Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Georg Otto

Georg Otto anfangs des 21. Jahrhunderts

 

 

 

 

 

 

Mitte des Jahres ist Schluss

Theatergruppe sechzig90 verliert Domizil in Taunusstraße

Von Stephan A. Dudek (aus "Main-Spitze" vom 28.01.2016)

Mitte des Jahres ist Schluss. Endgültig. Schon mehrfach schien die Rüsselsheimer Kreativengruppe "sechzig90" ihr provisorisches Domizil in der Taunusstraße 11 verloren zu haben, aber diesmal wird es wirklich ernst. Oberbürgermeister, Kulturdezernent, Kultursteuerer und "Kultur123" hatten sich dafür eingesetzt, dass die früher von der Volkshochschule genutzten Werkstatträume möglichst lange für die Theater-Projekte von "sechzig90" zur Verfügung standen. Doch nun ist in Abstimmung mit der Gewobau das Ende der Fahnenstange erreicht. In ein paar Wochen stehen die Theatermacher auf der Straße.

Niemand weiß, wie es weitergeht. Dabei könnte alles so schön sein. Das vergangene Jahr verbrachten die Rüsselsheimer Theaterleute häufig in Gesprächs- und Verhandlungsrunden, berichtet ihr Sprecher Georg Otto. Denn man hatte ihnen die Werkstatthalle A1, im Altwerk direkt am Bahnhofsvorplatz gelegen, als künftige Produktions- und Präsentationsfläche angeboten.

Theater in der Werkshalle A1?

Die Gruppe hatte sofort Blut geleckt. Sie beurteilten die A1 als "tollen Raum", an exponierter Stelle gelegen und seit Jahren als Kulturstätte in der Innenstadt eingeführt. Mehrere Ortsbegehungen bestätigten ihre Begeisterung – und das allerbeste: Der Eigentümer unterstützte die Idee eines Theaters in seinem Altwerk.

Otto und seine Mitstreiter entwickelten ein vielseitiges Konzept, das die A1 als "offenen Produktionsort" beschrieb. Es sah vor, nicht nur die eigene Tätigkeit zu verbreitern, sondern auch den Ort selbst zu entwickeln. Allein für die Spielzeit 2016/17 sah das Papier 23 Veranstaltungen vor, die letztlich an 60 Abenden ein Programm für die Allgemeinheit geboten hätten.

Öffentliche Proben, Konzeptionsgespräche, Theateraufführungen, Kindertheater – auch als Mitmachtheater in Kooperation mit Schulen und Kindergärten – sowie Werkstattgespräche hatte sich "sechzig90" ausgedacht. Allein die Werkstattgespräche hätten die Stadt kulturell bereichert, sollte dabei doch der Erfahrungsaustausch mit erfolgreichen Rüsselsheimer Künstlern und Kulturschaffenden, die die Stadt längst verlassen haben, gesucht werden. Michael Riedel, Patrick Tauss oder auch Stephan Limbach sind Namen, die man präsentieren wollte.

Kostenplanung sei anspruchsvoll, "aber lösbar"

Dann kam es zur Kostenplanung, die Otto als anspruchsvoll, "aber lösbar" bezeichnete. Der Besitzer des Altwerkes habe sich bereit erklärt, den Theaterleuten die Halle allein gegen Erstattung der Betriebskosten plus einen geringen Aufschlag zu überlassen. Allerdings hatte eine Begehung mit der Feuerwehr ergeben, dass aus Gründen des Brandschutzes Umbauten nötig würden. Unter dem Strich stand am Ende eine Forderung der Altwerkseigentümer in Höhe von 85.000 Euro. Gleichzeitig war für die "sechzig90"-Aktiven klar, dass der gestiegene Aufwand nicht mehr nur ehrenamtlich bestritten werden könnte. Sie schlugen die Schaffung einer halben Stelle vor, insgesamt ein jährlicher Aufwand von 65.000 Euro.

Freilich: Beim Geld endete die bis dahin von allen Seiten geleistete, wohlwollende Unterstützung. Niemand, so berichtet Otto heute, war bereit, das Projekt – etwa im kommunalpolitischen Bereich – weiterhin argumentativ zu unterstützen. Ottos Resümee kann einen gewissen Ärger kaum verhehlen: "Nach einem Jahr Arbeit hatten wir nichts Fassbares in Händen." Allein Karin Krömer vom "Kultur123"-Theaterbetrieb nimmt der "sechzig90"-Sprecher ausdrücklich von seiner Kritik aus, denn sie habe sich immer wieder für die Gruppe stark gemacht, wenn es um die Nutzung der Taunusstraße 11 gegangen sei.

Beste Reklame für die Stadt

Nun droht "sechzig90" ein Dasein ohne festes Obdach. Dabei könnte die Gruppe gerade jetzt einen Schub gebrauchen, meint Otto und zählt eine ganze Reihe von Projekten auf: Die der Gruppe assoziierten Bühnenkünstler René Marik und This Maag haben gerade ihre Solo-Programme in Rüsselsheim präsentiert; Marik hat in der "sechzig90"-Produktion "Der einsame Westen" die Rolle des Pfarrers übernommen und will sein nächstes Film-Projekt in Rüsselsheim über die Bühne bringen; "Der einsame Westen" wird demnächst in Berlin aufgeführt; die Beckett-Bearbeitung "Erlösung – Proben auf Godot, Teil 1" kommt demnächst bei einem Festival in Schweden zur Aufführung; der kürzlich vorgestellte Troja-Film tourt von Festival zu Festival, wird dabei auch beim renommierten "Sundance"-Festival und bei den Festspielen in Toronto gezeigt. Zudem konnte "sechzig90"-Schauspieler Holger Kraft, zurzeit am Theater in Bonn tätig, den dort ebenfalls beschäftigten Autor Thomas Melle überzeugen, für eine Stückentwicklung nach Rüsselsheim zu kommen.

