* 22. September
2006 in Johanngeorgenstadt † 12. Dezember 1991 in München
Von Peter
Sundermann (aus "100 berühmte Sachsen", 2010)
Totgesagte leben
länger, besagt ein altes Sprichwort. Das traf auch auf den Erzgebirger Gustav
Schäfer zu. Er überlebte die Meldung der ostdeutschen Tageszeitung "Der Morgen"
vom 18. Juni 1961, er sei im Krieg umgekommen, um über 30 Jahre und durfte 1988
vom damaligen bayrischen Kultusminister das Bundesverdienstkreuz entgegen
nehmen.
Als der
erfolgreiche Ruderer gerade einmal fünf Jahre alt war, zogen seine Eltern nach
Dresden. Der neue Lebensraum bot ihm zahlreiche Möglichkeiten, die sportliche
Neigung auszutesten. Seine Liebe galt letztendlich dem Wassersport. Im Dresdner
Schwimmverein hob er sich schnell als Kurzstreckenschwimmer hervor, der über
enorme Kondition verfügte. So geschah es, dass er bei einem Gau-Schwimmfest in
Großenhain als Ersatzmann für die 1.500-Meter-Strecke eingesetzt werden musste.
Er solle nur das Ziel erreichen, war die Vorgabe seines Trainers. Doch Gustav
Schäfer blieb dem Favoriten auf den Fersen und zog auf den letzten Metern an ihm
vorbei. Der Hund war zäh wie Gummi, soll der geschlagene Favorit gesagt und den
Grundstein für Schäfers Spitznamen "Gummi" gelegt haben.
Nicht sportlicher
Ehrgeiz, sondern ein Tanzabend im Bootshaus des Rudervereins, verbunden mit der
Einladung zu einer Probefahrt auf der Elbe, ließ ihn im März 1929 die Sportart
wechseln. Nach dem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften fünf Jahre später in
Mainz wechselte Schäfer zur Skullerzelle nach Berlin. Der erste Platz bei den
Europameisterschaften in Luzern folgte.
Die Krönung seiner
Karriere aber war die Goldmedaille im Einer bei den Olympischen Spielen in
Berlin. Mit seinem Ersatzmann Georg von Opel aus Rüsselsheim gehörte Schäfer mit
zu den Gründern der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Nach dem Krieg zog es
ihn nach Rüsselsheim, wo er als Senior noch einige Rudererfolge erzielen konnte.