Aus
"https://www.darmstadt.ihk.de" (Oktober 2018)
Viele
Unternehmen in der Region ahnen, dass langfristig auch für sie an CSR (Corporate
Social Responsibility) kein Weg mehr vorbeiführt. Denn unternehmerisch
verantwortliches Handeln ist nicht nur gut fürs Image. Großunternehmen, die der
seit 2017 gültigen CSR-Berichtspflicht unterliegen, fordern entsprechende
Angaben auch von den kleineren Gliedern ihrer Lieferkette ein.
Aber: Wie
wird ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit Teil der
Unternehmenskultur? Wie wird daraus eine CSR-Strategie? Diesen Weg zeichnete
sehr anschaulich die Veranstaltung in der CSR-Reihe der IHK Darmstadt Rhein Main
Neckar beim Biotechnologie-Unternehmen R-Biopharm in Pfungstadt nach. Titel:
"Erfolgsrezept Mensch – CSR-Management bei R-Biopharm".
Die gute
Nachricht gleich am Anfang: "Als wir begannen, im Unternehmen eine
CSR-Strategie zu entwickeln, haben wir festgestellt, dass CSR ja nichts anderes
als die Werte bedeutet, die wir schon immer im Unternehmen leben", beschrieb
Ilona Kenji, seit Mai CSR-Beauftragte bei R-Biopharm, das Aha-Erlebnis, das auch
viele andere Betriebe haben dürften – denn CSR ist lediglich der Überbegriff für
einen verantwortungsvollen Umgang mit Menschen und Ressourcen. "Wir machen viel
mehr, als wir selbst für uns wahrgenommen haben", beschrieb sie die Erkenntnis
zu Beginn der Strategie-Entwicklung im Unternehmen, das in Pfungstadt rund 450
Mitarbeiter hat und weitere 800 in Tochtergesellschaften weltweit.
"Denn seit jeher
ist verantwortungsvolles Handeln Teil unseres Kerngeschäfts, wird unsere
Unternehmenskultur vom Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns getragen, steht bei uns
der Mensch im Mittelpunkt des Handelns."
Die bereits
vorhandenen Maßnahmen reichten von internen Fortbildungsangeboten, flexiblen
Arbeitszeiten oder Essen in Demeter-Qualität für die Mitarbeiter über die
betriebsinterne Photovoltaik-Anlage und die regionale Beschaffung als Beitrag
zum Umweltschutz und faire Preise und fairen Umgang mit Partnern und
Wettbewerbern auf dem Markt bis hin zu sozialen Projekten und Kooperationen mit
lokalen Organisationen als gesellschaftlicher Beitrag. Letztere drücken sich
darin aus, dass R-Biopharm mit den Darmstädter Werkstätten zusammenarbeitet, um
über Betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze (BIB) Menschen mit Handicap den
Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Nur: Es gab
all diese Dinge einfach – ohne, dass sie einem einheitlichen Konzept folgten
oder miteinander verknüpft wurden. Da auch von Kundenseite immer häufiger nach
Nachhaltigkeit gefragt und regulatorisch eine höhere Transparenz entlang der
Lieferkette erforderlich wurde und zudem für eine einheitliche CSR-Strategie
eine interne Grundordnung geschaffen und Prozesse definiert werden sollten,
setzte R-Biopharm ein CSR-Management ein – mit Ilona Kenji als Leiterin.
Als Richtschnur
wählte R-Biopharm den Deutschen Nachhaltigkeitskodex. Er biete einen
überschaubaren Handlungsrahmen, sei als komprimierter und handhabbarer Einstieg
in die CSR-Berichterstattung auch für Neulinge geeignet, erfülle die seit 2017
gültige EU-Berichtspflicht zu nichtfinanziellen Informationen und eigne sich für
den Anschluss an internationale Regeln und Anforderungen, erläuterte Kenji.
Wie aus den vielen
vorhandenen Ansätzen eine zukunftsfähige CSR-Strategie wurde, die nun immer
weiter geschrieben wird, erarbeitete sie gemeinsam mit dem Master-Studenten
Christian Balze. Im Rahmen seines Studiums "Business Ethics & CSR-Management"
begleitete er die CSR-Einführung bei R-Biopharm. Dafür untersuchte das
Unternehmen zunächst die Wertekultur seiner Kunden, um seine Strategie daran
auszurichten. Dabei schafften es "Respekt" und "ökologische Nachhaltigkeit" auf
Rang drei und vier der Werteskala der größten Kunden – hinter
Innovationsgeist oder -fähigkeit und Qualitätsanspruch.
Im nächsten Schritt
analysierte R-Biopharm, welche Nachhaltigkeitsthemen für seine externen
Stakeholder wichtig waren, um die Strategie entsprechend auszurichten. Die
dadurch identifizierten Nachhaltigkeitsthemen mit großer Bedeutung sollen nun
mit der CSR-Strategie prioritär angegangen werden. Dazu gehören unter anderem:
Work-Life-Balance, Produktqualität, Arbeitssicherheit und -gesundheit oder
Einhaltung der Menschenrechte.
Zur Analyse der
ökosozialen Risiken entlang der eigenen Lieferkette bat R-Biopharm schließlich
seine 100 umsatzstärksten Lieferanten um Teilnahme an einer Befragung. Darin
wurden detailliert alle wichtigen Aspekte von Nachhaltigkeit abgefragt – unter
anderem die Existenz eines Verhaltenskodex, die Mitgliedschaft in
Unternehmensinitiativen für Nachhaltigkeit oder CSR, ob die Unternehmen ein
zertifiziertes Umwelt- oder Energiemanagement haben und ob sie selbst einen
Nachhaltigkeitsbericht erstellen. All diese Dinge wurden dokumentiert und in
einem Gesamtkonzept zusammengeführt.
"Wir haben noch
viel zu tun, bis CSR auch wirklich in allen Köpfen im Unternehmen drin ist",
bilanzierte Ilona Kenji. "Aber mit dieser Strategie und der dafür geschaffenen
Stelle weiß nun jeder im Unternehmen, wovon wir sprechen, wenn wir CSR sagen."
Und Ideen für neue
Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit im Unternehmen hat sie noch viele.