Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Dr. Georg von Opel

Gregor von Opel präsentierte in Kronberg den Opel GT Elektro, den sein Vater entwickelt hatte.

 

 

 

 

Der Prototyp der "Stromer"

Gregor von Opel erinnert an Pionierleistung seines Vaters

Die Idee war gut, doch die Welt noch nicht bereit: Dr. Georg von Opel baute 1971 einen GT zum Elektroauto um, um die Leistungsfähigkeit und das Zukunftspotenzial dieses alternativen Antriebes unter Beweis zu stellen. Kurz darauf starb er – und mit ihm die Chance, die Technologie in Hessen weiterzuentwickeln.

Aus "Rüsselsheimer Echo" vom 21.09.2018

dsc - Dr. Georg von Opel war ein Visionär. Das lässt sich mit Fug und Recht behaupten, wenn man den Original-Prototypen des Opel GT mit Elektroantrieb näher betrachtet. Heute ist das Thema Elektromobilität allgegenwärtig. 1971 aber musste der silberne Blitz ungeheuer futuristisch anmuten: Die Batterien wogen mehrere hundert Kilo und fanden ihren Platz in speziellen Gitterkäfigen auf der Rückbank. Für geplante Langstreckenrekorde über 100 Kilometer Entfernung wurde damit auch noch die Beifahrerseite beladen. Allein, über mehr als 44 Kilometer Strecke ist er seinerzeit nicht hinausgekommen, weil die Batterien schlappmachten.

Der Sohn des Erfinders, Gregor von Opel, erinnerte gestern an die Pionierleistung seines Vaters. "Er zeigte, dass der Elektroantrieb eine gute und leistungsfähige Alternative sein kann – zwanzig Jahre, bevor es Anfang der 1990er-Jahre zu einer Renaissance der Technologie kam." Die Motivation des Vaters kam nicht nur daher, weil er ein Tüftler war, auf dessen Konto beispielsweise auch ein innovativer Ski-Schuh ging. Bereits früh hatte er eine eigene, unabhängige Tankstellenkette aufgebaut. "Es muss endlich auch bei uns einen billigen Treibstoff geben, der nicht durch den Luxus verteuert wird, den die großen Gesellschaften mit ihren Tankstellen-Prachtbauten auf teurem Baugrund an den Hauptverkehrsstraßen betreiben", zitierte der "Spiegel" ihn 1955. Später sah er jedoch, spätestens unter dem Eindruck der bevorstehenden Ölkrise, Konflikte voraus, erzählte sein Sohn. Mit den Partnern Bosch, Varta und Continental griff er ein Konzept wieder auf, das in Vergessenheit geraten war: "1910 wurden noch 40 Prozent der Autos mit Dampf betrieben, 38 elektrisch, und nur 22 Prozent mit Benzin." Der Opel GT sollte von Opels Demonstrationsobjekt werden.

Das Modell hatte 1968 Premiere gefeiert, für die Präsentation wurde im August 1968 sogar ein Werbefilm auf dem Feldberg gedreht, berichtete Olaf Moldzen, Vorsitzender des Dachverbands europäischer GT-Clubs. 1971 baute Dr. Georg von Opel einen GT zum Elektroauto um, der seine Leistungsfähigkeit schnell unter Beweis stellte. Im Mai stellte er sechs Weltrekorde auf dem Hockenheimring auf, und mit einer Spitzengeschwindigkeit von 188,86 Kilometern pro Stunde brauchte sich der Elektro-GT nicht vor anderen Benziner-Modellen zu verstecken. Noch war es allerdings nur ein Prototyp, weit weg von der Serienreife: Das Fahrwerk war aufgrund des Gesamtgewichts von 1.680 Kilogramm, wovon rund die Hälfte die Nickel-Cadmium-Zellen ausmachten, mit härteren Federn ausgestattet. Zudem verrichtete ein elektrisches Kühlgebläse seinen Dienst, der Bremskraftverstärker erhielt eine elektrische Vakuumpumpe. Am Steuer saß der Erfinder höchstpersönlich, wenn auch angesichts des knappen Raumes etwas eingeengt.

