Sie arbeiten auch bei 60 Grad Hitze
Tropisches Wetter bringt die Fachleute
von Kälte- und Klimatechnik Kaul ins Schwitzen
Von Tobias Goldbrunner (aus "Main-Spitze"
vom ...09.2003)
"Im Moment können wir gar nicht so schnell einbauen, wie es die Kunden
wollen": Kälte ist sein Metier, die anhaltende Hitzewelle bringt jedoch selbst
Jürgen Kaul derzeit ins Schwitzen. Der 42-Jährige Diplom-Ingenieur ist
Geschäftsführer von Kälte- und Klimatechnik Kaul. Sein Einsatz ist in diesen
Wochen quasi rund um die Uhr erwünscht.
Für ihn, seine acht Mitarbeiter und die zwei Auszubildenden sind Arbeitstage
von zwölf Stunden und mehr keine Seltenheit. Und das bei extremen Belastungen:
Nicht selten stehen die Anlagen auf dem Dach, wo über 60 Grad herrschen.
In der Feldsaison
1991 steigt Jürgen Kaul mit der zweiten Herrenmannschaft des RRK in die
Feldhockey-Oberliga auf
(hinten: Jürgen
Kaul, Joachim Heydweiller, Martin Krieger, Pascal Janson,
Stefan May, Denis Boller, Andreas Wundram, Werner Pfeifer;
vorn: Udo Wiedmann, Berti Rauth, Ernst Hünerfeld, Uwe Wötzel,
Wilfried Schwanke) |
"Die Bestellungen für Klimaanlagen gingen im Mai und Juni schlagartig los",
erklärt der gebürtige Rüsselsheimer, der das Königstädter Unternehmen vor zehn
Jahren von seinem Vater Heinrich übernahm. Dieser hatte die Firma 1967 für
Gewerbekältetechnik gegründet. Heute versorgt Jürgen Kaul, der schon als kleiner
Junge in den Schulferien dem Vater zur Hand ging und nach dem Studium der
Energie- und Wärmetechnik in Gießen unter anderem an Projekten im Frankfurter
Römer arbeitete, rund 1000 Groß- und Kleinkunden mit Klima- und
Lüftungstechniken aller Art.
Er baut kleine Klimaanlagen mit zwei Kilowatt in Schlafzimmer ein, aber auch
solche mit 240 Kilowatt, die mehr als 100 Büroräume mit kühler Luft versorgen.
Gefragt sind dazu besonders die so genannten Splitklimaanlagen. Kleine Geräte,
die sehr leise die notwendige Umluftkühlung erzeugen. In Labors oder großen
EDV-Räumen braucht man schon was Härteres: Hier gibt es Frischluftanlagen. "Die
können auch ruhig laut sein". In Konzertsälen werden hingegen enorm leise
Anlagen benutzt, die auch versteckt werden müssen.
"So einen Zustand wie dieses Jahr habe ich noch nie erlebt", meint Kaul, der
Tobias Goldbrunner über die Baustelle in den Opelvillen führte. Dort werden für
eine Ausstellung provisorische Klimaanlagen eingebaut.
Die Italiener hätten während ihrer Hitzewelle schon vor Wochen die Lagerhallen
der Hersteller leer gekauft, so dass zwischenzeitlich Geräte per Flugzeug aus
Asien kamen. Zurzeit laufen die Telefone bei den beiden Damen im Kundenservice
aber vor allem wegen Ausfällen heiß. Ständig sind die Monteure zu Reparaturen
unterwegs.
Die große Nachfrage nach Klimaanlagen sei jedoch nicht gänzlich neu. Vielmehr
seien die Komfortansprüche über die letzten Jahre hinweg ständig gestiegen.
"Jedes Geschäft, jede Bank, aber auch etliche Privathaushalte wollen heute nicht
mehr auf eine angenehme Klimatisierung zu verzichten". Dabei sei es jedes Jahr
das Gleiche. Sobald es warm wird, will jeder eine Klimaanlage.
Dabei haben Bestellungen im Winter Vorteile:
"Da gibt es kürze Lieferzeiten, und
außerdem sind die Produkte weitaus günstiger", rät Kaul. Doch auch in der kalten
Jahreszeit sind seine Mitarbeiter beschäftigt. Die regelmäßigen Wartungsarbeiten
müssen in großen Firmen das ganze Jahr weitergehen.
Stichwort Wartung: Wer an Großklimaanlagen erkrankt, darf die Schuld nicht auf
die Anlage schieben. "Dann liegt es möglicherweise daran, dass die Filter nicht
ordentlich gereinigt wurden", erklärt Kaul. Denn eigentlich sei die
„produzierte" Luft solcher Geräte gesünder als die von draußen. Auch für den
privaten Nutzer hat Kaul einen Tipp: "Ärzte empfehlen, dass die Innentemperatur
nur sechs Grad Celsius unter der Außentemperatur liegen soll". Wenn es draußen
35 Grad sind und drinnen 20 eingestellt werden, ist die Erkältungsgefahr groß.