Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2019)                                  

Kai Stieglitz

Der RRK und Trainer Kai Stieglitz gewinnen 2009 durch ein "Golden Goal" (3:2, 2:2, 0:2) in der Verlängerung den Europapokal der Landesmeister gegen den spanischen Meister Club de Campo de Madrid !!! (hinten: Masseur Adolf Katzenmeier, Masseur Lajos Fesus, "Physio" Diana Czerwonka, Teamarzt Dr. Dag Steeger von Keitz, Jan Petersen, Frank Trautmann, Thomas Jost, Trainer Kai Stieglitz, Christian Minar, Sven Wohlfahrt, Oliver Domke; vorn: Christian Domke, Tobias Wuttke, Andreas Späck, Mirco Fuchs, Lorenz Klee, Falk May, Physio Hanne Zöller)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

INTERVIEW

Ohne Groll und heimatverbunden

Der wenige Tage nach dem Hallen-Europacuptriumph 2009 als RRK-Trainer abgesetzte Kai Stieglitz ist inzwischen in Wiesbaden aktiv

Das Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 7. März 2019)

Anfang März 2009 war die Hochstimmung im Lager des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) mit einem Schlag massiv verwässert. Wenige Tage nach dem ersten Europacupsieg der Hockeymänner in der heimischen Großsporthalle (3:2 nach Verlängerung gegen Club de Campo Madrid) wurde öffentlich, dass die Spieler mehrheitlich beschlossen hatten, nach zehn recht erfolgreichen Jahren nicht länger mit Trainer Kai Stieglitz zusammenarbeiten zu wollen. Die daraufhin vom Vorstand ausgesprochene Kündigung empfand der seinerzeit 42-Jährige damals in der Form, "dass die Heimat mich verlassen hat". Nach knapp drei Jahren in Hamburg ist Stieglitz seit 2012 aber wieder in seiner Heimatstadt wohnhaft und auch dem Hockeysport weiterhin eng verbunden.

Herr Stieglitz, Sie haben kürzlich in Darmstadt dem aktuellen RRK-Trainer Volker Schädel zum Verbleib in der Zweiten Hallen-Bundesliga gratuliert und später mit der Mannschaft den Klassenerhalt gefeiert. Heißt das, dass nach der für Sie bitteren Trennung vor zehn Jahren jedweder Groll verflogen ist?

Wenn ich jetzt noch Groll verspüren würde, hätte ich sicherlich schon ein Magengeschwür oder Ähnliches. An die Trennung habe ich weder während des Spiels in Darmstadt noch später im Bootshaus gedacht. Ich wollte einfach feiern.

Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 2008 in Hamburg haben Sie die RRK-Männer Ende Februar 2009 in der heimischen Großsporthalle zum ersten Europacuptriumph geführt, um wenige Tage später von der Mannschaft den Stuhl vor die Tür gestellt zu bekommen. Wie denken Sie mit dem zeitlichen Abstand über die Geschichte?

Es ist insgesamt zu wenig von allen Seiten miteinander gesprochen worden. Alle Seiten, also ich, die Mannschaft und der damalige Vorstand, haben deshalb zur Trennung beigetragen.

Sie haben danach rund zweieinhalb Jahre erfolgreich beim Großflottbeker THGC und SV Blankenese in Hamburg sowie lange in Mainz gearbeitet und sind seit 2017 nun beim Wiesbadener THC als Nachwuchstrainer tätig. Würden Sie sagen, dass der Abschied vom RRK rückblickend durchaus etwas Gutes hatte?

ZUR PERSON

•  Kai Stieglitz ist zwar in Flörsheim geboren, darf aber trotz eines knapp dreijährigen Intermezzos in Hamburg als bekennender Rüsselsheimer gelten. Der 52-Jährige kam als Jugendlicher zum Rüsselsheimer RK und schaffte es dort zum Bundesligaspieler und zur Spielzeit 1999/2000 auch zum -Trainer. Gleich in seiner ersten Saison führte er die RRK-Männer in Essen ins Finale der Hallen-DM. Nach Aufs und Abs sowie einem Schädel-Hirn-Trauma, erlitten bei einem schweren Unfall auf der A3 bei der Rückfahrt von einem Testspiel in Köln im August 2007, folgte ein halbes Jahr später in Hamburg schließlich auch der Meistertitel.