Euphorische Berichte

Die Zeitungen berichteten wohlwollend bis euphorisch: "Stiller Traum", hieß es damals, oder: "Weltrekord auf leisen Sohlen". "Wer dabei war, wird nie vergessen, wie der Wagen mit der typischen Wucht des Elektroantriebs maximal und lautlos beschleunigte, dicht an der Haftgrenze der Reifen", berichtete das auto-journal. Der Traum zerplatzte, als Georg von Opel im August 1971 starb. Heute steht der E-GT in der Oldtimer-Werkstatt des Autobauers in Rüsselsheim.

Gregor von Opel verband mit der einmaligen Präsentation gestern in Kronberg auch einen Appell: "Wir sollten uns ein bisschen mehr verlieben in die Elektromobilität." Denn die Technologie bringe Vorteile für Luft und Umwelt, und auch der Lärmpegel sinke.


Schlafaugen wie kein anderer

Mit einem 1971 zum Elektrowagen umgebauten Opel GT ist Georg von Opel Rekorde gefahren. Wäre das Auto nicht im Museum gelandet, hätte Hessen Vorreiter sein können.

120 Pferdestärken: Zwei Bosch-Gleichstrom-.Motoren trieben den GT an.

Von Martina Propson-Hauck (aus "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 21. September 2018)

KRONBERG. Sechs Geschwindigkeitsrekorde hat Georg von Opel im Motodrom von Hockenheim gebrochen ‒ mit einem Elektromobil. Schon 1971 ließ er einen silbergrauen Opel GT entsprechend umbauen. Bei dem Bemühen, sich fotogen auf dem Fahrersitz dieses Wagens zu plazieren, tat sich Gregor von Opel gestern jedoch schwer. "Mein Vater war deutlich kleiner als ich", sagte er. Zurückschieben lässt sich der Fahrersitz nicht, denn die Metallgestelle für nötigen Batterien sind noch immer vorhanden.

Gestern war das legendäre Gefährt aus der Rüsselsheimer Autoschmiede für einen Tag am Opel-Zoo in Kronberg zu sehen; es steht sonst in der Klassik-Werkstatt und wurde nie wieder gefahren. Zum 50. Geburtstag des herkömmlichen Opel GT mit Verbrennungsmotor, der zu den Fahrzeugen mit Kultstatus gehört, hatten sich 75 GT-Fahrer aus Europa und den Vereinigten Staaten zu einer Sternfahrt durch den Taunus versammelt. Hier war vor einem halben Jahrhundert der Werbefilm für das sportlich-schnittige Auto, von dem insgesamt exakt 103.463 Exemplare vom Band gerollt waren, gedreht worden.

"Der Opel GT ist mein Leben", sagte gestern Olaf Moldzen, der Vorsitzende des Dachverbandes der europäischen GT-Clubs. Ihn fasziniere die Form und die einmaligen Designelemente, wie etwa die sich seitlich drehenden "Schlafaugen-Lampen", die kein anderes Auto habe. Bis zum Wochenende sind die Kultfahrzeuge noch im Rhein-Main-Gebiet unterwegs und dürften dem einen oder anderen auch im Straßenverkehr begegnen.

Auf 188,86 Stundenkilometer brachte Georg von Opel das mit Batterien fast 1,7 Tonnen schwere Auto. Die Version mit dem üblichen Verbrennungsmotor wiegt nur eine knappe Tonne. Wie die F.A.Z. seinerzeit berichtete, waren 360 Zellen des serienmäßig für Flugzeugbatterien hergestellten Batterie-Typs FP40 (Nickel-Cadniium-Akkumulator mit Sinterplatten) notwendig, um die mechanisch gekuppelten Bosch-Gleichstrom-Motoren auf Rekordtouren zu bringen. Bis auf den Fahrersitz war der gesamte Innenraum des Sportcoupes mit Batterien ausgefüllt. "Die gewaltige gespeicherte Elektroladung, die eine 100-Watt-Birne etwa 144 Stunen leuchten oder eine Waschmaschine etwa 14 Stunden arbeiten lassen könnte, reichte bei voller Belastung trotzdem nur für zehn Minuten. Um über eine längere Distanz zu kommen, musste der GT wohldosiert gefahren werden", berichtete die F.A.Z. von dem Ereignis.

