtschaftskommunikation anzuschließen. Sie bewarb sich in Hamburg und Berlin,
der Abschied aus Hessen war beschlossen. Obwohl die Zusage der Uni noch auf sich
warten ließ, entschied sich die Offensivspielerin, ihrem Exklub UHC für die neue
Saison zuzusagen, trotzdem würde sie noch bis zum Studienbeginn im Oktober bei
ihrem Ausbildungsbetrieb in Frankfurt arbeiten.
Nun wohnt sie also
weiterhin in Hanau, hält sich dort durch Joggen fit und reist nur an den
Wochenenden zu den Punktspielen an. Warum diese ungewöhnliche Vorbereitung zu so
großem Erfolg führt, kann sie sich auch nicht erklären. "Vielleicht ist es, weil
ich weniger Druck habe, vielleicht ist es aber auch nur das Glück, richtig zu
stehen", sagt sie. Die Bindung zum Team sei dadurch gegeben, dass sie viele
Spielerinnen schon aus der Jugend kennt. "Ich bin super aufgenommen worden und
fühle mich als vollwertiges Mitglied des Teams", sagt sie.
Dass sie dies über
die Halbserie, die Mitte Oktober endet, hinaus bleiben wird, ist unklar, denn
mittlerweile hat Schultz ihren Studienplatz in Berlin erhalten und will dem
Beruf Vorrang einräumen. Ein Wechsel zum Berliner HC ist ebenso eine Option wie
die Fortsetzung der "Fernbeziehung" mit dem UHC. Trifft die Torjägerin auch am
Sonntag (12 Uhr, Wesselblek) im Lokalderby gegen den HTHC, dürfte der Druck vom
Team, die Teilzeitarbeit fortzusetzen, steigen. Und auch Reinecke würde sich mit
seinem "traumhaften Albtraum" noch länger arrangieren.