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Über Mitglieder des
RRK (2021)
Irmgard von Opel, Georg von Opel |
1946 wird die Opel-Villa von den
amerikanischen Besatzungsmächten übernommen. Sie bietet beste
Voraussetzungen für den Aufbau der Organisation Gehlen, später
Bundesnachrichtendienst (BND). |
Opel-Jagdhaus
ist einer der Geburtsorte des Bundesnachrichtendienstes (BND)
US-Soldaten
übernehmen die Villa im Anspacher Forst im Sommer 1946.
Von Olaf Velte (aus
"Frankfurter Neue Presse" vom 25.01.2021)
Usinger Land ‒ Das
Gefechtsgrollen des ausklingenden Weltkrieges werden sie gehört haben, die
Bombenabwürfe, die Einschläge. Auch die den Anspacher Forst durchjaulenden
Salven, mit denen US-Soldaten den sorgsam gehegten Rotwildbestand des Vorfahren
niederstrecken. Als Nachfolger seines Onkels Fritz hat Georg von Opel mitsamt
Familie ‒ Ehefrau und Cousine Irmgard nebst beiden Kleinkindern ‒ die letzten
Kriegsjahre im Jagdhaus am Weihersgrund verbracht. Unbeschadet und fern der
Verheerungen.
Am 24. August 1946
rollen amerikanische Jeeps durch das Tor und vor die Haustür, im Handstreich
wird das prächtige Anwesen übernommen. Nach der Beschlagnahmung bleibt den Opels
keine Zeit für die geordnete Räumung: Bilder, Jagdtrophäen, Porzellan und Möbel,
die seit 1912 angesammelten Erinnerungsstücke bleiben zurück. Der eilige
Rückzug von Georg und Irmgard von Opel markiert eine Zäsur ‒ kein Mitglied der
Gründerfamilie hat seitdem die Waldvilla betreten und in Obhut genommen. Erst
mehr als zwei Jahrzehnte später nimmt der Erbe in Begleitung seines nun
erwachsenen Sohnes Carlo die geschichtsträchtige Stätte wieder in Augenschein,
verschwendet an eine Wiederbelebung aber keinerlei Gedanken.
Irmgard und Georg von Opel 1939 |
Formierung der
Organisation Gehlen
Im Sommer 1946
bieten sich im abgelegenen Forstschlag mit unabhängiger Stromversorgung,
Fernmeldeanschluss und genügend Stellplätzen beste Voraussetzungen für eine neue
Nutzung. Das im Camp King bei Oberursel residierende US-Kommando ist im Begriff,
seine Russland-Kenntnisse auf wissensstarke Fundamente zu stellen.
Zusammengezogen werden nun unter strenger Geheimhaltung ehemalige
Abwehrspezialisten der deutschen Wehrmacht, vormals Angehörige der Abteilung
"Fremde Heere Ost" (FHO). Es sind die ersten Schritte auf dem Weg zum
sogenannten Kalten Krieg und zur Formierung der Organisation Gehlen, aus der
sich später der Bundesnachrichtendienst (BND) formieren wird.
"Das hat alles
seinen Ausgang im Taunus genommen", sagt Bodo Hechelhammer, BND-Chefhistoriker
und Mitverfasser des Grundlagenwerkes "Geheimobjekt Pullach". Während sich das
Headquarter der Unternehmung im Norden Oberursels einrichtet, beziehen Presse-
und Wirtschaftsfachleute das Schloss Kransberg, nehmen Teile der
"Informationsbeschaffung" Quartier im Schmittener Hotel Wenzel.
Das mittlerweile
mit einem neuen Zaun umgürtete und von Hunden bewachte Opel-Jagdhaus wird zum
Arbeitsplatz von Hermann Baun, einem Spionage-Experten für "frontnahe
Beschaffung". Der 1897 in Odessa geborene Offizier gilt als "Hauptträger des
geheimen Nachrichtendienstes gegen Russland".
Räume in
Oberursel werden zu klein
Mit etwa zwei
Dutzend Leuten bevölkert Baun das Opelsche Ansbach-Anwesen und ist angetan von
der Abseitigkeit. Weil in Oberursel mit Einzug der Gruppe um Reinhard Gehlen ‒
dem späteren Leiter des Bundesnachrichtendienstes ‒ die Räume eng werden, steht
eine Ortsveränderung bevor. Baun, so Bodo Hechelhammer, habe den größten Wert
auf Abschottung gelegt.