40 Kilometer habe der Vater in dem rasanten Tempo und in atemberaubender Kurvenlage geschafft, sagte sein Sohn gestern. Er selbst sei damals erst drei Jahre alt gewesen, aber sein älterer Bruder Carlo habe beim Zusehen furchtbare Angst um das Leben des Vaters gehabt. Drei Monate später starb der Vater tatsächlich hinterm Steuer, allerdings an einem Herzinfarkt. Die Ideen des Visionärs gerieten bis in die neunziger Jahre hinein in Vergessenheit, das Auto kam ins Museum.

Georg von Opel, der nicht nur Industrieller, sondern auch Inhaber der ersten Kette Freier Tankstellen, Tüftler, Erfinder und großer Sportler war, habe angesichts der sich zuspitzenden Ölkrise 1970 nach einem neuen Autoantrieb gesucht und dabei eine eigentlich sehr alte Tradition aufgegriffen, erläuterte sein Sohn Gregor. 1910 sei nur etwa jedes fünfte Fahrzeug mit einem Verbrennungsmotor gefahren, die anderen Autos hatten Dampf- oder Elektroantrieb. Der Verbrennungsmotor setzte sich aber durch. Schon in den dreißiger Jahren habe es so gut wie keinen elektrisch betriebenen Wagen mehr gegeben. Wenn mein Vater nicht kurz nach seinen Rekorden gestorben wäre, wäre er vermutlich drangeblieben", mutmaßt sein Sohn heute. Die Revolution der Elektromobilität wäre dann vielleicht aus Hessen und nicht mit Tesla aus dem Silicon Valley gekommen.

Gregor von Opel verband die Präsentation des historischen Fahrzeugs mit einem Appell an die Autoindustrie, die Elektromobilität schneller und intensiver voranzutreiben. "Das ist eine Technik, an der wir dranbleiben sollten, weil es für Luft und Umwelt einfach besser ist." In China gebe es schon eine Million Elektrofahrzeuge, "nur in Deutschland sind wir immer noch skeptisch". Für den Verbraucher müsse das Elektroauto sicher und günstiger gemacht werden, dann sei es nicht zu schlagen.

"Der Batterie-Wechsel wird vorerst den Ölwechsel noch nicht ersetzen können. Die Rekordfahrten auf dem Hockenheim-Ring bedeuten nichts weiter als angenehme Zukunftsmusik", so endete übrigens der Artikel des F.A.Z.-Korrespondenten 1971.


Opel GT in Kronberg

Georg von Opel ‒ Pionier der Elektromobilität

Von Torsten Weigelt (aus "Frankfurter Rundschau" vom 23.09.2018)

Mit einem stromgetriebenen Sportwagen war Georg von Opel in den 70er-Jahren ein Pionier der Elektromobilität. Sein Sohn Gregor erinnert nun in Kronberg daran.

Vom "Weltrekord auf leisen Sohlen" schwärmte der Varta-Report. Und die Autozeitschrift "mot" schrieb von der "Lautlosen Jagd": Anfang der 1970er Jahre hatte Georg von Opel einen Opel GT zum Elektroauto umgebaut und damit Furore gemacht. Sechs Weltbestleistungen stellte er mit dem batteriegetriebenen Sportwagen auf. Auf 189 Sachen beschleunigte er das Fahrzeug über den fliegenden Kilometer, auf einer Strecke von zehn Kilometern schaffte er immerhin noch eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 127 Stundenkilometer.

Gregor von Opel am Steuer des Elektro-Sportwagens, den sein Vater Anfang der 70er entwickelt hat.

