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Über Mitglieder des
RRK (1992)
Gerrit Rothengatter |
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Hockey bei Lazio:
Rothengatter folgt
Lockruf der Lire
Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 02.03.1992) |
Daß deutsche Fußballprofis immer wieder den Verlockungen italienischer
Klubs erliegen, daran hat man sich inzwischen gewöhnen müssen. Wenn aber ein
Hockeyspieler seine sportlichen Zelte gegen Bezahlung vorübergehend südlich der
Alpen aufschlägt, dann genießt dies immer noch Seltenheitscharakter. Für Gerrit
Rothengatter, 23 Jahre junger Stürmer beim Zweitligisten Rüsselsheimer RK, wird
dieses "Märchen" ab Mitte dieser Woche wahr. Vom Frankfurter Flughafen aus
startet Rothengatter in Richtung Rom, um zumindest bis Ende Juni das Trikot des
berühmten Klubs "Lazio" überzustreifen. Sportkenner werden es wissen: Bei Lazio
vertraglich in Diensten stehen auch die beiden deutschen Fußballprofis
Karl-Heinz Riedle und Thomas Doll.
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Gerrit Rothengatter (links) und Volker
Schädel auf der Lauer Ende Juni 1991 im Spiel gegen den Münchner SC am
Sommerdamm. Gerrit Rothengatter erzielt den Siegtreffer zum 2:1 für
den RRK. |
Der reichen Fußballabteilung, vermutet Rothengatter, verdankt auch er die
Möglichkeit, zum Hockeyspielen nach Italien zu gehen. Immerhin läßt sich Lazio
den deutschen Import einiges kosten: Wohnung, Auto und Flug werden gestellt;
hinzu gibt es ein Taschengeld. "Mit Lazio möchte ich italienischer Meister
werden", sagt Rothengatter, der die "Luftveränderung" nach Abitur, Lehre und
Zivildienst als wichtigsten Einschnitt seines Lebens bezeichnet.
Die Kontakte in Richtung italienische Hauptstadt wurden bereits während des
Osterturniers 1991 in Mannheim geknüpft. Seinerzeit, so Rothengatter, seien die
Römer auf ihn aufmerksam geworden, "weil ich eine starke Rolle als Mittelstürmer
gespielt habe". Bestehende Unsicherheiten ließen sich bei einem Gespräch mit dem
ehemals beim HC Mannheim aktiven Markus Caprone ausräumen, der seit geraumer
Zeit selbst in Rom spielt.
Nach Abschluß der Hallenrunde in Deutschland ist Rothengatter ab sofort für
Rom spielberechtigt. Dort hat die Feldsaison am zurückliegenden Wochenende
begonnen, „doch da wollte ich unbedingt noch beim RRK bei der Aufstiegsrunde
helfen", sagt Rothengatter. Wechselprobleme erwartet der 23jährige auch bei
der (geplanten) Rückkehr im Sommer zum RRK nicht: Die dann fällige Sperre von
60 Tagen träfe exakt in den Zeitraum, wenn der Spielbetrieb wegen der
Olympia-Vorbereitung hierzulande ohnehin ruht.
Ob Rothengatter, der im Wintersemester 1992/93 in Mainz ein
Wirtschaftspädagogikstudium beginnen will, dann freilich beim Ruder-Klub mit
offenen Armen aufgenommen wird, bleibt abzuwarten. Trainer Berti Rauth soll -
im Gegensatz zu den meisten Mitspielern - über die Italienpläne des agilen
Angreifers alles andere als begeistert sein.
Italien ist auch ein Land
für Hockeyspieler
Der Rüsselsheimer Gerrit
Rothengatter vermißt bei Lazio Rom die Trainingslehre
Von Franz Dörner (aus "Darmstädter Echo" vom 16.04 1992)
Er ist derzeit ein gefragter Mann.
Seitdem Gerrit Rothengatter für Libertas San Saba Lazio Rom Hockey spielt, kann
er sich des öffentlichen Interesses sicher sein. Nach sechs Wochen Italien ist
Rothengatter auf Stippvisite in Rüsselsheim. "Das ist alles neu für mich. Heute
die ortsansässige Zeitung und morgen ein Interview mit Radio FFH", staunt der
frühere Spieler des Rüsselsheimer Ruder-Klubs.
Die Neugier ist groß. Wie deutsche Profifußballer in Italien leben, ist bekannt.
Daß sich auch Hockeyspieler wohl fühlen können, wird von Rothengatter bestätigt.
Ein Sponsor stellt die finanziellen Mittel bereit.