In der Anspacher
Waldung wird fortan nur der amerikanische Verbindungsmann Lieutenant Colonel
Deane mit seiner wöchentlichen "Auftragserteilung" das einsiedlerische Dasein
stören. Durch Erhöhung des Informationsvolumens und Rekrutierung weiteren
Personals kommen auch die Kapazitäten im Opel-Haus an ihre Grenzen. Das
Gastspiel deutscher Geheimdienstler bei Küstentanne, Swimming Pool und Klavier
dauert jedenfalls kaum mehr als 13, 14 Monate.
Obwohl die Episode
durchaus eine kurze genannt werden darf, formuliert Historiker Hechelhammer
während eines Gesprächs: "Zum Opel-Jagdhaus wäre ein eigenes Buch zu schreiben."
Eines, in dem auch Fürstin Maria Gisela Kudascheff ihren Auftritt haben muss.
Als 19-Jährige hat die Tochter eines 1943 im Kaukasus gefallenen
Generalleutnants ein dreiviertel Jahr in der Villa verbracht. "Ich sprach
fließend Englisch und war als Dolmetscherin dort", so die 93-Jährige auf Anfrage
des Verfassers. Für "den Dienst" sei sie nicht lange tätig gewesen, habe aber
den Umzug Ende 1947 nach Pullach bei München noch mitgemacht. "Die Opel-Gebäude
und der Park waren damals in einem tadellosen Zustand."
Maria Kudascheff
erinnert sich an Hausangestellte, die "zur Firma" gehörten, keine "Auswärtigen"
gewesen seien. Zwei Automobile nebst Fahrer sind ihr ebenso im Gedächtnis
geblieben, wie der etwa 18-jährige Sohn von Hermann Baun. Einen besonderen
Eindruck hat das von kühlem Quellwasser gespeiste Schwimmbecken hinterlassen:
"Fast jeden Tag bin ich geschwommen ‒ stets im Beisein unseres Schäferhundes."
Das Opel-Jagdhaus
Aus "https://de.wikipedia.org"
Unmittelbar südlich des
Naturschutzgebietes "Weihergrund von Anspach" im Hochtaunuskreis liegen die
Ruinen des Opel-Jagdhauses. Das Jagdhaus wurde ab 1909 von Architekt Alfred
Engelhard (1867–1941) für Fritz Opel erbaut. Das Haus ist heute Ruine.
1909 ersteigerte Fritz Opel die Jagd
im Anspacher Jagdrevier (1.800 Hektar) für 9.600 Mark (in heutiger Kaufkraft
rund 57.000 €). 1912 wurde die neoklassizistische Burg-Villa erbaut. Bis zu
seinem Tode 1938 war Fritz Opel Pächter der Jagd. Seine Witwe Martha erwarb das
Grundstück samt Gebäude im Oktober 1939 für 75.000 Reichsmark (in heutiger
Kaufkraft rund 324.000 €). Die Jagd erhielt ihr Neffe Georg von Opel, der
spätere Gründer des Opel-Zoos. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Anwesen am
24. August 1946 durch die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt und als
Außenstelle der in Oberursel (Camp King) stationierten US Military Intelligence
Group genutzt. Diese quartierte ehemalige deutsche Offiziere der ehemaligen
Abteilung "Fremde Heere Ost" des Oberkommandos der Heeres ein. Etwa zwei Dutzend
Personen arbeiten im Jagdhaus, darunter Hermann Baun, der als Angehöriger der
Abwehr während des gesamten
Russlandfeldzuges der Wehrmacht die frontnahe Spionage koordinierte. So
wurden im Jagdhaus die ersten Schritte zur Formierung der Organisation Gehlen
getätigt, aus der sich 1956 der Bundesnachrichtendienst (BND) formieren wird.
1950 endet die Nutzung durch die Amerikaner. Das Haus steht seitdem leer und
verfällt. Der Ort erfreut sich als "Lost Place" zunehmender Beliebtheit bei
Urban Explorern.
Zu Beginn der 1950er Jahre wurde
neben der Villa eine Holzhütte für die deutsche Flugkapitänin Hanna Reitsch
erbaut. Sie war zuvor im Oberurseler Camp King interniert und lebte nun
zeitweise unter einem Decknamen im Anspacher Wald.
Opel-Jagdhaus 1916 |
Opel-Jagdhaus
2015 |
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