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Über Mitglieder des
RRK (2007)
Hans Ludwig Blöcher |
Hans Ludwig Blöcher kann am Sonntag seinen 85. Geburtstag feiern |
Ein sportliches Multitalent berichtet
Hans Ludwig Blöcher
feiert 85. Geburtstag / Fußball, Hockey und Tennis gespielt
Von Dieter Ackermann-Girschik (aus "Main-Spitze" vom 03.03.2007)
Beim RRK spielte er Hockey. Mit
dem SC Opel schaffte er 1942 als Fußballer den Wiederaufstieg in die damals
höchste deutsche Spielklasse. Die Firma, die er noch heute leitet, war lange
eines der bedeutenden Unternehmen der Stadt.
Hans Ludwig Blöcher, von Freunden "Halu",
feiert am Sonntag 85. Geburtstag. Ein reiches Leben hat er geführt, das sich um
die Kellereimaschinenfabrik drehte, die sein Großvater 1887 gründete und zu der
einst auch ein Autohaus gehörte. Sein Leben drehte sich sonst vor allem um den
Sport, wobei er neben allem anderen auch noch Tennis spielen konnte. An seiner
Seite steht Ehefrau Hildegard, mit der er zwei Söhne, Hans Georg und Jürgen,
hat. Eine erwachsene Enkelin und einen Enkel gibt es inzwischen auch.
Erzählen kann "Halu" Blöcher aus
seinem Leben, als sei alles erst gestern gewesen. Belegt mit Zeitungsartikeln
und privaten Unterlagen. Zum Beispiel, wie er Anfang der 60-er Jahre zum
Mit-Rebellen beim SC Opel wurde. Unter tätiger Mithilfe des Bürgermeisters, Dr.
Walter Köbel, übernahm eine neue Garde die Verantwortung im Vorstand des SC,
dessen Ehrenvorsitzender Blöcher heute ist. Es ging bergauf mit dem Verein, zu
dessen Wiederbegründern nach dem Krieg Blöcher ebenfalls gehörte: Die Rebellen,
die sieben neue Spieler holten und auch noch das Kunststück fertig brachten, für
diese rasch die Spielfreigabe zu erwirken, führten den SC bis in die
Regionalliga Süd, damals zweithöchste deutsche Spielklasse, wo er bis 1972
blieb.
Ab 1938, Blöcher war gerade mal 17
Jahre alt, kickte er selbst beim SC, in der höchsten Spielklasse, der Deutschen
Gauliga. Der Krieg kam seiner Sportkarriere dazwischen. Anfang der 50-iger Jahre
schließlich zwang ihn eine schwere Knieverletzung, mit dem Fußball aufzuhören.
Hockey konnte er weiterhin spielen. Letztmals für den SC kickte er 1961 bei
einem Match gegen Prominente in Rüsselsheim, vor 6000 Zuschauern und
Fußball-Idol Fritz Walter bei den Gegnern.
Am Krieg nahm Blöcher zunächst in den
Reihen des Arbeitsdienstes teil. In Frankreich, wo er sogar auf "Raubritter aus
Rüsselsheim" stieß, wie Ehefrau Hildegard Geschäftsleute aus der Opelstadt
nannte, die Blöcher im besiegten Nachbarland plündern sah. Nach dem Studium der
Betriebswirtschaft, mitten im Krieg in Frankfurt, musste er 1944 als
Panzergrenadier zur Wehrmacht, kam aber aufgrund von Beziehungen zu einem
Militärstab fernab der Front. Die Gefangenschaft bei den Amerikanern war kurz
und hart. Am 16. Juni 1945, es war ein Samstag, war er wieder daheim, wie die
Notiz seines Vaters belegt, am 5. Juli 1945 auch der Bruder.
