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Über Mitglieder des
RRK (2021)
Fritz Schmidt jr. |
Das Classic Depot im Rüsselsheimer Altwerk
soll einen sicheren, warmen und trockenen Stellplatz für Oldtimer bieten.
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Ein Heim für Oldtimer im Rüsselsheimer Opel-Altwerk
Das Depot soll
einen sicheren, warmen und trockenen Stellplatz für Oldtimer bieten. Das Konzept
scheint vor allem bei den Rüsselsheimern auf Zuspruch zu stoßen.
Von Marcel Großmann
(aus "Main-Spitze" vom 06.01.2021)
Mehr
als eine Garage, eine Heimat fürs Auto: Das verspricht das Classic Depot in
Rüsselsheim in einem Werbeflyer. In geschichtsträchtiger Umgebung wollten Marco
Wimmer und Fritz Schmidt jr. einen Ort schaffen für Sammler und Enthusiasten von
Oldtimern. Einen passenden Standort dafür haben sie im F-Bau des Opel-Altwerks
gefunden.
Versteckt auf
dem alten Opel-Gelände
Leicht zu finden
ist es jedoch nicht. Auf dem alten Opel-Gelände südlich der Bahnschiene muss der
Ankömmling schon genau wissen, wo es lang geht, um ins Classic Depot zu
gelangen. Außer einem Schild an der Straße findet der Gast keine Werbung oder
Hinweise auf das Depot. "Das gehört zum Konzept", erklärt Marco Wimmer, Inhaber
des Depots. Schließlich soll das Depot kein Publikumsmagnet werden, wie etwa die
"Motorworld". Es soll ein Ort sein für Oldtimer-Fans, die dort ihr Hobby
ausleben können.
Durch zwei Rolltore
geht es in die ehemalige Fabrikhalle, die frisch saniert wurde. An den Wänden
hängen alte Bilder, die von der Zeit erzählen, als an diesem Ort ein
Opel-Kundencenter seinen Sitz hatte. Direkt am Eingang springt dem Besucher eine
alte Werkbank ins Auge. Gebrauchspuren am Holz lassen Geschichte erahnen. Vor
gut 100 Jahren wurde sie das erste Mal benutzt. Bis vor Kurzem hat sie noch in
Bad Homburg gestanden, wo sie eigentlich zu Brennholz verarbeitet werden sollte.
Doch glücklicherweise konnte Fritz Schmidt Jr., der das Classic Depot gemeinsam
mit Wimmer in Rüsselsheim aufgebaut hat, das Schmuckstück retten.
Gemeinsam mit alten
Schildern, Möbeln und Bildern gibt das dem Classic Depot ein tolles Flair, auch
weil nicht überzogen wird. Zwar sind einzelne Bereiche mühevoll ausgeschmückt,
doch im Vordergrund sollen die Autos stehen. Und davon gibt es einige.
Fritz Schmidt jr., Gestalter des "Classic
Depots" |
Fläche wird auch
als Ausstellungsraum genutzt
Rund 70 Fahrzeuge
stehen derzeit im Classic Depot. Fast alle Parkplätze sind belegt. "Wir haben
mit dem Konzept einen Nerv getroffen", sagt Marco Wimmer. Lediglich zwei
Stellplätze können noch vermietet werden. 140 Euro plus Mehrwertsteuer kostet
einer dieser Plätze im Monat. Dafür sollen Kunden einen sicheren, aber vor allem
auch warmen und trockenen Stellplatz für ihr Liebhaberstück bekommen. Das
verhindert, dass die alten Karossen rosten und damit an Wert als auch an
Funktionalität verlieren.
Neben
Privatpersonen gibt es auch geschäftliche Kunden, die einen oder mehrere
Stellplätze gebucht haben, "als ein Ausstellungsraum", so Wimmer. Um die Kunden
in passender Atmosphäre beraten zu können, haben Wimmer und Schmidt jr. ein Büro
im Stil der 40er-Jahre eingerichtet. Mit Objekten aus der Opel-Zeit, wie
beispielsweise einem Schreibtisch, einem alten Opel Kittel oder einem
Blechschild, wird der Gast dort Jahrzehnte zurückversetzt.
Abgerundet wird das
Ganze durch kleine Accessoires wie einem alten Radio oder einem
Wählscheibentelefon. "Die Leute sollen gerne hierher kommen", sagt Wimmer.
