Von André Depcke
(aus "https://www.stern.de" vom 10. September 2015)
Millionen Menschen
sind weltweit auf der Flucht. Dass etliche den Weg zu uns finden, treibt das
Land um. Vielen wollen helfen, darunter auch Sportvereine - kleine Clubs ebenso
wie der Profisport. Mit gutem Beispiel geht unter anderem der renommierte Club
an der Alster aus Hamburg voran. Der Hockey-Bundesligist lud am vergangenen
Sonntag kurzerhand Flüchtlinge, die derzeit in den Hamburger Messehallen
untergebracht sind, zu einem gemeinsamen Spiel in seine Halle am Rothenbaum ein.
![](bilder/julho-j15.jpg)
Hockeyprofi Julian Hofmann-Jeckel (mit dem Rücken zur Kamera) erklärt den
Flüchtlingen die Regeln des Sports |
"Die Meldungen der
vergangenen Tage ließen natürlich auch uns nicht kalt", erzählt Julian
Hofmann-Jeckel. Der 27-Jährige spielt in der ersten Herrenmannschaft des DCadA.
So nahm der Club, allen voran Ex-Nationalspielerin Elisabeth Meves sowie Immi
Mahn, die Ehefrau von Jo Mahn, Coach des Herren-Bundesligateams, Kontakt zu den
zuständigen Personen in den Messehallen auf. Gut 50 Flüchtlinge, die meisten von
ihnen aus Afghanistan, zeigten Interesse. "Zuerst wurde ihnen gesagt, es wird
Fußball gespielt", erzählt Hofmann-Jeckel, "als sie dann die Hockey-Schläger
gesehen haben, guckten sie erst mal recht verdutzt".
Nachdem die
Flüchtlinge jedoch ein paar Bälle geschlagen hatten, war die Scheu schnell
verflogen. "Ihnen hat es zunehmend Spaß gemacht", berichtet Hofmann-Jeckel. Die
Schläger für die Flüchtlinge stellte das Johanneum-Gymnasium in
Hamburg-Winterhude zur Verfügung. "Nachdem wir auf zwei Feldern Sechs gegen
Sechs gespielt haben, griffen wir dann aber doch noch mal zum großen Ball und
kickten zum Abschluss eine Runde Fußball." Wie sich herausstellte, spielten
einige der afghanischen Flüchtlinge in ihrem Heimatland sogar in der ersten
Liga. Sie waren am großen Ball somit versierter als mit dem Schläger und der
kleinen Kugel.
Laut Thomas
Wiedermann, Präsident des Clubs an der Alster, soll es bald eine Neuauflage der
Aktion geben. Wenn das Wetter mitspielt sogar unter freiem Himmel auf der
Club-Anlage im Stadtteil Wellingsbüttel, ergänzt Hofmann-Jeckel.