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Über Mitglieder des
RRK (2004)
Georg Otto und
Holger Kraft |
Talentschmiede für das Theater
Viele "?schon-geseh´n!"-Akteure haben die Bühne zum Beruf gemacht
Von Stephan A. Dudek
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Holger Kraft und Georg Otto |
Die Sehnsucht nach dem
großen Auftritt? Hoffnung, in einer vorgegebenen Rolle dem alltäglichen Dasein
zu entfliehen? Oder einfach nur der Wunsch, unter Gleichgesinnten an der
Entwicklung neuer Lebenswelten teilzunehmen? Der Antrieb, sein Berufsleben am
Theater verbringen zu wollen, mag vielfältig sein. Viele träumen davon, doch die
wenigsten schaffen es, sich auf oder hinter der Bühne eine der raren Stellen zu
erkämpfen. Gut, wenn man sich bereits vor dem Karrierebeginn in ernsthafter
Umgebung Orientierung auf den "Brettern, die die Welt bedeuten", verschaffen
kann. Rüsselsheim verfügt mit der Theatergruppe "?schon geseh´n!" bereits seit
14 Jahren eine solche Talentschmiede. Eine ganze Reihe früherer Akteure haben
inzwischen das Theater zu ihrem Beruf gemacht.
Zu verdanken ist dieser kreative Pool
Regine Schröder-Kracht, Gründerin und bis heute Leiterin von "?schon geseh´n!".
Nach ihrem Bühnenbild-Studium bei Wilfried Minks arbeitete sie an renommierten
Bühnen, unter anderem bei Claus Peymann in Stuttgart. Irgendwann unterbrach sie
die Karriere aus familiären Gründen - im Wissen, dass eine Rückkehr in den
professionellen Bühnenbetrieb wohl kaum noch möglich wäre. Aber: "Ich wollte
unbedingt Theater machen!" Also gründete sie mit einer Handvoll Schülern des
Rüsselsheimer Immanuel-Kant-Gymnasiums eine Theatergruppe. Ziel: gutes
Amateurtheater. Im März 1991 hob sich zum ersten Mal der Vorhang für eine "?schon-geseh´n!"-Produktion.
Gespielt wurde John Millington Synges "Ein wahrer Held".
Zinck, Kraft, Otto
Damals ahnte noch niemand, dass die
Ensemble-Gründung für einige seiner Mitglieder schicksalhafte Folgen zeitigen
würde. Doch schon fünf Jahre später hatten die ersten Darsteller derart viel
Bühnenluft inhaliert, dass sie versuchten, ihr Leben mit dem Theater zu
bestreiten. Gerd Zinck, Holger Kraft und Georg Otto waren die ersten drei, die
professionelle Ansprüche entwickelten, rekapituliert Regine Schröder-Kracht
heute. Und erinnert sich an einen schüchternen Anglistik-Studenten, der mit
einem ängstlichen, aber deutlichen "Nein" die erste angebotene Hauptrolle bei
ihr ablehnte - heute ist Gerd Zinck Schauspieler am Deutschen Theater in
Göttingen. Schröder-Kracht: "Er ist sensationell gut!"
Es vergehe viel Zeit, bis sich für
den Einzelnen herausstelle, was er eigentlich machen will, sagt Regine
Schröder-Kracht, doch irgendwann werde der Berufswunsch "Theater" dann zur
Selbstverständlichkeit. Dann braucht es nur noch viel Mut und Selbstvertrauen:
Gerade einmal ein Prozent der weiblichen und etwa vier Prozent der männlichen
Bewerber an staatlichen Schauspielschulen werden angenommen, berichtet sie. Dass
es von ihren "?schon-geseh´n!"-Darstellern bis heute eine Handvoll geschafft
haben, macht sie zufrieden und stolz.
Georg Otto ist das Beispiel für
einen, der nicht genommen wurde - und trotzdem seinen Weg gegangen ist. Nach
einigen Absagen aus Deutschland brach er in die USA auf, schrieb sich am
renommierten "Lee-Strasberg-Theatre-Institute" ein, wo er sich die Prinzipien
des von vielen Hollywood-Mimen praktizierten "Method Acting" aneignete. Zurück
in Deutschland, wirkte er in mehreren Off-Theater-Produktionen in Berlin mit.