Gestaltet wurde alles von Fritz Schmidt jr. "Er hat es optisch zu dem gemacht,
was es ist", sagt Wimmer. Schon seit einigen Jahren gestaltet Fritz Schmidt jr.
Garagen, historische Tankstellen und vieles mehr.
Neben der Optik
soll das Classic Depot den Oldtimer-Liebhabern weiteren Mehrwert bieten.
Beispielsweise können die Kunden hier selbst Hand an ihr Auto legen. Mittels
einer Hebebühne kann auch regelmäßig ein Blick unter den Wagen geworfen werden.
Reifendruck prüfen, Staubsaugen und kleinere Arbeiten sind erlaubt, größere
Umbauten oder Reparaturen sollen aber nicht gemacht werden. Das Depot soll keine
Werkstatt ersetzen. "Wenn es doch einmal Probleme gibt, vermitteln wir aber
gerne Fachleute, die Oldtimer reparieren können", verspricht Wimmer.
Mehrwehrt für
Oldtimer-Liebhaber
Neben dem
Stellplatz gibt es etwas, was für viele der Oldtimer-Enthusiasten vermutlich
noch wichtiger ist: eine Gemeinschaft. "Es ist im Grunde wie eine Mitgliedschaft
in einem Verein", erklärt Wimmer. Die Kunden können sich austauschen, können
sich ihre Autos gegenseitig zeigen und Kontakte knüpfen. Deswegen bedauert er
es, dass eine Eröffnungsfeier Corona-bedingt nicht stattfinden konnte. "Sobald
es möglich ist, wird sie aber nachgeholt", versichert er.
Um einen lockeren
Austausch zu ermöglichen, gibt es den "Drivers Club", einen Raum am Ende des
Depots. Dort können sich die Kunden und ihre Gäste bei einem Kaffee
zusammensetzen und sich über ihr Hobby austauschen.
Zu den Kunden
gehören laut Wimmer viele Rüsselsheimer. "Das Verhältnis ist circa 50:50." Die
andere Hälfte kommt aus der ganzen Region, Wiesbaden und dem Taunus. "Die Leute
kommen aus Kronberg, um ihren Oldtimer hier abzustellen", zeigt sich Wimmer
begeistert. Dabei sind es nicht nur Oldtimer, die hier Platz finden. "Es gibt
eine Mischung aus Klassikern und Klassikern der Zukunft", beschreibt er. Dabei
sei der Anteil an Oldtimern hier in Rüsselsheim deutlich höher als in den
anderen Classic Depots von Wimmer.
Schmidt jr. in einem Opel-Verkaufsraum, den er komplett eingerichtet hat.
Das Foto darüber zeigt ein Büro im F-Bau aus den 30er Jahren |
In alten
Opel-Hallen
Rüsselsheim wird
Oldtimer-Mekka
Von STEFAN
SCHLAGENHAUFER und JOACHIM STORCH (Fotos) (aus " https://www.bild.de" vom
06.01.2021)
Rüsselsheim – Auto-
und Oldtimersammler pilgern wieder nach Rüsselsheim. Endlich tut sich was in der
sterbenden Stadt. Klassikstadt-Mitgründer Marco Wimmer (47) und "Motor-Fritz"
Schmidt jr. (56, "Traumgaragen-Autor") haben in den alten
Opel-Kundendienst-Hallen das "Classic Depot" geschaffen. Erster Blick nach
Fertigstellung.
Der backsteinerne
F-Bau liegt gegenüber des Opel-Altwerks. Nicht nur eine Bahnlinie trennt beide,
sondern auch der Baufortschritt. Während bei Motorworld der Bebauungsplan fürs
Altwerk gerade mal durchs Stadtparlament ist, ist das "Classic Depot" fertig.
Wimmer: "Wir haben
im Stillen ein paar Monate gewerkelt." Rüsselsheim ist nicht Wimmers erster
Standort, sondern der sechste. Auch in Wien hat er ein Oldtimer-Mekka gebaut.
Schmidt jr. hat den
Darmstädter Wimmer nach Rüsselsheim gelockt und der war sofort begeistert:
"Andere Oldtimerstandorte dichten sich eine Geschichte zusammen, das muss man
hier nicht."
