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Über Mitglieder des
RRK (2017)
Jürgen Kaul |
Jürgen Kaul mit seinen beiden Auszubildenden Dennis Eichhaus und
Mustafa Abusaida |
Das
erste Lehrjahr
schafft wichtige Grundlagen
Der Weg zum "Mechatroniker/-in
für Kältetechnik"
Von Achim Frommann
(aus "https://www.kka-online.info", 06/2017)
"Handwerk hat
goldenen Boden" – das Sprichwort gilt heute mehr denn je, ist aber etwas in
Vergessenheit geraten. Wer nach seinem Schulabschluss mit einer Berufsausbildung
in der Kälte- und Klimatechnik liebäugelt, sollte neben einigen
Grundvorsaussetzungen vor allem eines mitbringen: handwerkliches Interesse und
Lust auf einen spannenden technischen Beruf. Dann wird eine Belohnung nicht
ausbleiben.
In Deutschland gibt
es 41 eingetragene Vollhandwerke. Sie alle sind gelistet in Anlage A der
Handwerksordnung. Für diese Gewerke ist eine Meisterprüfung die Voraussetzung
zur Selbstständigkeit. Diese oder vergleichbare Qualifikationen fordert der
Gesetzgeber, wenn ein Beruf besonders gefahrgeneigt ist sowie eine besondere
Ausbildungsleistung erbracht wird. Die Anlage B1 nennt alle weiteren
Handwerksberufe, in denen eine Meisterprüfung freiwillig abgelegt werden kann.
Das sogenannte "handwerksähnliche Gewerbe" wird in Anlage B2 erfasst.
Ein echtes
Vollhandwerk
Als echtes
Vollhandwerk ist aber der Kälteanlagenbauer in Anlage A gelistet. Seit 2007
titelt der Beruf zeitgemäß als "Mechatroniker/-in für Kältetechnik", wird darum
auch unter dieser Bezeichnung bei den "Elektro- und Metallhandwerken" beim
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) geführt. Laut dessen Statistiken
gab es im Jahr 2016 insgesamt 3.939 Auszubildende, verteilt über insgesamt vier
Lehrjahre. Das entspricht einer Steigerung von 6,3 % zum Vorjahr. Einziger
Wermutstropfen: Wie bei vielen technischen Handwerken betrug die Frauenquote
lediglich 2 %.
Alles in allem ist
aber eine klare Entwicklung bei den Ausbildungszahlen erkennbar. Trotz
anhaltendem Mangel an Fachkräften wächst das Gewerk kontinuierlich, würde gerne
noch mehr ausbilden. Es sind derzeit etwas über 1.000 Anwärter, die diesen Beruf
jährlich ergreifen. Worauf kommt es vor der Berufswahl an und welche
Voraussetzungen fordert das erste Lehrjahr von einem Aspiranten?
Aller Anfang …
braucht Fleiß
"Normalerweise
kommen die jungen Leute direkt von der Schule zu uns, sind 16 oder 17 Jahre alt
und wagen den Schritt in den rauen Arbeitsalltag des Handwerksberufslebens",
weiß Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Kaul zu berichten. "Das ist für so manchen eine
große Umstellung, gelegentlich auch eine zu große Aufgabe, weshalb wohl generell
im ersten Jahr die Zahl der Abbrecher am höchsten ist. Viele stellen dann aber
fest, dass das Gras anderswo auch nicht grüner ist, die Arbeitsbedingungen oft
deutlich weniger attraktiv sind als im Kälteanlagenbau." Jürgen Kaul weiß nicht
nur als Geschäftsführer des Ausbildungsbetriebs Kälte- und Klimatechnik Kaul
GmbH in Rüsselsheim, wovon er spricht. In seiner Funktion als Obermeister der
Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen/Baden-Württemberg hat er
regelmäßig mit Berufsstartern im eigenen und in anderen Betrieben zu tun, kennt
die Erfahrungen und auch die Anforderungen des Marktes genau.
"Das
Ausbildungsniveau zum Mechatroniker für Kältetechnik hat gerade in den letzten
Jahren stark angezogen. Ob Elektro- und Regelungstechnik, Digitalisierung,
Vorschriften und Sicherheit oder die laufende Kältemittelthematik. All das
braucht ein Grundverständnis für Naturwissenschaften und Mathematik. Auch die
Fähigkeit zum logischen Denken hilft ungemein." Aus diesen Gründen klopft die
Firma Kaul ihre Bewerber für eine Ausbildungsstelle vorher ab, hat dafür einen
kleinen Einstellungstest entwickelt. "Uns ist wichtig, dass unsere neuen
Auszubildenden eine gute Grundausbildung von ihrer Schule mitbringen, schon
deshalb, damit sie in der Berufschule oder überbetrieblichen Lehrunterweisung (ÜLU)
dann am Ball bleiben können." Sollte dennoch das eine oder andere Defizit
bestehen, wird natürlich auch nachgeholfen, wenn sich der Bewerber willig,
interessiert und talentiert zeigt. Denn vor allem handwerkliches und technisches
Interesse bzw. Geschick sind wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Lehre.