Ein Glücksspiel
Regine Schröder-Kracht verfolgt
begeistert den Weg ihrer jungen Partner von einst - und verweist gleichzeitig
auf die Ungerechtigkeit, die das System der Schauspiel-Ausbildung in sich birgt:
Bianca Karger beispielsweise gehöre zu den "?schon-geseh´n!"-Darstellerinnen,
die es bis jetzt noch nicht geschafft haben; doch allein die Tatsache, dass sie
an der Berliner Ernst-Busch-Schauspielschule die letzte Auswahlrunde erreicht
habe, nötigt der Ensemble-Leiterin höchsten Respekt ab.
Und dann gibt es natürlich auch jene
Hochtalentierten, die sich für einen anderen Lebensweg entschieden haben. Regine
Schröder-Kracht nennt Uwe Kern als Beispiel, der zurzeit als Oberstudienrat an
der Rüsselsheimer Heisenbergschule Physik und Mathematik unterrichtet: "Den kann
man auf jede Bühne stellen." Aber für manche sei es eben die richtige
Entscheidung, Theater als "schönes Hobby" zu belassen.
All-Stars?
Zu den erfolgreichsten "?schon-geseh´n!"-Abgängern
gehört Thomas Friemel, der inzwischen am Theater in Aachen als Regisseur Fuß
gefasst hat, obwohl er sich bei Regine Schröder-Kracht lediglich um die
Bühnenbild-Assistenz gekümmert hat. Im nordrhein-westfälischen Dreiländereck
wirkt er seit 2001 mit, hat Stücke von Guy Fossey ("Der Tropfen"), Igor
Bauersima ("Context") und Jan Tätte ("Bungee Jumping") inszeniert. Für die neue
Spielzeit hat er sich seinen ersten Klassiker vorgenommen: Gotthold Ephraim
Lessings "Philotas".
Es kommt viel professionelles
Know-how zusammen, wenn man sich die Liste der heute als Profis tätigen "?schon-geseh´n!"-Akteure
ansieht. Doch zu bündeln ist die kreative Kraft kaum. Regine Schröder-Kracht
erteilt einer All-Stars-Produktion von vornherein eine Absage: "Ich weiß, dass
das nicht funktioniert." Allein die verschiedenen Terminpläne seien unmöglich
miteinander zu koordinieren.
Einmal war es fast so weit: Bei einer
Weihnachtsrevue zum zehnjährigen Bestehen versammelten sich im Stadttheater die
meisten der inzwischen rund 130 Schauspielerinnen und Schauspieler, die bis
heute für "?schon geseh´n!" auf der Bühne standen.
Demnächst beginnen die Vorbereitungen
für das nächste Stück. Regine Schröder-Kracht will noch nicht so viel verraten
- allein, dass es sich wohl um Werner Schwabs "Die Präsidentinnen" handeln
werde. Doch die Besetzung ist zurzeit noch ein ganz großes Geheimnis. Wenn dann
eines Tages Premiere sein wird, sollte man sie sich nicht entgehen lassen. Zum
einen, weil die Produktionen bei "?schon geseh´n!" immer unterhaltsam und
amüsant ausfallen; zum anderen, weil vielleicht wieder ein neues Talent vor der
Entdeckung steht. Demnächst im großen Theater ...!?
Georg Otto und Holger Kraft
nach dem Abschiedsspiel "Naturrasen" am 20.10.1990 am Rüsselsheimer
Sommerdamm im Kreise junger und älterer Hockeyspieler des RRK (hinten:
Schiedsrichter Manfred Dittmar und Willibald Schmitt, Bodo Schäfer, Glenn
Eifert, Jan-Erik Reitz, Harald Eisenacher, Manfred Liebig, Volker Schädel,
Martin Müller, Marcel Janson, Ralf-Peter Rausch, Paul Anagnostou, Fritz
Schmidt, Gerrit Rothengatter, Klaus Eberts, Tobias Frank, Thomas Bischoff,
Norbert Boll, Walter Leichtweiß, Jens George, Fritz Schmidt jr., Roland
Segner; vorn: Berthold Rauth, Thomas Susenburger, Rainer Seifert, Kai
Stieglitz, Holger Kraft, Peter Kraus, Wolfgang Beck, Thomas Blivier, Klaus
Held, Dr. Christoph Krehl, Alfred Segner, Georg Otto) |
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