Unter dem Tonnendach stehen Dutzende der schönsten
und teuersten Oldtimer |
Marco Wimmer (47) und Fritz Schmidt jr. (56, "Motor-Fritz") |
"Das ist
Lokalpatriotismus"
Die gesamte
Gestaltung der Halle ist Idee und Arbeit von "Motor-Fritz". Er hat historische
Schilder, Stühle, Tische, Lampen organisiert und zeitgenössisch eingerichtet.
Schmidt jr.:
"Vieles ist von Opel. Das ist Lokalpatriotismus. In ehemaligen Opel-Hallen will
man auch Opel-Sachen sehen. In diesen Kundendienst-Hallen hat Opel an neuen
Modellen die Mitarbeiter der Autohäuser geschult, damit sie diese in Ihren
Opel-Niederlassungen reparieren konnten."
"Motor-Fritz",
Rüsselsheimer Bub, dessen Familie früher Brötchen für zehntausende Opelaner
backte, hat die alte Backstube seiner Großeltern zum Oldtimer-Paradies umgebaut
und bietet von dort aus deutschlandweit Dienstleistungen für öffentliche und
private Oldtimer-Garagen an.
Außerdem übernimmt
er die Standortleitung des "Classic Depot" in Rüsselsheim.
Schmidt jr.
am Foto seines Ur-Großvaters, wie er einen Motorblock ins Auto hievt |
Oldtimer-Ambiente: NSU-Rennmotorrad aus den 20er-Jahren mit einem
Schwarzweiß-Foto von 1921 mit dem Starterfeld auf der der Opel-Rennbahn |
Zwei Hallenschiffe
mit 1.600 qm und vier Boxen mit je 150 qm gehören zum "Classic Depot". Für 140
bis 170 Euro im Monat kann man hier sein Auto unterstellen. 70 Autos passen
rein, nur noch drei Stellplätze sind zu haben.
Wimmer: "Es ist
eine Heimat fürs Auto, statt einer dunklen Garage. Sogar aus Kronberg kommen die
Kunden, um hier ihre Autos abzustellen."
Geschützt, trocken und warm: Marco Wimmer und
Fritz Schmidt jr.,
hier neben einem Triumph TR 3A, vermieten Stellplätze für Oldtimer |
Ahnengalerie mit
Bulli und dem Admiral
In der Autostadt
haben historische Fahrzeuge einen hohen Stellenwert: Das gerade erst eröffnete
Classic Depot will Sammlern Garage und Heimat sein. Die geplante Motorworld
setzt mehr auf die Präsentation.
Von Markus Schug
und Marcus Kaufhold (Fotos) (aus "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom
27.01.2021)
RÜSSELSHEIM. Mag
schon sein, dass es meist Männer sind, die sich daran ergötzen, stundenlang
einen matten Autolack zu polieren, den fälligen Ölwechsel mit verschmierten
Händen selbst zu machen und auf Oldtimer-Märkten über ihre verchromten Lieblinge
zu sprechen. Den ersten Stellplatz im neu eröffneten Rüsselsheimer Classic Depot
hat sich trotzdem eine Frau gesichert. Eine Neueinsteigerin, die bei der
Eröffnung der Edelgarage im Oktober des vergangenen Jahres noch gar keinen
Oldtimer besaß. Ein Makel, den die vorausschauende Sammlerin allerdings rasch
beseitigen konnte: Es dauerte nicht lange, bis sie auf dem Gelände mit einem
Ford Mustang vorfuhr.
Keine drei Monate
später "sind nur mehr zwei der insgesamt 80 Stellplätze frei", wie Marco Wimmer,
einst Mitbegründer der Frankfurter Klassikstadt, beim Rundgang durch die
Werkshalle sagte. Diese sei bis vor einem Jahr noch vom Autobauer Opel selbst
genutzt, mittlerweile aber von Grund auf saniert worden. Der mit gut erhaltener
Backsteinfassade glänzende F-Bau ist das fünfte Classic Depot im Großraum
Rhein-Main, in dem Liebhaber sehenswerter, vor allem aber in die Jahre
gekommener Autos und Motorräder laut Prospekt "Garage & Heimat" finden; als
sechster Standort im Bunde kommt noch eine Wiener Dependance hinzu.