"Durch unseren Test zeigt sich meist, wer schon handwerkliche Erfahrungen
gesammelt und sich ein paar Gedanken darüber gemacht hat, was Handwerk wirklich
bedeutet."
Jürgen Kaul erreicht mit den Ib-Herren des
RRK in der Feldsaison 1987 den
Aufstieg in die 1. Verbandsliga
(hinten: Uwe Wötzel, Jürgen Kaul, Joachim Heydweiller, Noel
Böhm,
Werner Pfeifer, Carsten Wolf, Hans-Jürgen Krause, Bernhard Schramek, Attila Ban, Robert Kleinz, Uwe Draisbach;
vorn: Andreas Wundram, Peter Oberhaus, Günter Schwanke, Ralf
Becker, Boris Landwehr, Denis Boller, Michael Treber, Wilfried Schwanke) |
Das erste Jahr
Der Einstieg in das
erste Ausbildungsjahr erfolgt in der Regel nach abgelegtem Schulabschluss. Es
gibt aber keine Zulassungsvoraussetzungen. Dennoch braucht es gute Kenntnisse in
Physik, Mathematik oder Chemie, um die Anforderungen der Kälte- und Klimatechnik
im Anlagenbau zu verstehen, umzusetzen oder bei der Fehlersuche anzuwenden. Wer
noch kein Abschlusszeugnis hat, ist dennoch gut beraten, sich frühzeitig um die
begehrten Ausbildungsplätze zu kümmern. Die Firma Kaul stellt beispielsweise
zwei Auszubildende pro Jahr neu ein, hat aber meist deutlich mehr Bewerbungen
vorliegen. Von Vorteil kann bei der Entscheidung ein zuvor geleistetes
Berufspraktikum sein, das schon während der Schulzeit absolviert wird. So merkt
ein Ausbilder schnell, wer sich für die Ausbildung eignet und ein Schüler stellt
fest, ob ihm ein technischer Beruf Spaß macht.
Beginn des ersten
Lehrjahres ist immer nach den Sommerferien je nach Bundesland ab 1. August oder
1. September. Der Lehrling erhält den Ausbildungsvertrag von seinem Arbeitgeber,
lernt seinen Ausbilder kennen und wird über den Ablauf "Betrieb – Unterricht"
des ersten Jahres informiert. Denn mit der dualen Ausbildung werden im
Unternehmen, in der Berufsschule sowie mit der überbetrieblichen
Lehrunterweisung theoretische und praktische Inhalte parallel vermittelt. "Unser
duales System ist einmalig in Europa und die beste Möglichkeit, einen
Auszubildenden auf das Berufsleben vorzubereiten. Unsere Gesellen sind nach
ihrer Ausbildung sofort einsatzbereit, müssen nach der Theorie und dem Berufsabschluss
nicht erst noch die Praxis lernen, was in anderen Ländern meist der Fall ist",
weiß Jürgen Kaul aus eigener Erfahrung.
Alles in allem
umfassen die ersten zwölf Monate fünf "Lernfelder", um Grundkenntnisse und
Grundlagen zu vermitteln. Während der 320 Unterrichtstunden in der Berufschule
geht es dabei um Arbeitsmittel und handwerkliche Fertigkeiten, ohne die keine
Anlage erstellt werden kann. Außerdem hat der Lehrling erste Berührungen mit dem
Kältekreislauf, dessen Komponenten, Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten. Die
ÜLU unterstützt die Lernfelder zusätzlich während eines zweiwöchigen Grundkurses
(GKK). Die meiste Zeit aber verbringt der Lehrling in seinem Ausbildungsbetrieb
und ist mit Mitarbeitern unterwegs, um Service- und Wartungsarbeiten sowie
Neubau von Kälte- und Klimaanlagen durchzuführen.
