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Über Mitglieder des
RRK (2009)
Irmgard von Opel, Georg von Opel |
Die Familie von Opel
Von Margarete Köhler (2000), überarbeitet und ergänzt von Hartmut
Geißler (2009) − Aus "www.ingelheimer-geschichte.de"
Familiengeschichte allgemein
Heinrich Opel, der
1873 geborene dritte Sohn des Firmengründers Adam Opel, verfügte über geniale
kaufmännische und unternehmerische Fähigkeiten. Nach dem Tode seines Vaters
leitete er mit seinen Brüdern das Rüsselsheimer Werk. Dort erbaute er inmitten
des Firmengeländes für sich und seine Familie das "Haus Heinrich", in dem er mit
seiner Frau Emmy, geb. Weber, repräsentierte und wohnte.
Es war das Zuhause
für seine Kinder Heinz, geb. 1899, Margrit, geb. 1902 und Irmgard, geb. 1907,
sowie für viele andere Kinder der Großfamilie. Heinrich, der als sehr
temperamentvoll und urwüchsig beschrieben wird, hatte vielseitige Interessen.
Als Freund naturverbundenen Lebens suchte und fand er im Jahre 1900 mit
Westerhaus den idealen Sommersitz, der bald zu seinem Lieblingsaufenthalt wurde.
Einige Jahre später
errichtete er in unmittelbarer Nähe zusätzlich ein Gestüt und begann, sich als
Züchter zu betätigen. Die Gebrüder Opel spielten mittlerweile im
Wirtschaftsleben Hessens eine so bedeutende Rolle, dass der Großherzog Ernst
Ludwig die Herren Wilhelm und Heinrich Opel mit Urkunde vom 13. März 1917 in den
erblichen Adelsstand erhob.
Am 7. März 1922
traf Heinrich und Emmy von Opel ein schwerer Schicksalsschlag. Ihr Sohn Heinz,
auf den sie so große Hoffnungen gesetzt hatten, kam bei einem Bergunfall ums
Leben.
Sechs Jahre später,
am 25. Mai 1928, verstarb überraschend Heinrich von Opel selbst mit knapp 55
Jahren, vermutlich an den Folgen eines Kriegsleidens. Bestürzt vermerkte die
örtliche Presse, dass die Gemeinde Ober-Ingelheim einen verständnisvollen
Mitbürger und Förderer örtlicher Angelegenheiten verloren habe. Seine Frau Emmy
folgte ihm noch im gleichen Jahr nach.
Nun fielen der erst
einundzwanzigjährigen Tochter Irmgard Aufgaben zu, denen sie sich mutig und
erfolgreich stellte. Inzwischen sind die Söhne in die Fußstapfen der Mutter
getreten und haben mit innovativen unternehmerischen Ideen von sich reden
gemacht. Ihr Sohn Dr. jur. Heinz von Opel bewirtschaftete bis zu seinem Tode am
18. Januar 2006 das Hofgut Westerhaus.
Die Nachrufe auf
ihn lassen erkennen, dass sein großes wirtschaftliches, kulturelles und
sportliches Engagement das Gesicht der Region prägen half und tiefe Spuren
hinterlassen hat.
Nun führt seine
älteste Tochter Aline, verheiratete Rodde, das Gestüt und den
landwirtschaftlichen Betrieb, während ihre jüngere Schwester Ivonne,
verheiratete Gräfin von Schönburg-Glauchau, das Weingut des Hofgutes
bewirtschaftet.
Georg von Opel * 1912 Frankfurt am Main … †
1971 Bad Soden
Georg von Opel war
der Sohn von Karl, dem ältesten der fünf Opel-Brüder. Bereits mit 15 Jahren
wurde er Vollwaise und war oft zu Gast im Hause seines Onkels Heinrich, das ihm
zur zweiten Heimat wurde. Die Liste der von ihm in nur 59 Lebensjahren
vollbrachten sportlichen, unternehmerischen und sonstigen Höchstleistungen ist
atemberaubend lang. Offenbar muss er mit phänomenaler Energie, Ausdauer und
Zielstrebigkeit begabt gewesen sein.
Im Jahre 1929
verkauften die Gebrüder Opel ihr Werk an die General Motors Corporation. Diese
Transaktion beendete zwar einerseits die bis dahin eingeschlagene berufliche
Laufbahn des Siebzehnjährigen, verschaffte ihm jedoch andererseits in
jugendlichem Alter ein Millionenvermögen. Er nahm die Herausforderung des
Schicksals an und wurde zum erfolgreichen Unternehmer.
Daneben fand er
erstaunlicherweise noch Zeit für seine anderen Leidenschaften: Sport, Jagd,
Tiere und fremde Länder. Mit über 100 Rudersiegen im Seniorenrudern ist er in
die Sportgeschichte eingegangen. Bei Deutschen Meisterschaften war er mehrmals
im Einer, Doppelzweier, Vierer und Achter erfolgreich.
