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Über Mitglieder des
RRK (2019)
Herbert Eberts |
Herbert Eberts, gut gelaunt. |
"Der Brunnen soll Freude machen"
Er hat die erneute Inbetriebnahme des "Kurbelwellenmannes" maßgeblich
angetrieben: Herbert Eberts, 79 Jahre alt, Vorstandsmitglied der Rüsselsheimer
Winzerfreunde. Christian Preußer hat den ehemaligen Maschinenbauingenieur nach
den Hintergründen der Restaurierung des Brunnens gefragt.
Aus "Frankfurter
Neue Presse" vom 26.10.2016
Herr Eberts, warum
haben die Rüsselsheimer Winzerfreunde die Patenschaft für den Brunnen
übernommen?
HERBERT EBERTS:
Zunächst wegen eines ganz einfachen Selbstzwecks: Wir Winzerfreunde können uns
nach unserer Arbeit am Weinberg schnell mal die Hände waschen. Außerdem hat es
uns über die Jahre hinweg sehr gestört, dass der Brunnen so tot auf diesem Platz
vor unserem Weinberg herumsteht. Das wollten wir ändern. Daher haben wir die
Gespräche mit der Stadt gesucht.
Wie sieht die
Patenschaft für den Brunnen konkret aus?
EBERTS: Wir werden
die Bäume zurückschneiden oder das Wasser ablassen, wenn der Winter kommt. Uns
ist es wichtig, dass der Brunnen und das Areal schön erscheinen. Dass es Freude
macht, den "Kurbelwellenmann" anzuschauen.
Gibt es auch eine
historische Beziehung zwischen dem Brunnen und dem Verein?
EBERTS: Da ist zum
einen natürlich die geografische Nähe zwischen dem Brunnen und unserem Weinberg.
Außerdem habe ich als Lehrling bei Opel in den 50er Jahren noch echte
Kurbelwellenmänner erlebt. Ich habe noch gesehen, wie die Wellen geschmiedet
wurden. Insofern fühle ich tatsächlich eine Beziehung dazu. Den Beruf des
Kurbelwellen-Schmiedes gibt es heute gar nicht mehr.
"Kurbelwellenmann" plätschert wieder
Denkmal für
Opel-Mitarbeiter ist wieder in Betrieb
Aus "Frankfurter
Neue Presse" vom 26.10.2016
Zehn Jahre lang hat
der "Kurbelwellenmann" kein Wasser gesehen. Für 21.000 Euro wurde der
Zierbrunnen in den vergangenen zwei Jahren restauriert. Seit gestern plätschert
es wieder.
Da kam nur der
Rüsselsheimer Riesling in Frage: Als die Winzerfreunde Albrecht Schmidt und
Herbert Eberts gemeinsam mit Stadtrat Nils Kraft (SPD) die Wasserpumpe des
imposanten Wasserspiels am Weinberg angeworfen hatten, da tauften die drei
Herren den Brunnen erneut auf seinen bereits bekannten Namen:
"Kurbelwellenmann".
Herbert Eberts auf dem
Schlagplatz des RRK-Jugendachters 1955 auf der Würzburger Regatta (Günter
Belz, Sigurd Traiser, Herbert Heil, Dieter Pfeifer, Klaus Folger, Erwin
Kessler, Waldemar Dach, Schlagmann Herbert Eberts, Steuermann Adolf Schenzel) |
18 Zierbrunnen gibt
es in Rüsselsheim, mit dem "Kurbelwellenmann" sind nun sieben davon in Betrieb.
"Erstmal wird es keine weitere Inbetriebnahme geben", sagte Kraft, kurz nachdem
er den Weißwein in den Brunnen getröpfelt hatte. Rund 76.000 Euro kostet die
Pflege der Zierbrunnen im Jahr, erst im vergangenen Mai wurde über diesen
Haushaltsposten diskutiert. Nun hat die Stadt 21.000 Euro in die Restauration
und Technik des "Kurbelwellenmannes" gesteckt: "Eine Sondermaßnahme aus einem
anderen Budget", sagt Kraft.
Vor der
Inbetriebnahme wurde die Brunnentechnik vollständig überholt und repariert,
Pumpen und Steuerungstechnik mussten ausgetauscht und erneuert werden. Zehn
Jahre lang, seit 2006, strömte kein Wasser mehr durch die Zierbrunnen-Rohre. An
eine spontane Inbetriebnahme war nicht zu denken, das Wasserspiel war defekt,
reduziert auf seine skulpturale Wirkung.
Jetzt funktioniert
er endlich wieder: Von 8 Uhr morgens bis 19 Uhr am Abend wird der bemerkenswerte
Brunnen nun an der Stresemannanlage, Ecke Frankfurter Straße vor sich hin
plätschern. "Dass wir uns heute über die Inbetriebnahme des Brunnens freuen
können, das geht auf das Engagement der Winzerfreunde zurück", sagte Kraft.
Insbesondere Albrecht Schmidt und Herbert Eberts hätten sich für die
Inbetriebnahme stark gemacht.
Der trockengelegte
Brunnen war den Winzerfreunden tatsächlich lange schon ein Dorn im Auge: Der
"Kurbelwellenmann" liegt in der Nähe des Weinbergs, beim Hessentag soll dieses
Areal die Besucher zur Weinverköstigung anlocken. "Wir haben die Patenschaft für
den Brunnen übernommen und werden uns darum kümmern, dass der Platz schön
aussieht", sagt Albrecht Schmidt, Vorsitzender der Winzerfreunde.