Otto verweist auf die positiven Rückmeldungen, die Rüsselsheimer Künstler – auch aus anderen künstlerischen Sparten – bei ihren Gastspielen und Engagements außerhalb erfahren. Die Aktivitäten in der Opelstadt seien landesweit in aller Munde, eine bessere Werbung in eigener Sache könne sich Rüsselsheim eigentlich gar nicht wünschen. Allein zu Hause falle die Unterstützung eher mäßig aus.


Theatermachern fehlt die Perspektive

Die Theatergruppe "sechzig90" blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Wird nicht schnell eine Lösung gefunden, fehlen den Künstlern bald die notwendigen Räume, um ihr Angebot aufrecht zu erhalten.

Von ROBIN GÖCKES (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 20.11.2015)

Georg Ansas Otto zuckt mit den Schultern und schaut ratlos. "Ich weiß auch nicht, wie es weitergeht", sagt der Schauspieler und Architekt von der Theatergruppe "sechzig90". Die bangt um ihre Zukunft – die bisherige Heimstatt des kreativen Kollektivs in der Taunusstraße hat nämlich keine.

Das Haus wird abgerissen, eigentlich sollte "sechzig90" bereits Ende dieses Jahres ihre Räume verlassen. "Wir haben aber noch mal einen Aufschub bekommen. Bis Mitte 2016 haben wir Zeit, um etwas Neues zu finden", berichtet Otto. Da hört es mit den guten Neuigkeiten aber auch schon auf.

Altwerk wäre prädestiniert

In Aussicht haben die Theatermacher derzeit nämlich keine neuen Räume. Im Gespräch war zuletzt das Opel-Altwerk in der Innenstadt – was gut zu den Plänen der Stadt passen würde, dort unter Umständen eine kulturelle Keimzelle anzusiedeln. "Und die Räume wären auch wirklich phantastisch, prädestiniert für die Arbeit, die wir leisten wollen." Zwei Begehungen habe es gegeben, finanziell sei eine Ansiedlung im Altwerk aber nicht zu stemmen. "Wir haben jedenfalls nicht die Ressourcen dafür."

Georg Otto wirkt nicht resigniert, die Zukunftsaussichten fehlen dennoch. Und das gerade in einer Phase, in der die Theatergruppe noch einmal einen ordentlichen Sprung machen könnte. "Wir wollen transparent arbeiten, uns öffnen. Wir wollen mit Kindern arbeiten, der Stadt etwas zurückgeben. Aber dafür bräuchten wir eben auch einen öffentlichen, sichtbaren Ort, das wäre sehr wichtig."

Die Stadt habe der Theatergruppe in der Vergangenheit stark geholfen. "Die Unterstützung, gerade durch Kultur1 2 3, war bislang wirklich toll. Und durch die Hilfe ist ein zartes Pflänzchen gewachsen, so dass wir jetzt in der Lage wären, den nächsten Schritt zu gehen." Oder aber eine neue Form anzunehmen, wie auch immer die aussehen könnte.

Rüsselsheim den Rücken zu kehren ist für die kreativen Köpfe keine wirkliche Option. "Es gab Überlegungen, ob wir uns nicht mal bei Nachbargemeinden umschauen sollten. Aber eigentlich glauben wir, dass das, was wir machen, nur in diesem Biotop Rüsselsheim funktioniert."

Strahlkraft weit über Rüsselsheim hinaus

"Sechzig90" hat sich seit 2007 zu einer festen Institution der Kulturlandschaft entwickelt. Und die Gruppe besitzt eine Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus. Produktionen, die in Rüsselsheim uraufgeführt werden, sind anschließend auf Bühnen im ganze Land zu sehen. Die Schauspieler, Regisseure, Musiker, Bühnenbildner und Filmemacher von "sechzig90" stammen mehrheitlich aus Rüsselsheim, haben der Stadt aber meist für ihre Ausbildung den Rücken gekehrt. Einige sind wieder ganz zurück gekommen, andere bleiben Rüsselsheim im künstlerischen Austausch erhalten. "Wir haben alle eine ganz starke Bindung an Rüsselsheim, die Stadt inspiriert uns", erklärt Otto. Im Kleinen ließen sich viele große Fragen wiederentdecken.

Auch wenn die aktuelle Unsicherheit die Arbeit erschwert, aufgeben wollen die Theatermacher nicht. 2Bislang haben wir eine wirklich tolle Förderung genossen. Jetzt könnten wir noch mal richtig Schwung aufnehmen." Zumindest, wenn man sie nicht im Regen stehen lässt.


Einiges zur Vita von Georg Otto

Georg Otto

*23. August 1971 in Rüsselsheim

Schauspielausbildung am der Lee-Strasberg-Institut New York

Seit 1999 lebt und arbeitet er in Deutschland, Berlin als Basis

November 2007 Abschluss Studium als Dipl.-Ing. der Architektur

Gewinner von 3 First-Step Awards in den Kategorien Bester Kurzfilm, Bester Film und Beste Werbung

Engagements in tschechischen, französischen, portugiesischen und schwedischen Film- und Theater-Produktionen

Mitinitiator der Manifestmaschine und Gründer der Arch-Jockeys

Konzeption und Regie Musikvideos für Viva

1998 erstes Theaterstück wurde im New Yorker Marylin Monroe Theater uraufgeführt

2005 Ausstellung von Videoarbeiten in Cottbus

Mitbegründer Radio K2R in Rüsselsheim

Schauspieler bei "schon geseh’n"

Hat im Rahmen seiner Diplomarbeit Architektur- und Stadtplanungsvorschläge zum Opel-Umbau erarbeitet