Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Dr. Georg von Opel

Georg von Opel

 

 

 

Eine bootstechnische Ergänzung

Von Adam Munk (aus "Rudersport" Nr. 23, 2002)
 

Aus meiner Erinnerung und aus dem Gedankenaustausch mit ehemals beteiligten Ruderkameraden: der erwähnte Zweier mit im Bug liegendem Steuermann betraf ein Boot, das erstmals bei der Regatta in Mainz 1952 mit einer Mannschaft der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim zum Einsatz kam. Von der damaligen Bootswerft OPELIT Georg von Opel wurden nach dieser neuen Konstruktion auch Vierer und Achter mit im Bug liegendem Steuermann entwickelt und geliefert. Alle drei Bootstypen sind in der Folge von verschiedenen Vereinen auf Regatten (auch international) eingesetzt worden. Wir selbst fuhren auf der besagten Mainzer Regatta einen Achter dieser neuen Konstruktion. Wegen eines Rollsitzschadens war allerdings das Rennen für uns schon nach etwas 300 m vorzeitig zu Ende. Das Boot war übrigens dreigeteilt und mit je zwei verschiedenen Bug- und Heckteilen, zum wahlweise Einsatz nach der konventionellen Bauart (mit im Heck sitzendem Stm.) oder auch nach der Neukonstruktion (mit Bugsteuerplatz) ausgestattet.

Neben vielfältigen Neuerungen auf den verschiedensten Gebieten traf dies bei Georg von Opel auch für den Rudersport und besonders für den Bootsbau zu. So veranlasste er eine Reihe von kleineren Verbesserungen, beispielsweise die Entwicklung eines kombinierten Schwert-Flossensteuers, mit dem auch alle Bugsteuerboote ausgestattet waren. Hieraus entwickelten sich dann die heute allgemein gebräuchlichen Heckflossensteuer. Dem vorausgegangen waren der Einsatz eines herkömmlichen Steuers mit verlängertem Unterwasserblatt aus Aluminium und flaschenzugähnlicher Umlenkseilführung, der Einsatz eines Ultraleichtruders und eines Einrohrauslegers aus Alu, die Erprobung kürzerer, überbreiter Ruderblätter mit Löchern, die Erstellung der bekannten AZ-Einer und Skiffs aus Kunststoff im Formpressverfahren, die Entwicklung der heute allgemein üblichen Einachs-Bootsanhänger, die Anordnung eines gegenrollenden Steuermannsitzes zum teilweisen Ausgleich der Rückstoßwirkung beim Vorrollen und Einsatz des Beinstoßes. – Dies alles wurde schon in den Jahren 1950/51 bei OPELIT realisiert.

Das erste Medaillenboot mit dem Steuermann im Bug: Stm. Rainer Borkowsky, Karl-Heinrich von Groddeck und Horst Arndt von der RG Wiesbaden-Biebrich 1888 – Deutsche Meister 1955 bis 1957, Europameister 1956 und 1957, Olympiasilber 1956

Um Erkenntnisse hinsichtlich anderer Bootsrisse, -Formen und -Längen sowie der Auswirkungen der Oberflächenbeschaffenheit zu gewinnen, ließ Opel auf dem Gelände der OPELIT-Bootswerft einen Schleppkanal bauen, in dem entsprechende Versuche mit Originalmodellen im Maßstab 1:10 gefahren wurden. Ebenfalls zu dieser Zeit erstellte OPELIT ein Rennskiff mit Rollauslegern, wie er später von Peter Michael Kolbe gefahren wurde. Georg von Opel soll damals bereits ein Rennen in diesem Boot bestritten haben. (1948 d. Red.)

Etwa 1953/54 ließ er auf seiner Werft einen Renn-Doppelzweier und einen Renn-Vierer zum Zweitaktrudern bauen. Dieses Boot war besonders schmal und hatte bereits einen großen Kielsprung, ähnlich der späteren "Delphin-", bzw. "Bananenboote". Der Mannschaftsraum war auseinander gezogen, so dass die beiden Skuller die Rollbahn jeweils gegenläufig benutzten, d.h. wenn der Schlagmann in der Rückenlage war und aushob, war der Bugmann bereits vorgerollt und begann seinen Einsatz. Beim Start skullten zunächst beide zusammen, dann verkürzte und erhöhte der Bugmann seinen Schlag bis der Gegentakt erreicht war. Diese Art zu skullen testeten zwei damals erfolgreiche Lgw.-Skuller in Offenbach.

Der Vierer wurde nach dem gleichen Prinzip gerudert. In der Bootsmitte war wieder ein Leerraum, so dass jeweils zwei Ruderer als Paar im Zweitakt fuhren. In diesem Boot ruderte eine Mannschaft der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim in Gießen. Es wurde auch zum Training von einer Mannschaft des Mainzer Rudervereins benutzt.

Um die Aufzählung abzuschließen: Opel führte auch Versuche mit einem Tragflügel-Skiff durch: Zwei Tragflügel waren jeweils im Bereich des Bugs und Hecks angebracht und entsprachen in Art und Ausführung in kleinerem Maßstab den bekannten Exemplaren an den Großbooten, wie sie auf Seen und bei Fähren eingesetzt werden. Sie wurden von der damals führenden Fa. Supramar, Luzern, geliefert. Die praxisnahe Erprobung vollzog sich so, dass das Skiff zunächst durch ein Motorboot angeschleppt wurde, wobei sich – durch einen entsprechenden Anstellwinkel der Tragflächen – der gesamte Einer aus dem Wasser hob. Dann begann unmittelbar das Skullen. Es war auch eine kurze Strecke bei ausgehobenem Boot möglich, wurde aber durch eine gewisse Seiteninstabilität behindert. Die Versuche wurden nicht zu Ende geführt.

In der Folge widmete sich Georg gemeinsam mit seinem Vetter Fritz von Opel der Entwicklung und praxisnahen Erprobung einer runden Dolle – in der Absicht, einen "narrensicheren" Anstellwinkel des Ruders (leichtes Drehen) zu erreichen und die Hebelverhältnisse, wenn gewünscht, bei jedem Schlag kontinuierlich verändern zu können.

Soviel bei dieser Gelegenheit zu den mir bekannt geworden Aktivitäten unseres Ruderkameraden Dr. Georg von Opel auf diesem Gebiet. – Vorstehende Ausführungen sind im übrigen aus persönlichen Erinnerungen nach so langer Zeit und ohne Anspruch auf Vollständigkeit und zeitliche Abfolge, ohne Obligo hinsichtlich etwaiger Urheber- oder patentrechtlicher Voraussetzungen gemacht.