Hier wie dort
stehen die unterschiedlich teuren, meist gut gepflegten Sammlerstücke in langen
Reihen nebeneinander. Typisch für Rüsselsheim etwa ist der Manta als
Dauerbrenner, von dem zwischen 1970 und 1988 mehr als eine Million Fahrzeuge
ausgeliefert wurden; und auch der Opel Admiral V8 gehört als einstiges
Flaggschiff zur Stadthistorie. Seinen festen Platz in der Ahnengalerie hat sich
nach Ansicht vieler Automobilfreunde zudem der Fiat 127 verdient, der von 1971
an als drei- oder fünftüriger Italiener mit großer Heckklappe sogar in Gelb eine
gute Figur zu machen verstand; ebenso wie ein im Depot untergestellter,
rennerprobter Porsche 911 oder das zu Spritztouren verleitende Triumph-Cabrio TR
3a.
Damit sich Kunden,
die ihre Fahrzeuge für monatlich jeweils 140 Euro plus Mehrwertsteuer im
wohltemperierten, trockenen und weitgehend staubfreien Raum abstellen dürfen,
auch über ihre Liebesbeziehungen austauschen können, steht ihnen ein im alten
Stil eingerichteter Drivers Club als Treffpunkt zur Verfügung. Gleich daneben
ist ein von Autohändlern für Verkaufsgespräche zu nutzendes "Dealers Office" zu
finden. Eine für kleinere Handgriffe zu verwendende Hebebühne plus dazugehöriger
Werkbank runden das Angebot für die Garagennutzer ab, die mit eigenem Schlüssel
rund um die Uhr Zutritt zu dem Gelände in Bahnhofsnähe haben. Bei Bedarf und
wenn nicht gerade verschärfte Corona-Regeln gelten, dürfen Mitglieder des Clubs
in der dank Glasdach lichtdurchfluteten und mit historischen Fotos versehenen
Halle sogar kleine Privatveranstaltungen ausrichten.
Das Ganze sei weder
Werkstatt noch frei zugänglicher Präsentationsraum, erklärte der für den
Standort Rüsselsheim zuständige Depot-Chef, Fritz Schmidt junior. Es gehe in
erster Linie darum, den Sammlern selbst ein angenehmes Umfeld und einen
sicheren, weil überwachten Abstellplatz für ihre guten respektive besten Stücke
zu garantieren, zu denen aktuell auch ein 50 Jahre alter, aufwendig ausgebauter
VW-Bus Bulli T2 gehört.
Wohltemperiert: 140 Euro im Monat kostet ein Stellplatz im Rüsselsheimer
Classic Depot. |
Zum Fachsimpeln: Im Classic Depot gibt es auch einen Clubraum und eine
Hebebühne für kleine Reparaturen. |
Mehr Aufmerksamkeit
können die Eigentümer sehenswerter Fahrzeuge zweifellos mit einem etwa doppelt
so teuren Standplatz in der gläsernen Boxengasse der 2010 eröffneten Frankfurter
Klassikstadt auf sich ziehen. Das Modell, mit passenden Läden und eingebundener
Gastronomie Publikum anzuziehen, verfolgt zudem die in Baden-Württemberg
ansässige Motorworld-Gruppe. Sie will in Rüsselsheim – kaum einen Steinwurf von
dem auf der anderen Seite der Gleise gelegenen Classic Depot – mehrere alte
Hallen in Schauräume für Old- und Youngtimerfreunde sowie Sportwagenfans
verwandeln.
Mit dem Vorhaben,
im Opel-Altwerk am Bahnhof eine Motorworld-Manufaktur zu eröffnen und nebenbei
gleich noch ein attraktives Stadtviertel entstehen zu lassen, ist man gerade
einen wichtigen Schritt vorangekommen. Mit 40 zu drei Stimmen hat die
Stadtverordnetenversammlung den Bebauungsplan für das "Opel-Forum-Rüsselsheim –
Motorworld" genehmigt, das zu einer Wiederbelebung des seit 20 Jahren
brachliegenden, rund 65.000 Quadratmeter großen Areals führen soll. Die zur
Dünkel-Holding gehörenden Projektentwickler der Activ-Group rechnen momentan mit
einem Baubeginn Ende 2022 oder Anfang 2023. Auf dem früheren Werksgelände wollen
sie dann eine über viele gläserne Einstellboxen verfügende Erlebniswelt für
Autoliebhaber verwirklichen; zugleich aber auch ein Hotel, Gastronomie,
Veranstaltungsräume, Büros und Wohnungen ins Zentrum der Stadt bringen. |