Auszubildende
berichten
Wie es sich
tatsächlich anfühlt, Mechatroniker für Kältetechnik zu werden, erzählen zwei
Auszubildende der Firma Kaul mit unterschiedlichen Biographien. Dennis Eichhaus
(27) zum Beispiel ist motivierter denn je. Nachdem sein erster Anlauf in einem
anderen Betrieb aus persönlichen Gründen scheiterte, sammelte er einige Jahre
Lebenserfahrung, um jetzt nochmals durchzustarten. "Ich bin sehr glücklich, dass
Herr Kaul mir diese zweite Chance gibt. Es ist ein super Beruf und ich bin
hochmotiviert, werde jetzt auch in der Schule gute Leistungen abliefern. Dass
ich ein Handwerk lernen will, war mir schon immer klar. Bei meinem heutigen
Arbeitgeber habe ich seit Beginn meiner Lehre viele Möglichkeiten, werde voll
eingebunden in die Montage, bei der Wartung oder im Kundendienst. Es ist schon
sehr früh ein teilselbständiges Arbeiten mit Netz und doppeltem Boden." Nach
seinen Erfahrungen in der Berufschule ist das nicht für jeden Schüler der
angebotene Weg, hängt immer vom Ausbildungsbetrieb und dem Lehrling ab. Er
selbst ist aber sehr zufrieden. "Wir lernen durchs Tun, das ist der beste Weg.
Mein Kollege und ich sind auch schon weiter als andere Lehrlinge in der
Berufsschule, denke ich. Die wussten noch nicht, wie man mit einem Manometer
umgeht, als ich in der Werkstatt unter Aufsicht schon die ersten Anlagen
evakuiert habe."
Sein Kollege heißt
Mustafa Abusaida, ist 35 Jahre und hat Familie. Seine Biografie ist sehr
ungewöhnlich, zeigt aber, dass es immer einen Weg gibt, wo ein Wille ist. "Ich
komme aus dem Irak, habe zuhause Biologie studiert und hatte danach eine eigene
Computerfirma.". Der Informatiker hatte bislang keine Berührungspunkte zur
Kältetechnik, fühlt sich aufgrund seiner umfangreichen Erfahrungen in der Heimat
aber als Handwerker. Man merkt ihm an, wie viel Spaß ihm seine Ausbildung macht.
Und trotz noch vorhandener Sprachbarrieren spricht er schon ein gutes Deutsch.
"In der Schule ist es manchmal schwierig, aber ich bin ein Mensch, der Fragen
stellt, wenn ich etwas nicht verstehe." Er lobt das Arbeitsklima mit seinen
Kollegen, erhält von ihnen große Unterstützung. "Schon nach zwei Monaten durfte
ich löten, war gleich mit auf den Baustellen und lerne am Besten in der Praxis
– weiß aber, dass man auch die Schule braucht", sagt der zweifache
Familienvater schmunzelnd.
Ausbildung
braucht Begleitung
Die Firma Kaul hat
zwei Meister, die sich um die Ausbildung der Lehrlinge kümmern, die
Berichtshefte kontrollieren oder Prüfungen mit vorbereiten. Kälteanlagenbau im
Fachbetrieb bedeutet anders als in der Industrie, dass Auszubildende schon früh
mit Monteuren unterwegs sind. Es ist sehr abwechslungsreich und bedeutet im
Kundendienst ständigen Kundenkontakt. Auch das muss ein junger Mensch meist erst
einmal lernen. Gleiches gilt für die Auftragsabwicklung auf der Baustelle in
Koordination mit den anderen Gewerken vor Ort.
In der Werkstatt
wird gelernt, wenn es etwas ruhiger ist. Dann geht es im ersten Ausbildungsjahr
um Grundlagen der Metallverarbeitung wie Bohren, Sägen, Feilen, die sachgerechte
Bedienung von Werkzeugen und Maschinen oder um Verbindungstechniken. "Die
Kältetechnik selbst wird in den ersten zwölf Monaten eher noch begleitend
zusammen mit den Gesellen oder Monteuren draußen 'erlebt' und durchs Zuschauen
gelernt", fasst Jürgen Kaul zusammen. "Und wenn wir glauben, ein Auszubildender
ist schon soweit, dann lassen wir ihn auch mal alleine ran. Vielleicht zuerst in
der Werkstatt, wenn eine Altanlage entsorgt werden muss. So können wir sehen,
wie er sich anstellt. Denn wenn einer nicht weiß, wo was angeschlossen wird,
können im Feld schlimme Fehler passieren. Das muss Stück für Stück beigebracht
werden." So erleben es auch Dennis Eichhaus und Mustafa Abusaida. Beide gehören
zu den fleißigen und lernwilligen Lehrlingen, haben gute Aussichten, von ihrem
Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden. |
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