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Über Mitglieder des
RRK (1950)
Georg Boller |
Georg Boller 75 Rudersiege
Von Paul Elschner (aus "Rudersport" vom
01.09.1950)
Zu den
Ruderern mit der stattlichen Zahl von 75 Siegen – dazu gehören
u. a. Dr. Herbert Buhtz (Berliner RC) und Josef Racke (Mainzer RV) – zählt
nunmehr auch Georg Boller, die Säule in der dreifachen Meistermannschaft
(Achter) der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim.
Der heute 31-jährige, ein bekannter Handballspieler im Untermainbezirk, kam über
Germania Kastel 1935 zum Mainzer RV, trainierte unter Oskar Cordes und gewann
bis 1937 16 Rennen, einschließlich dem Jahrhundert-Jungmannachter-Rennen 1936 in
Hamburg. Im Jahre 1938 kam Boller zum Ruderverein Rüsselsheim, dem jetzigen
Rüsselsheimer Ruder-Klub 08, und fand sofort seinen Platz unter Fritz Brumme im
Senior-Achter der Renngem. Ruderverein Rüsselsheim / RG Undine Rüsselsheim, der die
erstklassigen Rennen in Karlsruhe, Frankfurt, Hanau, Bad Ems und Mainz gewann.
Nach dem Kriege fand Boller, ein urwüchsiger, kraftstrotzender Sportsmann
– er
ist seines Zeichens Maurer –, Verwendung in den Seniorbesetzungen der
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim. So reihte sich Sieg an Sieg an. Fünfmal
wurde er Deutscher Meister, zweimal im "Vierer ohne" und dreimal im Achter.
Georg Boller winkt
den "Lieben", der Achter der Rudergem. Flörsheim-Rüsselsheim ist Deutscher
Meister 1951 |
Der Motor in unserem Boot
Von Georg von Opel
Sie dürfen es nicht
missverstehen. In unserem Achter
ist kein Motor. Ich gebrauche das Wort im übertragenen Sinn. Ich meine einen
Mann, der für uns dasselbe bedeutet wie ein Motor, für uns Ruderer des
Meisterachters in Flörsheim-Rüsselsheim. Es wird so viel immer von mir gesprochen.
Gewiss, ich bin der Älteste und habe in
den 21 Jahren, in denen ich rudere, einiges zu leisten versucht. Wenn ich aber
auf unseren Achter schaue, der sich auf der großen Pfingstregatta in Flörsheim
in diesem Jahr zum ersten Mal den stärksten Mannschaften stellt, dann muss ich
als die erste Kraft im Boot den Mann nennen, den ich als "Motor" bezeichne:
Georg Boller. Er ist von Beruf Maurer. Seit 1933 rudert er. Er war zuerst bei der Kasteler
Germania, dann beim Mainzer Ruderverein. 1938 kam er zu uns nach Rüsselsheim.
Wir haben uns bekanntlich immer bemüht, nur den Sportsmann zu sehen. Das, was er
sonst im Leben darstellt, spielt keine Rolle. Im Gegenteil. Wir schätzen einen
tüchtigen Maurer sehr hoch ein und haben für Tagediebe kein Verständnis. Aber
ich will nicht abschweifen. Um Ihnen ein Bild von dem Mann Boller zu geben, könnte ich Ihnen viel
erzählen, von seiner Kraft, seiner Technik, seinem unbeirrbaren Mut. Das merken
wir vor allem, wenn es brenzlich wird. Dann sitzt in der Bootsmitte unser Georg
Boller und wirft das Wasser mit seinen starken Armen zurück. Gleichmäßig blitzt
sein "Blatt" in die Flut. Die anderen richten sich an ihm auf. Und wenn es
wirklich brennt, dann – selten allerdings – hebt er die Stimme zum anfeuernden
Schlachtruf. Da kann dann selbst unser Trainer Fritz Brumme mit seinem
Sprachrohr nicht mehr mit. Ich
muss eine Geschichte erzählen, um Ihnen genau klarzumachen, was der Ruderer
Georg Boller in unserem Achter bedeutet.
"Es war 1947 vor unserer, ersten Nachkriegsmeisterschaft. Ich spürte: unser
Achter ist noch zu "leicht", in jeder Beziehung, vor allem an kämpferischem
Gewicht. Wir hatten gehört, Boller, der im Krieg furchtbar "hinhalten"
musste,
war endlich zurückgekommen. Aber rudern wollte er nicht mehr. Er sehnte sich
nach Ruhe. Was wir anstellten, um ihn herumzukriegen, kann ich nicht alles hier
erzählen. Die Frau unseres Trainers Fritz Brumme hat dann wohl bei einem Besuch
bei Frau Boller den Ausschlag gegeben. Kurzum: drei Wochen vor der Meisterschaftsregatta begann Boller mit dem
Training, nachdem er acht Jahre nicht mehr im Boot war. Und dennoch hatten wir
uns nicht getäuscht. Der Mann hatte seine alte Kraft behalten. Als es auf der
Mitte, bei 1.000 m etwa – Sie wissen, wie dann bei größter Anstrengung der
Zustand der Ruderer ist –, als es also ums Ganze ging, da spürte ich, der ich
auf Nr. 2 sitze, wie hinter mir eine elementare Kraft einsetzte. Ich merkte, mit
eisernem Schlag reißt da einer das Boot und die anderen wackeren Kämpen mit
fort. Und als dann dumpf grollend plötzlich sein Schlachtruf ertönte und wir uns
in die Riemen legten, da wussten wir: es ist Georg Boller, der Motor im Boot, der
uns Flügel gab und auf den wir so lange verzichten mussten." |