Eingewöhnungsschwierigkeiten hatte der 23 Jahre alte Stürmer nicht. Die
italienische Mentalität kommt ihm entgegen: "Die Leute sind alle unheimlich
freundlich. Schon nach einer Woche hatten mich alle Mitspieler zum Essen
eingeladen." Daß die Lebenshaltungskosten hoch sind, stört weiter nicht. Rothengatter
fährt "das kleinste Cabrio der Welt", einen Fiat 500.
Der Neuling hat sich bereits etabliert. Ohne deshalb von sich eingenommen zu
sein, berichtet er davon, daß der sportliche Direktor von Libertas San Saba und
gleichzeitige italienische Nationaltrainer Enzo Corso seinen Rat einholt.
Trainingsmethoden und taktisch geprägte Spielweise seien in Italien
unterentwickelt. Rothengatter: "Jetzt weiß ich, was ich an meinem früheren
Trainer Berti Rauth hatte." Die wegen ihrer Akribie oft gefürchteten
"lehrreichen Videoanalysen" fehlten ihm bei seinem neuen Klub.
Wenig verwunderlich, daß Rothengatter angesichts des niedrigeren Hockey-Niveaus
in Italien ein Leistungsträger des römischen Erstligisten ist. "Am Samstag haben
wir 3:1 in Bologna gewonnen. Ich habe das wichtige 2:1 erzielt und die beiden
Strafecken herausgeholt, die zu den weiteren Toren geführt haben."
Bislang schoß der Deutsche drei Feldtore - bemerkenswert, wenn man bedenkt, daß
es bislang die einzigen Treffer der Römer aus dem Spiel heraus sind. "Alle
anderen fielen nach kurzen Ecken", klärt Rothengatter auf. Lazio steht derzeit
im Mittelfeld der Tabelle.
"Anders als beim RRK muß ich jetzt nicht mehr eine halbe Stunde durch die Gegend
laufen, ohne als Angreifer einen Ball zu bekommen", freut sich der
Rüsselsheimer, der bei Lazio einziger Stürmer ist. Italienische Abwehrreihen
seien schwach, kein Wunder daß einem Torjäger das Hockeyspielen da Spaß macht.
Die Sportart genießt nach Gerrit Rothengatters ersten Eindrücken in Italien etwa
die gleiche Zuschauergunst wie hierzulande. Er ist der einzige Deutsche in der
Nationalliga; weitere Ausländer sind zwei Polen, zwei Russen und fünf
Argentinier.
"Ich will Italien genießen", sagt der Rüsselsheimer. Doch wer glaubt, er liege
die meiste Zeit auf der faulen Haut, irrt. Wie beim RRK wird dreimal wöchentlich
trainiert. In Rom beginnt das Training zwar erst gegen 16.30 Uhr. Doch einer
Stunde auf dem Hockeyplatz folgt eine weitere Stunde Konditionstraining, das
härter ausfalle als beim Ruder-Klub üblich - nicht nur deshalb, weil die
Italiener zum Abschluß der kraftraubenden Arbeit noch einmal Sprinttraining
machen.
"Unter trainingsmethodischem Aspekt ist das völlig absurd", weiß der nicht nur
durch sein Sportabitur in Trainingslehre kundige Italien-Gast. Außer dem
Pflichttraining ist Rothengatter zusätzlich zweimal die Woche freiwillig im
Kraftraum zu finden. Eineinhalb Stunden lang werden Gewichte gestemmt.
Der 23jährige bewirbt sich für das kommende Wintersemester an der
Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz um einen Studienplatz in
Wirtschaftspädagogik. "Sollte das nicht klappen, könnte ich mir vorstellen, noch
ein Jahr in Italien weiterzuspielen oder wieder ganz beim RRK anzufangen. Schon
in dieser Saison will Rothengatter für den RuderKlub wieder am Schläger sein.
Da in Italien die Saison früh endet, könnte er in der Rückrunde der zweiten
Bundesliga in den Reihen des RRK stehen.
Am Donnerstag reist Rothengatter mit Lazio zum Osterturnier nach Rotterdam.
Ostern und Lazio hängen für ihn eng zusammen: Beim Turnier vor einem Jahr wurden
die Kontakte geknüpft.
Hockeyspieler, aber auch schon
erfolgreicher Steuermann bei den Ruderern des RRK, Gerrit Rothengatter.
Prinzessin Margarethe von Hessen gratuliert Gerrit Rothengatter, dem
Steuermann des RRK-Achters (Harald Richter, Wolfram Lorei, Oliver Bär,
Achim Erhard, Gerhard Darnieder, Rüdiger Kirsch, Lutz Beyer, Steffen
Kerkmann), für den Sieg im Großherzogs-Achter der Gießener Pfingstregatta
1982. |
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