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Über Mitglieder des
RRK (2002)
Hans Ludwig Blöcher |
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Ein Schatzgräber glorreicher Zeiten
Hans Ludwig Blöcher 80 - "Halu", ein Stück
Rüsselsheimer Sportgeschichte feierte gestern im Kreis vieler Wegbegleiter
Von Winfried Britscho |
Ein Kürzel aus vier Buchstaben umschreibt die Weite der
Rüsselsheimer Sportwelt prägnanter als manche dickbäuchige Geschichtsbücher: Nur
einfach „Halu" sagen, und im Kopf reihen sich wie von selbst Bilder aus
glorreichen Zeiten vorzugsweise mit Fußballern und Hockeyspielern. Im Zentrum
des Geschehens immer Hans Ludwig Blöcher, Spross einer der bekanntesten
Rüsselsheimer Unternehmerfamilien, dem gestern im Elternhaus in der
Elisabethenstraße Dutzend Freunde und Gäste aus den verschiedensten Generationen
die Glückwünsche zum 80. Geburtstag entboten.
Ehre, wem Ehre gebührt. Heinz Seipel, der urwüchsige Vorsitzende der TuS
Rüsselsheim, nahm es wörtlich. Er hatte nicht nur eine Verdienstnadel
mitgebracht, sondern trug „Halu" zugleich die Ehrenmitgliedschaft seines Vereins
an. Der SC Opel, mit dessen Glanzzeit in der Gauliga - Blöcher gelang der Sprung
aus der A-Jugend in die erste Mannschaft - und später in der Regionalliga sein
Name untrennbar verbunden ist, hat ihn längst zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Klaus Gosing, der zweite Vorsitzende, überbrachte die Glückwünsche, und „Halu"
feierte Wiedersehen mit Ex-Spielergrößen wie „Hennes" Müller, Erich Bäumler,
Friedel Späth, „Hebbes" Kleinböhl, Gerhard Kraus und Karl-Heinz Rößler.
Für den RRK, dem der Jubilar mit dem Stehvermögen eines Berserkers,
dessen Tagesarbeit immer noch in aller Frühe beginnt, als unverwüstlicher
Hockeyspieler wie als großzügiger Mäzen für den Rudersport diente, sprach
Wilfried Hoffmann Worte der Würdigung. Martin Müller überreichte ein
beziehungsreiches Trikot mit den RRK-Farben, und „Halu" hatte dazu passend seine
eigenen früheren Trikots ausgepackt. Olympiasieger Peter Kraus ergänzte den
Reigen der Gratulanten, der sich nicht nur auf den Sportbereich beschränkte.
Helmut Büttner und die Gebrüder Gesswein bezeugten Blöchers Verdienste für den
Schäferhundeverein Schnepperberg, Achim Weidner und Josef Heinz überreichten
eine Ehrennadel für vierzigjährige Mitgliedschaft in der Europa-Union.
Dazu hatte Heinz Seipel die passende Anekdote parat: Als die TuS-Handballer 1961
zur ersten Fahrt zu der Schwesterstadt Evreux aufbrachen, lieferte „Halu" nicht
nur einen fahrbaren Untersatz, sondern fuhr spontan mit, um eine tiefe
Freundschaft zu begründen. Es war ein erinnerungsseliger Tag, und was den Schatz
der Erinnerungen angeht, ist „Halu" ein lebendiges und sicherlich einmaliges
Lexikon auf zwei Beinen, der mühelos jedem, der es wissen will, hersagen kann,
wer 1941 in den Gauligazeiten des SC Opel auf dem linken Flügel stürmte. Sein
Jahrgang, zu dem auch Heinz Ihrig gehörte, der die achtzigste Leitersprosse
schon vor kurzem erklomm, hat Rüsselsheimer Geschichte geschrieben.
„Halu" Blöcher war über Jahrzehnte sein umtriebigstes Mitglied, das längst in
die Rolle eines Originals hineingewachsen ist, einer, der der die Dinge ohne
Umschweife beim Namen nennt, manchmal bewusst derb, weil volkstümlich, so wie er
immer war und ist.
