Das Interview
führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 02.02.2022)
Mit dem
10:6-Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers haben die Hockeyspieler des
Rüsselsheimer RK den Vertrag mit der Zweiten Hallen-Bundesliga zum neunten Mal
verlängert. Diesmal allerdings bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende, woran
der 39 Jahre alte Jan Petersen seinen Anteil hatte. Der zweifache Familienvater
lebt mit Ausnahme einer Stippvisite nach Wien, um seine Doktorarbeit in Physik
abzuschließen, in Rüsselsheim und beschäftigt sich als Projektmanager bei einer
Bank mit dem Thema Nachhaltigkeit.
Herr Petersen,
parallel zum DM-Finale 2022 hat der RRK am Sonntag den vorzeitigen
Klassenverbleib gefeiert. Sie standen ebenso wie Mirco Fuchs als
Titelverteidiger letztmals 2009 im DM-Endspiel, das 3:5 verloren ging. Hätten
Sie sich damals vorstellen können, so lange noch auf hohem Niveau am Ball zu
sein, und was muss man dafür tun?
Ich hatte
eigentlich gedacht, dass ich viel früher leistungsmäßig zurückschrauben und mit
langjährigen Weggefährten in der zweiten oder dritten Mannschaft 'daddeln‘
würde. Aber es gab bei uns halt eine längere Flaute an guten Jugendspielern, und
man kann zudem sagen, dass wir auch immer noch gut genug sind und es zudem
weiterhin einfach sehr viel Spaß macht. Ich habe das Glück, dass ich auch früher
eigentlich nie zum Physio musste und auch noch relativ fit bin. Allerdings hatte
ich 2020 große Probleme im hinteren linken Bein und wende seither viel mehr Zeit
zum Dehnen auf.
Was war das
Erfolgsrezept dieser Runde, in die ja mit Liz Meneghello de Abreu mit einer in
der Halle vergleichsweise sehr unerfahrenen Trainerin gegangen wurde?
Grundsätzlich kann
man sagen, dass wir beim RRK das Hallenhockey in der Form kultiviert haben, dass
wir in der Abwehr sehr schwer zu knacken sind. Das System haben wir weiter
perfektioniert. Liz hat ja zudem wirklich Ahnung vom Hockey und hat das sehr gut
moderiert und wertvolle Impulse gegeben. Dazu hat Torwart Leon Traum
herausragend gehalten und ist für mich der Spieler der Saison, und in der
Rückrunde haben wir dann endlich auch unsere Ecken reingemacht. Und es hat sich
herausgestellt, dass wir in puncto Fitness und Spielentwicklung in der
Corona-Phase offenbar mehr als andere gemacht haben.
Es gibt Stimmen,
die besagen, dass es ohne Sie und andere Vertreter des goldenen Jahrgangs 1983
auch weiterhin noch nicht gehen wird. Wie lange wollen oder können Sie noch
mithelfen, und wie wichtig ist der Aufstieg im Freien in die drittklassige
Regionalliga?
Zunächst muss man
einmal sagen, dass es inzwischen Spieler im mittleren Altersbereich gibt, die
uns durch die Runde tragen. Jan-Erik Dudel etwa, mit dem ich mir die Position
teile, ist inzwischen deutlich besser als ich. Es wird aber wohl weiterhin eine
enge Kiste in der Halle bleiben, ganz einfach deshalb, weil wir keinen haben,
der Tore am Fließband erzielt. Die grundsätzliche Bereitschaft zum Weitermachen
ist vorhanden, aber nur dann, wenn das sichtbar weiterhilft. Den optimalen Punkt
zum Absprung zu finden, ist schwierig, aber es ist klar, dass die nachrückenden
Kräfte Spielpraxis brauchen, um sich zu entwickeln.