Im Jahre 1939
heiratete Georg seine Cousine Irmgard von Opel. Ihre gemeinsamen in diesen
Jahren durchgeführten Expeditionsreisen durch Afrika und die Rocky Mountains
haben sie durch eindrucksvolle Foto-Serien dokumentiert, die später als
Bildbände herausgegeben worden sind.
Dem Paar wurden
1941 und 1943 die Söhne Carlo und Heinz geboren. Die Ehe wurde 1957 geschieden.
Bewegt und
ereignisreich verliefen auch die folgenden Kriegs- und Nachkriegsjahre des Georg
von Opel. Firmengründungen, Reisen und Rekorde wechselten miteinander ab. Aus
einer zweiten Ehe mit Sigrid Haidert wurden ihm 1966 und 1968 die jüngeren Söhne
Georg und Gregor geboren. Der erste Herzinfarkt im Jahre 1966 konnte Georg von
Opel nicht zu einer nachhaltigen Änderung seines Lebensstils veranlassen.
Als er am 14.
August 1971 am Steuer seines Wagens zusammenbrach und eine Stunde später im
Krankenhaus von Bad Soden verstarb, titelte die Zeitung "Die Welt": "Auf den
Rennstrecken des Lebens immer eine Bootslänge voraus."
Irmgard von Opel * 1907 Rüsselsheim … †
1986 Ingelheim
Irmgard von Opel
muss nach den Berichten ihrer Freunde und Angehörigen eine beeindruckende,
dynamische Persönlichkeit gewesen sein. Von Hause aus brachte sie alle Opelschen
Eigenschaften mit, die Voraussetzung für sportlichen, geschäftlichen und
gesellschaftlichen Erfolg sind. Ihre älteste Tochter aus der Ehe mit Karl Georg
Külb wurde 1927 geboren. Als 1928 ihre Eltern starben und 1929 das Rüsselsheimer
Werk an die General Motors Corporation verkauft wurde, fiel ihr in noch sehr
jungen Jahren die Verantwortung für ein beträchtliches Vermögen zu.
Das Hofgut
Westerhaus mit Gestüt, das Hofgut Petersau und die Nackenheimer Kapselfabriken
gehörten u. a. zu dem Wirtschaftskomplex, den sie sich im Laufe der Jahre
aufbauen bzw. erhalten konnte.
Ingelheim verdankt
ihrem Betreiben den 1938 durchgeführten Ausbau der Westerhausstraße durch die
Stadt und vier Wohnhäuser, die der Stadt übereignet wurden.
Internationale
Bekanntheit erlangte Irmgard in den Dreißiger Jahren als erfolgreiche
Springreiterin mit ihren legendären Pferden Nanuk und Arnim. Von ihrem Vater
gefördert, war das Reiten von Kindheit an ihre Passion. Als sie 1937 ihre
Karriere beendete, war es ihr gelungen, mit zahlreichen Siegen in eine
Männerdomäne einzudringen.
Ihr Name ist auch
eng mit der Mainzer Fastnacht verknüpft. Die Mainzer Prinzengarde gab sich 1938
die Ehre, die berühmte Springreiterin zu ihrer Kommandeuse zu bestimmen.
Zusammen mit Georg
von Opel, den sie am 28.4.1939 in zweiter Ehe heiratete, durchreiste sie 1938
Ägypten und den Sudan sowie 1939 die Rocky Mountains. In den Jahren 1941 und
1943 wurden dem Paar die Söhne Carlo und Heinz geboren.
Dass sie den
amerikanischen Truppen bei deren Besetzung Ingelheims am 20. März 1945 entgegen
gegangen sei, verweist ihr Sohn Carlo von Opel in das Reich der Legende. Er
berichtet aus den Äußerungen von Zeitzeugen, dass die Amerikaner ziemlich
lautlos, ohne Panzer, erschienen seien und eine Evakuierung aller Hofbewohner in
das benachbarte Gestüt angeordnet hätten, für ca. 24 Stunden.
Die Leistung seiner
Mutter dabei sei gewesen, dass deutsche Soldaten in ihren Verstecken nicht
gefunden und die freigelassenen russischen und polnischen Zwangsarbeiter, die
sich im Freien versteckt hatten, mit Essen versorgt worden seien.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde ihr Leben in andere Bahnen gelenkt, und andere Aufgaben mussten
bewältigt werden. Mit 79 Jahren ist sie in der zu Westerhaus gehörenden
Opelmühle, wo sie seit 1978 wohnte, verstorben.
Bis zu ihrem
Lebensende galt ihre besondere Vorliebe den Pferden und dem Pferdesport.
Die Familie von
Opel unterstützte mehrfach mit größeren Spenden den Ober-Ingelheimer Sportverein
(TuS 1848) und die Restaurierung der Burgkirche.
Der Historische
Verein dankt Herrn Carlo von Opel für seine ergänzenden und berichtigenden
Hinweise seiner Briefe vom 25.03.09 und 12.06.09.
Gs, erstmals:
08.06.09; Stand: 27.10.11 |