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Über Mitglieder des
RRK (2018)
Horst Aussenhof |
![](bilder/hoaussen18b.jpg)
Geteilt im Goldenen Schnitt? Horst Aussenhof vermisst
den Präsidenten des Rotary Clubs Mainspitze, Reynold Schmitz. |
Mathematik
Über die Ästhetik entscheidet das Maß
Horst Aussenhof ist fasziniert von dem vor Jahrtausenden
bekannt gewordenen Phänomen des Goldenen Schnitts. Bei den Rotariern stellt er
das Teilungsverhältnis vor.
Von STELLA LORENZ (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 22.08.2018)
Der Goldene Schnitt – ein Begriff, der beim Lesen schon
glänzt. Das fand auch die Firma Opel im Jahr 1931, als sie mit "Der Goldene
Schnitt im Automobilbau" für ihr neues, sechszylindriges 1,8-Liter-Modell
warben. Aber nicht nur ob der schönen Wortverbindung verwendete der
Rüsselsheimer Autobauer den Begriff – tatsächlich wies der Pkw in der
Seitenansicht Merkmale des Goldenen Schnitts auf.
Was genau das eigentlich bedeutet, will Horst Aussenhof am
Montagabend seinem Publikum näherbringen. Der Lehrer für Mathematik und Physik
an der Immanuel-Kant-Schule hat schon lange ein Faible für das Thema, jetzt hält
er beim Treffen des Rotary Clubs Mainspitze einen Vortrag über den Goldenen
Schnitt. "Es gibt Themen, die begleiten einen das ganze Leben", sagt er.
Als er Kind war, habe sein Vater eine Wand im Elternhaus
durchbrechen wollen. "Das machen wir im Goldenen Schnitt", habe er gewitzelt –
seitdem ist Aussenhof angefixt. "Das hat mich immer beschäftigt und irgendwann
wollte ich die ganzen Informationen für mich zusammenfassen." So sei auch die
Idee zu dem Vortrag entstanden.
Den Einstieg findet Aussenhof dann erst einmal über ein
Bild zum Schmunzeln – er selbst, mit dem Bildnis der Mona Lisa auf dem T-Shirt
und mit Kreditkarte und einer Ananas in der Hand, ist zu sehen. "Was diese drei
Dinge miteinander zu tun haben, erfahren Sie später", sagt er geheimnisvoll.
Anfänge in der Antike
Ästhetik spiele beim Goldenen Schnitt eine große Rolle,
erklärt Aussenhof. Ob bei antiken Statuen, da Vincis vitruvianischem Menschen
oder bei dem Körperbau der Biene: Schon seit Jahrtausenden empfänden wir
Menschen eine Teilung nach dem Goldenen Schnitt als besonders ästhetisch. "Das
spürt man irgendwie", sagt eine Zuschauerin.
Mathematisch erklären lässt sich dieses Gespür mit einem
Teilungsverhältnis, das ganz ungefähr zwei Dritteln zu einem Drittel entspricht.
Teilt man die größere Teilstrecke durch die kleinere, erhält man die irrationale
(also unendliche) Goldene Zahl Phi, die gerundet etwa 1,62 beträgt.
Ein Mensch, der 1,62 Meter groß ist und im Stehen vom Boden
bis zum Bauchnabel einen Meter misst, ist also im Goldenen Schnitt teilbar.
Genau so, erklärt Aussenhof, gibt es zum Beispiel Goldene
Rechtecke, deren lange und kurze Seite in dem besonderen Verhältnis zueinander
stehen – auch die Kreditkarte und der Personalausweis. "Jeder von Ihnen hat also
ein Goldenes Rechteck in der Tasche", schließt Aussenhof.
Im eigenen Garten
Und auch im eigenen Garten kann man die Ästhetik der
Teilung beobachten: Blumen mit fünf Blütenblättern bilden, wenn man die Spitzen
der Blätter verbindet, ein reguläres Fünfeck – ebenfalls eine Figur, die den
Goldenen Schnitt aufweist.
Diese Ästhetik, erklärt er, haben sich viele Künstler
zunutze gemacht, erklärt Aussenhof und bringt jetzt die Mona Lisa ins Spiel,
deren Bilddetails im Aufbau unzählige Aspekte des Goldenen Schnitts aufweisen.
Dass heute in der Fotografie Bilder oft nach dem Goldenen Schnitt – das Motiv
sollte immer am linken oder rechten Bilddrittel ausgerichtet werden – komponiert
werden, ist kein Zufall.
Rätsel um die Ananas
Das Rätsel um die Ananas löst Horst Aussenhof dagegen erst
ganz am Ende. Die diagonalen Spiralen auf der Schale stellen, wenn man sie
zählt, die sogenannten Fibonacci-Zahlen dar – Zahlen, die wenn man sie
durcheinander teilt, ebenfalls die Goldene Zahl ergeben.
Die Zuschauer sind beeindruckt: So viel Mathematik steckt
im Alltag? "Schauen Sie mal mit einem anderen Blick auf Dinge", rät Horst Aussenhof zum Schluss.
Tatsächlich fallen in der anschließenden Diskussionsrunde
immer mehr Rotariern Beispiele ein. Und auch Präsident Reynold Schmitz lässt es
sich nicht nehmen, sich vermessen zu lassen: 1,90 Meter Gesamtgröße zu 1,15
Metern vom Boden zum Nabel macht 1,65 in der Teilung. "Ganz gut!", urteilt Aussenhof und setzt dann noch die größere Teilstrecke zur kleineren – vom Nabel
zum Scheitel – ins Verhältnis: 1,53.
"Ich bin eben nicht ganz proportional", sagt Schmitz
achselzuckend. "Aber es zählen ja auch die inneren Werte", sagt er und
schmunzelt.
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