•  Anno 2009 gelang in der heimischen Großsporthalle der Europacupsieg, bald darauf kam die für Außenstehende abrupte Trennung vom Ruderklub. In dieser Feldsaison zeichnet Stieglitz beim Wiesbadener THC für die A- und D-Knaben sowie für das rnännliche Torwarttraining verantwortlich.

Neue Erfahrungen und ein Umzug in die schönste Stadt Deutschlands sind immer lohnend. Insofern hatte die Entwicklung sicherlich etwas Gutes. Allerdings hätte ich damals auch gerne beim RRK weitergemacht.

Worin unterscheiden sich in Ihren Augen die genannten Vereine vom RRK, beziehungsweise was läuft dort besser, was vielleicht weniger gut?

Alle Vereine sind unterschiedlich. Die Infrastruktur, die finanziellen Mittel, die Manpower und so weiter. Jeder Verein kann aber nur mit seinen individuellen Voraussetzungen arbeiten. Deshalb hinken die meisten Vergleiche. Eine Aufstellung der Unterschiede würde zu weit führen. Aber auch wenn andere Vereine sicherlich finanziell deutlich bessere Möglichkeiten haben, so sind andererseits die Hallenzeiten für Hockey in Rüsselsheim extrem gut.

Der RRK, bei dem Sie mehr als 25 Jahre Mitglied und auch Bundesligaspieler waren, ist im Freien aktuell nur noch viertklassig. Hätten Sie das vor zehn Jahren für möglich gehalten, und wo liegen für Sie die Gründe?

Dass es mit den finanziellen Möglichkeiten schwer werden würde, weiter Spitzenhockey, sprich Bundesliga, bei den Aktiven in Rüsselsheim zu finanzieren, war absehbar. Dass es so weit "nach unten" gehen würde, konnte man meiner Meinung nach nicht vorhersehen. Als Außenstehender kann ich über die Gründe nur spekulieren.

Andere ehemalige Spitzenvereine, etwa der Dürkheimer HC, machen ähnliche Entwicklungen durch und drohen in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Sind die Ursachen dafür ausschließlich an pekuniären Nachteilen gegenüber Großstadtklubs festzumachen?

Es wird immer schwerer, Spielerinnen und Spieler bei "kleinen" Vereinen zu halten. Teilweise werden schon Jugendspieler abgeworben oder bekommen von Landes- und Bundestrainern ab einem bestimmten Alter nahegelegt, zu höherklassigen Vereinen zu wechseln. Die weitere Berufswahl spielt auch eine Rolle. Hierbei haben die Großstadtklubs einen enormen Vorteil. Vereine, die weder Geld noch einen Standortvorteil haben, können Spielerinnen und Spieler nur durch eine gute Jugendarbeit und ein verbindendes Klubleben halten.

Der Wiesbadener THC beschäftigt neben Ihnen weitere zwei hauptamtliche Trainer, wobei Männercoach Thomas Dauner offiziell in Stuttgart zu Hause ist. Das Männerteam wäre in der Halle beinahe in die Zweite Bundesliga aufgestiegen und spielt im Feld höher als der RRK, dazu haben es kürzlich zwei weibliche Nachwuchsteams des WTHC zur DM-Endrunde gebracht. Ist in letzter Konsequenz also doch alles eine Frage des Geldes?

Ketzerisch gesagt ‒ Ja. Schließlich leben wir in einer real existierenden Marktwirtschaft. Wer mehr bezahlen kann, bekommt auch Trainer. Selbst überaus erfolgreiche Bundestrainer ‒ Bernhard Peters zu 1899 Hoffenheim und HSV, Markus Weise zum DFB, Yamilon Mülders nach China ‒ haben sich, sicherlich auch aus finanziellen Gründen, aus dem DHB verabschiedet. Zumindest Mülders hat erklärt, dass er ein solch lukratives Angebot nicht ablehnen wollte. In Wiesbaden wurde, vor allem im weiblichen Nachwuchs, seit Jahren auch mit "nur" einem festangestellten Trainer hervorragend gearbeitet. Diese Arbeit trägt nun Früchte.

Sie treten mit Wiesbadener Jugendmannschaften zwangsläufig gegen RRK-Auswahlen an. Sind Ihnen Erfolge in diesen Begegnungen besonders wichtig?

Nö. Allerdings spiele ich dann gegen die Kinder meiner Freunde, und da gibt es schon mal Trashtalk oder man nimmt sich auf den Arm.