Die Bronzeplastik
wurde 1938 vom Bildhauer Ludwig Spiegel aufgebaut und gilt als Denkmal für
Rüsselsheimer Opel-Arbeiter. Ludwig Opel soll in seinem Testament den Bau
verfügt haben – mit dem Hinweis, die Stadt solle durch den "Kurbelwellenmann"
verschönert werden. Ob der Brunnen zwischen 1938 und 2006 durchgängig in Betrieb
war, das weiß bei der Taufe niemand.
Arbeitskleidung und
Werkzeug des Schmieds sind beeindruckend herausgearbeitet, wie auch Mimik und
Körperhaltung. Das ist eine durchaus beeindruckende Arbeit, gleichwohl erinnert
die Ästhetik des Brunnens an eine sehr dunkle Zeit. Und tatsächlich:
"Körperhaltung und Gesichtsausdruck entsprechen dagegen der für die NS-Kunst
typischen Heroik", steht auf einem Schild am Brunnen. Und weiter: "1939 war die
Plastik auf der jährlichen NS-Ausstellung 'Große Deutsche Kunstausstellung' in
München ausgestellt."
Daran will heute
aber niemand denken, schließlich erfüllt der Brunnen neben seiner imposanten
Wirkung auch einen sehr profanen Zweck: "Wir können uns jetzt wieder nach
unserer Arbeit am Weinberg die Hände waschen", sagen die Winzerfreunde lachend.
Der
Kurbelwellenmann hat wieder Wasser
Von Markus Jäger
(aus "Main-Sitze" vom 26.10.2016)
Zehn Jahre lang
wurde der "Kurbelwellenmann" an der Stresemannanlage auf seine "skulpturale
Wirkung reduziert", wie es Baustadtrat Nils Kraft (SPD) formulierte. Heroisch
ragt die zwei Meter hohe Bronzeplastik über dem Brunnen (siehe Infokasten), der
seit 2006 stillgestanden hatte und seit gestern wieder in Betrieb ist. Grund für
die Stilllegung sei ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung gewesen, alle
Zierbrunnen mit einem hohen Sanierungsbedarf außer Betrieb zu setzen, wie Kraft
erläuterte.
DIE PLASTIK
Die Bronzeplastik wurde 1938 mit dem Titel
"Kurbelwellenschmied" vom Stuttgarter Bildhauer Ludwig Spiegel als Denkmal
für die Opel-Arbeiter angefertigt und aus dem Vermächtnis Dr. Ludwig Opels
finanziert. 1939 wurde die Plastik auf der jährlichen NS-Ausstellung "Große
Deutsche Kunstausstellung" in München ausgestellt. (mj) |
Neue Pumpe und
Steuerungstechnik
Für rund 21.000
Euro wurde der Brunnen an der Stresemannanlage nun vollständig überholt und
repariert. Dabei wurde die defekte Pumpe ausgetauscht und die Steuerungstechnik
erneuert. Ab sofort wird der Brunnen wieder jeden Tag von 8 bis 19 Uhr laufen,
wie Karsten Schwarz vom Fachbereich Gebäudewirtschaft erklärte. Ziel der
Wiederinbetriebnahme sei es, den Brunnen samt der Skulptur wieder mehr in das
Bewusstsein der Stadt zu rücken, wie der Baustadtrat Nils Kraft betonte, gerade
mit Blick auf den Hessentag im kommenden Jahr.
Da der
"Kurbelwellenmann" sich in unmittelbarer Nähe zum Weinberg befindet, haben sich
die Rüsselsheimer Winzerfreunde bereit erklärt, eine Patenschaft für den Brunnen
zu übernehmen. "Wir haben ein gutes Gefühl damit", betonte der Baustadtrat. So
sollen in Zukunft die Winzerfreunde ein Auge auf den "Kurbelwellenmann" haben
und frühzeitig Meldung geben, falls irgendwelche Probleme oder Störungen
auftreten sollten.
Winzer haben
besondere Beziehung zur Skulptur
Herbert Eberts von
den Winzerfreunden erklärte im Rahmen der Wiederinbetriebnahme seine besondere
Beziehung zu dem Brunnen. So habe er als "alter Opler" noch gesehen, wie die
Kurbelwellen geschmiedet wurden. Darüber hinaus habe sich der Brunnen auch immer
sehr gut zum Händewaschen während der Traubenlese geeignet. "Wir machen das
gerne", versicherte Albrecht Schmidt, Vorsitzender der Winzerfreunde, mit Blick
auf die Patenschaft, und regte sogleich auch die Taufe des Brunnens mit
Rüsselsheimer Wein an. Gemeinsam mit Kraft und Eberts vollzog Schmidt durch das
Ausgießen der Weingläser in den Brunnen offiziell die Übernahme der Patenschaft
durch die Winzerfreunde.
Insgesamt gibt es
im Rüsselsheimer Stadtgebiet zur Zeit 18 Zierbrunnen, von denen aktuell sieben
in Betrieb sind. Weitere Inbetriebnahmen seien momentan nicht geplant, wie der
Baustadtrat erklärte. Voraussetzung für eine Wiederinbetriebnahme sei immer die
Übernahme einer Patenschaft aus dem Kreise der Bevölkerung. |