|
Über Mitglieder des
RRK (2018)
Horst Aussenhof |
Horst Aussenhof, Lehrer und Musiker |
Kuriose Zahl
Vor dreißig Jahren wurde der Pi-Day erstmals gefeiert
Am 14. März wird
seit 1988 weltweit der Pi-Day gefeiert. Warum die Kreiszahl so eine Faszination
ausübt, hat uns Mathe-Lehrer Horst Aussenhof erzählt.
Von STELLA LORENZ
(aus "Rüsselsheimer Echo" vom 14.03.2018)
Vielleicht ist
heute der Tag, an dem Mathematiker und Zahlen-Enthusiasten aus aller Welt so
viel Kuchen backen wie sonst das ganze Jahr nicht. Der Pi-Day zu Ehren der
Kreiszahl wird traditionell mit Obstkuchen gefeiert – denn "pie" und "Pi" auf
Englisch klingen gleich.
Und der 14. März
gleicht in der amerikanischen Datumsschreibweise 3/14 den ersten drei Ziffern
von Pi: 3,14. 1988 rief der Physiker Larry Shaw den inoffiziellen Feiertag ins
Leben. Dass der Pi-Kuchen natürlich einen Durchmesser von 20 Zentimetern haben
muss und damit eine Grundfläche von 3,14 Quadratdezimetern, liegt auf der Hand.
Wofür Pi steht,
haben wir alle einmal in der Schule gelernt: Die Zahl beschreibt das Verhältnis
von Umfang zu Durchmesser eines Kreises. "Kurz: Alles, was kreisförmig ist, hat
mit Pi zu tun", sagt Horst Aussenhof. Er unterrichtet Mathematik und Physik an
der Immanuel-Kant-Schule.
Alt wie die
Menschheit
"Es ist eine Zahl,
die die Menschheit seit dem Altertum begleitet", weiß Aussenhof. "250 vor
Christus hat Archimedes die Zahl erstmals eingegrenzt. Im 16. Jahrhundert vor
Christus taucht sie bei den Ägyptern auf, selbst in der Bibel wird sie erwähnt."
Auch heute noch sei die Relevanz der Zahl immens. In vielen Bereichen der
Physik, zum Beispiel der Funktechnik, komme sie vor. Aber auch Verschlüsselungen
würden durch den Einsatz von Pi möglich.
"Damals hatte
Archimedes nur den Verdacht, aber heute ist klar: Pi ist keine periodische Zahl,
sie hat unendlich viele Nachkommastellen, deren Abfolge sich nie wiederholt",
erklärt Horst Aussenhof. Außerdem sei die Kreiszahl eine irrationale Zahl. "Das
heißt, sie kann nicht durch einen Bruch zweier natürlicher Zahlen dargestellt
werden." Am nächsten komme ihr der Bruch 22/7 – deshalb werde auch am 22. Juli
der Pi-Annäherungstag gefeiert.
Weltrekorde mit
Pi
Mittlerweile wurden
rund 22 Billionen Nachkommastellen der Zahl berechnet. "Das funktioniert heute
mit Algorithmen am Computer, aber es gibt auch zahlreiche Methoden zur
Berechnung", sagt Aussenhof. Überhaupt gebe es einige kuriose Rekorde rund um
Pi. "Vom auswendigen Aufsagen möglichst vieler Nachkommastellen bis hin zum
Pi-Vorlesen das gibt es alles", so der Mathematiker.
Auf die Frage, wie
viele Stellen nach dem Komma er auswendig rezitieren kann, lacht er. "3,14 – das
muss reichen, mehr ist in meinem Alltag nicht gebräuchlich", antwortet er
halbernst. Er selbst kennt den Pi-Day erst seit etwa 15 Jahren, findet die Idee
aber grundsätzlich gut.
"Es ist der
Versuch, der Sache auf die Schliche zu kommen", meint Aussenhof. Hochinteressant
sei die Zahl für ihn allemal, auch in der Popkultur werde sie immer mal wieder
aufgegriffen. "Es gibt sogar die Theorie, dass Goethes Faust irgendwann mal in
den Nachkommastellen auftaucht – wenn man die Zahlen mit Buchstaben gleichsetzen
würde", sagt Horst Aussenhof und lächelt verschmitzt.
Als gutes Omen
könnte die Zahl Pi an ihrem Festtag allemal herhalten: "Die Rüsselsheimer Grund-
und Leistungskurse schreiben nämlich heute ihr Mathe-Abi", verrät Aussenhof. Es
kann also nur eine kreisrunde Sache werden. |