"Halu" führte den SC
Opel zur Spitze
Institution der
Sportszene: heute 80. Geburtstag
Von Peter Kämmerer |
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Wenn Hans-Ludwig Blöcher heute zum Empfang in sein Haus in der
Elisabethenstraße lädt, dann werden sich viele Weggefährten von einst die
Klinke in die Hand geben. Vereinskameraden und Kollegen werden zu den
Besuchern gehören, die dem „Sportler aus Leidenschaft" zu seinem 80.
Geburtstag gratulieren.
Diese Bezeichnung beschreibt wohl sehr zutreffend die Persönlichkeit
des Jubilars. „Halu" Blöcher ist ohne Frage eine Institution in der
Rüsselsheimer Sportszene. Sein Name ist untrennbar mit dem SC Opel
verbunden, der unter seiner Ägide zum sportlichen Höhenflug ansetzte.
In den sechziger Jahren zog Blöcher als zweiter Vorsitzender gemeinsam mit
Willi Hofmann die Strippen in dem Traditionsclub - mit durchschlagendem
Erfolg: Nach nur zwei Jahren im Amt schaffte der Verein den Durchmarsch in
die Regionalliga-Süd. Zu jener Zeit war der SC Opel sportliches
Aushängeschild der Stadt, und „Halu" Blöcher der Königsmacher. Mit
Verhandlungsgeschick, einer gehörigen Portion Bauernschläue und vor allem
Mut führte das Gespann Hofmann-Blöcher den Club an die Spitze. „Daraufbin
ich heute noch stolz", sagt der Jubilar im Gespräch mit der „Main-Spitze".
Dass „sein" Verein heute kleinere Brötchen backen muss, schmerzt. Aber
noch immer ist Blöcher seinem Club eng verbunden, wie zahlreiche
Ehrenplaketten und Urkunden belegen; die Blöcher wie sein Augapfel hütet.
Als Sponsor im Hintergrund spielt der Unternehmer, der noch heute jeden
Tag in der Werkstatt seiner Weinmaschinenfabrik steht, immer noch eine
wichtige Rolle.
Leute wie Blöcher sind selten geworden. „Halu" ist mehr als ein gewiefter
Fußball-Funktionär, mehr als ein Strippenzieher und Organisator. Als
Mittelläufer war er selbst in den dreißiger, vierziger und fünfziger
Jahren aktiver Fußballer beim SC Opel, errang mit dem Club zahlreiche
Siege und Meisterschaften. Sportliche Erfolge errang er auch im Tennis und
als Hockeyspieler. Dem RRK hält Blöcher seit 65 Jahren die Treue und tritt
gerne als Gönner auf. „Halu" Blöcher, die „Sportmaschine", wie er sich
immer noch gerne bezeichnet, gehört einer aussterbenden Spezies an.
Und dann ist da noch die Firma. Zwischen Bahnlinie und dem übermächtigen
Nachbar Opel gelegen, befindet sich das Unternehmen in der dritten und
wohl auch letzten Generation. Gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren
Bruder Wilhelm leitet Hans Ludwig Blöcher das traditionsreiche Unternehmen
heute noch, das allen Wirrnissen der Geschichte trotzte.
Nur am heutigen Montag wird
er eine kleine Pause machen. Wenn die Gratulanten in die Elisabethenstraße
kommen, um „Halu" Blöcher zu gratulieren - und mehr noch, um seinen
Geschichten zu lauschen, die er so gerne erzählt. Über sein Leben als
schlitzohriger Strippenzieher und gewiefter Antreiber hinter den Kulissen
könnte man ganze Bücher füllen. Aber dafür brauchte man Zeit, viel Zeit.
Und die hat „Halu" bekanntlich selten.
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Beim
RRK-Anrudern 1993 tauft Hilde Blöcher einen Rennvierer auf den Namen ihres
Schwiegervaters, Georg Blöcher, eines Mitbegründers des 1908 gegründeten
Rudervereins Rüsselsheim, daneben ihr Ehemann Halu Blöcher, der Spender
des Bootes. |
Edith von zur Mühlen
tauft beim RRK-Anrudern 2001 einen
Renngig-Doppelfünfer auf den Namen "die zummis", links Halu und
Hilde Blöcher |
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