"Halu" Blöcher mit den
Hockey-Senioren des RRK 1962 (hinten: Hans Ickrath, Walter Steube, Emil
Sprengard, Walter Muchow, Hans Ludwig
Blöcher,
Karl-Heinz Ims, Wilhelm Blöcher,
Karl-Heinz Georg; vorn: Karl Heuß, Werner Wiessner, Willi Filtzinger, Ludwig
Kraft) |
Villa und Fabrikgebäude der Blöchers
liegen zwischen dem Opel-Gelände und der Bahn. Bis zu 150 Mitarbeiter
produzierten dort in der Nachkriegszeit Weinkellerei-Technik, wie
Flaschenspülmaschinen und Verkorkungsgerätschaften, darunter bis zu 30
Lehrlinge. Geliefert wurde über den Handel nach Deutschland und Europa, sogar in
die USA. Erstarkte Konkurrenz und die Auswirkung von Umweltschutzgesetzen ließen
die Firma schließlich schrumpfen. Nachdem erst kürzlich der letzte Mitarbeiter
in Rente ging, ist sie nun ein kleiner Familienbetrieb, der zwar längst nicht
mehr produziert, aber die früher hier gebauten Maschinen, die immer noch in
Betrieb sind, weiterhin repariert.
Unternehmer und Sportler
Jubiläum: Fabrikant und
Fußball-Idol Hans Ludwig "Halu" Blöcher feiert morgen 85. Geburtstag –
Vielseitiger Erfolgsgarant beim SC Opel
Von Norbert Beck (aus "Rüsselsheimer
Echo" vom 03.03.2007)
Der Jahrgang 1922 war in Rüsselsheim
ein besonderer. Er durfte sein Abitur an der "Oberschule für Jungen", der
heutigen Immanuel-Kant-Schule, bauen – zuvor mussten Schüler für ihr
Reifezeugnis in Mainz büffeln.
Zu jenen Abitur-Pionieren gehörte
auch ein sportbegeisterter Fabrikantensohn, dessen Mathematiklehrer ihm den
Spitznamen "Halu" verpasste. Das Vornamen-Kürzel, das Freunde und Bekannte auch
heute noch liebevoll verwenden, lässt sich auch als Abkürzung nutzen. HALU:
Haudegen, Ausnahmesportler, Lokalpatriot, Unternehmer.
Hans Ludwig "Halu" Blöcher feiert am
morgigen Sonntag in der Rüsselsheimer Elisabethenstraße seinen 85. Geburtstag.
Und den Ehrentag wird er nutzen, gemeinsam mit der elf Jahre jüngeren Ehefrau
Hildegard, seinem Bruder Wilhelm (83), den Söhnen Jürgen und Hans-Georg, den
beiden Enkeln sowie Freunden und Wegbegleitern in Erinnerungen zu schwelgen.
Die Unternehmensgeschichte – seit der
Gründung im Jahre 1887 befindet sich die Kellereimaschinen-Fabrik bis heute in
Familienbesitz – mit all ihren Höhen und Tiefen, und "Halus" sportliche Triumphe
sorgen dabei für reichlich Gesprächsstoff.
Als Lieblingsschüler von
Trainer-Legende Hans Euler schaffte Hans Ludwig Blöcher Ende der dreißiger Jahre
schon als Siebzehnjähriger den Sprung in die Aktivenmannschaft. Auch dank "Halus"
Sturmqualitäten meisterte der SCO den Sprung in die Gauliga, der damals höchsten
Fußballklasse. Und bei seinen Flankenläufen am Sonntag Nachmittag merkte man "Halu"
nicht an, dass ihm schon 70 Hockeyminuten vom Morgen mit dem RRK in den Knochen
steckten.
Natürlich ist auch der RRK bei "Halus" 85.
Geburtstag vertreten (Uli von zur Mühlen, Ragnar Otto, Karin Klausen, "Halu"
Blöcher, Roland von zur Mühlen, Gabriele Otto, Prof. Dr. Dietmar Klausen) |
Mit dem Ruder-Klub, den sein Vater
Georg 1908 mitgegründet hatte, feierte "Halu" viele Hockeyerfolge, und auch im
Tennis und Tischtennis war die Sportskanone auf lokaler Ebene kaum zu bezwingen.
