Von Detlef Volk
(aus "Main-Spitze" vom 26.09.2017)
Der
Georg-Büchner-Saal im Landratsamt bildete den würdigen Rahmen für die
akademische Feier zum 50. Jubiläum des Rotary Clubs (RC) Rüsselsheim/Groß-Gerau.
Vor rund 100 geladenen Gästen gab Präsident Wilfried J. Ehrlich nicht nur einen
Rückblick auf die vergangenen fünf Jahrzehnte, in denen soziale Organisationen
vom RC mit rund einer Million Euro bedacht wurden. Ehrlich blickte in die
Zukunft des Clubs und kündigte weitere Spenden an. "So drehen wir das Rad von
Rotary auch in den nächsten Jahren weiter", sagte er. Das Motto bleibe, auf
Basis der 50-jährigen Tradition, die Freundschaft zu pflegen und sich hieraus
gesellschaftlich zu engagieren.
Besonders erwähnte
Ehrlich, dass sich der RC im Jubiläumsjahr auch für Frauen öffnete. "Für eine 49
Jahre als reiner Männer-Club agierende Gemeinschaft ein wahrlich bemerkenswerter
Paradigmenwechsel", sagte er.
Im Mittelpunkt der
akademischen Feier stand die Ehrung von drei Personen, die sich in besonderem
Maße für den Rotary Club eingesetzt haben. Mit der Paul-Harris-Medaille, die
Rotary International als Anerkennung für besonderes Engagement vorsieht, wurden
Christian Werum, Heinz Sauer und Karin Klausen ausgezeichnet.
Werum kam 2013 zum
Club und übernahm nach kurzer Zeit das anspruchsvolle Amt des Clubmeisters.
"Keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der der Club im Umbruch war",
sagte Ehrlich. Ohne sein großes Engagement wäre etwa die Beteiligung bei "Volk
im Schloss" nicht möglich gewesen. Heinz Sauer ist seit 41 Jahren
Rotary-Mitglied und war im rotarischen Jahr 1998/99 Präsident. "Über viele Jahre
haben Sie mit Ihrer sehr hohen Spendenbereitschaft Gutes in dieser Region
getan", lobte Ehrlich. Unter anderem hat Sauer im Juli 1999 auch ein neues
Transportfahrzeug dem Verein "Werkstätten für Behinderte" gestiftet. Es war für
Sauer nicht die erste Auszeichnung, sondern bereits die dritte
Paul-Harris-Medaille, diese nun mit zwei Saphiren. Karin Klausen ist kein
direktes Mitglied des Clubs, hat sich aber als Ehefrau eines Mitglieds etwa beim
Projekt, die schulische Bildung von Kindern des Kinderheims in Dzierzoniow/Polen
zu verbessern, besonders eingesetzt.
Spendenschecks in
Höhe von jeweils 9.000 Euro nahmen Vertreter von "Lichtblick" und Malteser
Hospizdienst entgegen. Die Vitos Tagesstätte für behinderte Menschen bekam einen
Kleinbus, der mit einer speziellen Rampe zur Aufnahme von Rollstühlen
ausgerüstet ist. Diese Spende wurde zusammen mit der BG Unfall-Klinik in Murnau
überreicht.
Die Festrede hielt
Anselm Bilgri, erfolgreicher Unternehmensführer der Andechs-Betriebe, Philosoph
und Theologe. Er blickte auf die Auswirkungen auf die Gesellschaft durch die
Veränderung in der Arbeitswelt zurück. Mit dem Wandel zur Industrie 2.0 folgte
die arbeitsteilige Produktion von Konsumgütern. Bestes Beispiel war der große
Standort von Opel, damals noch mit mehr als 45.000 Beschäftigten. Darauf folgte
Industrie 3.0, die programmierbare Automatisierung der Produktion. Heute nun die
nächste Stufe, Industrie oder Arbeit 4.0, die digital total vernetzte
Produktions- und Dienstleistungswelt. Für die Gesellschaft bedeute dies eine
völlig veränderte Arbeitswelt mit veränderten Anforderungen, sagte Bilgri. Die
Menschen müssten sich in Zukunft verstärkt selbst organisieren und mehr
Eigenverantwortung übernehmen. Das führe zu einem Wandel der Arbeitsinhalte.
Hier würden nur Betriebe überstehen, die auf eine gute interne
Kommunikationsstruktur bauen könnten. Trotz des schnellen Wandels warb er für
"Eile mit Weile", denn Kreativität brauche Entspannung und Freiräume. "Die
Zukunft wird spannend", blickte Bilgri dennoch optimistisch nach vorne.