"Damit war er seiner Zeit weit voraus", sagt sein Sohn Gregor von Opel. Um an diese bemerkenswerte Pionierleistung zu erinnern, hat er den Original-Prototyp am Donnerstag vor den Eingang des ebenfalls von seinem Vater gegründeten Opel-Zoos bringen lassen. Üblicherweise steht der Oldtimer in der Klassik-Werkstatt in Rüsselsheim.

Fahrtüchtig ist der Wagen zwar nicht mehr, optisch macht der silberne Einsitzer mit seinem flachen Chassis, den drehbaren Scheinwerfern ("Schlafaugen") und dem stilisierten Blitz an der Seite aber auch heute noch einiges her.

Anlass für die Präsentation war der 50. Geburtstag des Opel GT, der 1968 erstmals als Benziner vom Band des Rüsselsheimer Autobauers gerollt ist. Nur drei Jahre später hatte Georg von Opel den Sportflitzer in einer Kooperation mit Varta, Bosch und Continental zum Elektromobil umgebaut. Die aufziehende Ölkrise habe ihn dazu animiert, nach einem alternativen Antrieb zu suchen, schildert Gregor von Opel. Leider sei daraus kein marktfähiges Modell entstanden, bedauert er. Ein halbes Jahr nach dem Bau des Prototyps starb sein Vater, die anderen Partner zogen den Stecker für das Projekt.

Was wohl vor allem an Kosten, Gewicht und Reichweite der Batterien lag. Um eine Strecke von 44 Kilometern zu schaffen, sei damals eine Batterie mit einem Gewicht von mehr als 400 Kilo nötig gewesen, schildert Olaf Moldzen, Vorsitzender des Dachverbands der europäischen GT-Clubs. Eine Gewichtsreduzierung sei nur durch einen hohen Silberanteil möglich gewesen. "Und das war natürlich sehr teuer."

Gregor von Opel ist allerdings sicher: "Mein Vater hätte weiter an dem Modell gearbeitet." Möglicherweise wäre die Revolution der E-Mobilität dann nicht mit dem Tesla aus dem Silicon Valley, sondern mit dem Opel GT aus Hessen gekommen, vermutet er.

Leider hinke Deutschland inzwischen ein wenig hinterher, was die Entwicklung der Elektromobilität angeht, bedauert von Opel. "Wir sind viel skeptischer als in anderen Ländern." Gerade erst hat die Bundesregierung ihr Ziel kassiert, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen. In China sei das jetzt schon erreicht, sagt von Opel. Und auch Länder wie die Niederlande oder die Schweiz hätten Deutschland inzwischen überholt.

Opel-Zoo in Kronberg bereits auf Elektromobilität umgestellt

Deswegen versteht er die Erinnerung an die Vision seines Vaters auch als Appell, das Fahren mit Strom stärker zu fördern. Zumal elektrische Antriebe fast so alt seien wie das Automobil selbst, wie Gregor von Opel betont. Was heute kaum mehr jemand wisse: Schon 1888 habe es das erste E-Auto gegeben. Um 1910 seien 40 Prozent der Fahrzeuge mit Dampf und 38 elektrisch betrieben worden. Benziner hätten damals lediglich 22 Prozent ausgemacht; wegen der besseren Fahreigenschaften habe sich der Verbrennungsmotor aber schließlich durchgesetzt.

Auch er selbst habe schon gute Erfahrungen mit einem Elektroauto gemacht, natürlich mit einem Opel, dem Ampera. Vor allem das "geräuschlose Gleiten" hat es Gregor von Opel angetan. Preis und Fahrleistung seien allerdings immer noch ein Problem, räumt er ein.

Immerhin sei der Opel-Zoo, dessen Stiftung Gregor von Opel vorsteht, bereits auf Elektromobilität umgestellt. Die Mitarbeiter bewegten sich mit Elektrorollern über das Gelände, der Tierarzt sei mit einem E-Fahrzeug im Zebra-Look unterwegs.