1940, direkt nach dem Abitur, musste Blöcher rund vier Monate Arbeitsdienst im
umkämpften Frankreich verrichten. Es war die Vorbedingung, um an der Frankfurter
Goethe-Universität Betriebswirtschaft studieren zu können. In der letzten Phase
des Zweiten Weltkriegs wurde Blöcher aber doch noch zum Militärdienst eingezogen
und geriet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er aber ebenso wie Bruder
Wilhelm schon im Sommer 1945 entlassen wurde.
Fortan stand der Wiederaufbau der
zerstörten Fabrik im Blickpunkt. Flaschenverkork- und Flaschenspülmaschinen
waren weltweit rasch wieder gefragt. Zwar gab es in der langen Firmengeschichte
zwischenzeitlich auch ein Autohaus, einen Zuliefererbetrieb für Autohändler,
eine eigene Schreinerei und einen Großtankstellenbetrieb, Blöchersches
Kerngeschäft blieb aber stets die Kellereimaschinen-Fabrik mit bis zu 150
Beschäftigten samt Auszubildenden in den Blütezeiten.
Bei aller Schufterei in den Zeiten
des Wiederaufbaus blieb aber immer noch etwas Zeit für den geliebten Fußball.
Dass der bis in die fünfziger Jahre selbst aktive Blöcher längst
Ehrenvorsitzender des SC Opel ist, hat er aber nicht allein seiner
Torjägerqualitäten zu verdanken. Mit Jahrgangskollege Philipp Becker schaffte er
es, dass die amerikanische Besatzungsmacht schon bald ihr Okay für einen wieder
eigenständigen SC Opel gab. Auch seine Rückholaktion der nach den Kriegswirren
in alle Winde verstreuten ehemaligen Teamkameraden sorgte mit dafür, dass es
beim SC Opel wieder aufwärts ging.
Doch für Blöcher und seinen
inzwischen verstorbenen, gleichaltrigen Freund Willi Hofmann ging es nicht weit
genug aufwärts. Weshalb die beiden am 14. April 1962 als sogenannte "Rebellen"
die Vereinsführung übernahmen. Unter ihrer Regie, unterstützt auch durch den
fußballbegeisterten Bürgermeister Walter Köbel, marschierte der SC Opel in den
Profibereich durch, meisterte 1965 den Sprung in die Regionalliga Süd und sollte
bis 1972 sieben Jahre in der damals zweithöchsten deutschen Spielklasse vor bis
zu 15.000 Zuschauern im Stadion wirbeln.
Bis 1968 führte das Erfolgsduo den SC
Opel an. Doch auch, als es in den Folgejahren unter ihren Nachfolgern sportlich
und wirtschaftlich beim SC Opel steil bergab ging, hielt Blöcher dem Verein die
Treue, sorgte wie viele andere auch mit finanziellen Zuwendungen dafür, dass dem
Traditionsverein die drohende Insolvenz erspart blieb. Auch um die
Verschwisterung mit Evreux hatte sich "Halu" – seit fast 50 Jahren in der
Europaunion engagiert – verdient gemacht.
Inzwischen ist es bei den Blöchers in
ihrer "Trutzburg" Elisabethenstraße, wo Wohnhaus und Firmengebäude südlich der
Bahnlinie inmitten von Opel-Gebäuden stehen, ruhiger geworden. Auch
unternehmerisch. Maschinen werden nicht mehr hergestellt, man ist wieder
Familienunternehmen. Doch Ersatzteil-Lagerung sowie Wartung und Reparaturen der
von den Winzern geschätzten Blöcher-Produkte sorgen für tüchtig Arbeit. Noch
immer steht "Halu" Blöcher in aller Hergottsfrühe auf, um als Seniorchef nach
dem Rechten zu schauen. Morgen allerdings nicht, denn dann kommen ab 10.30 Uhr
Freunde und Bekannte zum Geburtstags-Empfang. |