Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2016)                                                                   

Fritz Schmidt jr.

Fritz Schmidt jr. 2012 in seinem zitrusgelben Opel GT

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach 22 Jahren am Ziel

Ein Opel GT kehrt nach 43 Jahren nach Rüsselsheim zurück … in die Traumgarage von Fritz Schmidt jr.

Von Frank Sander (aus "http://sanderblog.com" vom 22. März 2016)

Sicherlich gibt es stärkere und spektakulärere Sportwagen als den Opel GT 1100, doch wenn Emotionen mitspielen, dann gibt es keine Alternative. Zudem handelt es sich bei dem hier porträtierten GT um ein wirklich seltenes Exemplar, denn der 1100er wurde nur von 1968‒1970 in einer Stückzahl von 3.573 Stück gebaut (GT 1900: 99.890). Der beliebtere 1900er wurde bis 1973 gebaut und beide GT entsprachen mit ihrem Coke Bottle Design annähernd der Form der erfolgreichen Corvette, weshalb sie auch "Baby Vette" genannt wurden.

Bei der Vorstellung des Prototyps, anlässlich der Eröffnung des Entwicklungszentrums in Dudenhofen, waren die Journalisten durchweg begeistert, von dem Sportwagen "Made in Germany", was Opel trotz guter Auslastung dazu bewegte, den GT zu produzieren. Danach wurde die technische Ausstattung des GT festgelegt, die auf der Bodengruppe des Kadett basiert. Der 1100er hatte jedoch durch den zurückverlegten Motor eine erheblich bessere Gewichtverteilung, sowie ein extrem gutes Fahrverhalten. Der Motor des "großen" GT stammte aus dem Opel Rekord C und verlieh dem kleinen Flitzer mit den Schlafaugen zu Fahrleistungen, die zu der Zeit nicht alltäglich waren, was auch der Startschuss zu wilden Tuningmaßnahmen an dem GT war, so dass nur noch wenige Exemplare im Originalzustand vorhanden sind.

Diese phantastische Form begeisterte auch im Jahre 1969, Frau Gertrud Weinrich aus Wiesbaden, die mit damals 53 Jahren sicherlich nicht zu dem potentiellen Kundenkreis gehörte, jedoch einen der schwer zu bekommenden GT bestellte und damit in der feinen Kurstadt Wiesbaden Aufsehen erregt. Als Frau Weinrich Anfang der 80er Jahre das Autofahren aufgab und das Auto nur noch zur TÜV-Vorfahrt von einem Porsche-Händler heraus holen ließ, entdeckte der junge Fritz Schmidt das Fahrzeug in der Tiefgarage, da seine Jugendliebe im gleichen Haus wohnte. Er war als Rüsselsheimer und gerade frisch mit dem Führerschein ausgestattet natürlich begeistert von dem zitrusgelben Flitzer. Vorsichtig fragte Schmidt bei der erstbesten Gelegenheit nach, ob die Dame den GT verkaufen würde, der inzwischen einige Gebrauchsspuren hatte, so auch die Delle im Heck, die von einem laut Frau Weinrich, plötzlich dagewesenen Pfeiler stammt, der sonst nie dagewesen sei, bekam aber ein ganz klares Nein als Antwort.

 Insgesamt stand der Wagen, nachdem er schlussendlich 1994 mit 30.000 Kilometern abgemeldet wurde, nochmals weit über 20 Jahre mit einer Plane abgedeckt in derselben Tiefgarage in dieser feinen Wohngegend von Wiesbaden. Schmidt jr. rief regelmäßig an und erkundigte sich, wie es Frau Weinrich und dem Objekt seiner Begierde ginge … und ob der GT denn nun zu verkaufen sei, denn inzwischen hatte er irgendwie eine besondere Beziehung zu diesem GT aufgebaut. Ebenso begann er in der Zwischenzeit so einiges von Opel zu sammeln, was sich von Automobilia über Fahrräder bis hin zu seltenen Schildern und Werbegeschenken aus allen Epochen erstreckt, nur seine Garage hatte eben noch eine Lücke.

Als er im Jahre 2006 seinen obligatorischen Anruf bei der Besitzerin des GT tätigte gab es einen unverhofften und plötzlichen Lichtblick. "Was willst Du denn ausgeben, Fritzi", fragte die Dame am Telefon, worauf Fritz spontan nichts passendes einfiel. Die beiden machten einen Termin zum Kaffee aus und Frau Weinrich legte neben dem Kuchen ein Stück Papier auf den Tisch, auf dem eine uns unbekannte Summe stand, zur der der GT wenige Tage später den Besitzer wechseln sollte. Jedoch stellte die Dame einige Forderungen; zum einen durfte nur er das Fahrzeug wieder zum Leben erwecken, er musste neue Reifen aufziehen, bevor er das erste mal damit fährt, denn sie wollte noch einmal in ihrem Schätzchen mitfahren.

Schmidt jr. brachte den GT zurück nach Rüsselsheim und machte mit dem Hänger-Gespann vor dem altehrwürdigen Opel-Hauptportal einen Zwischenstopp, bevor er sich in seiner Garage daran machte den GT sensibel zum Leben zu erwecken. Neue Reifen, sowie Flüssigkeiten waren genau so selbstverständlich wie die Überholung der kompletten Bremsanlage, jedoch beließ er den Innenraum in seinem annähernd perfekten Neuzustand, was der dunklen Lagerung zu verdanken ist. Der Lack war zwar etwas ausgeblichen und es fanden sich einige Dellen in der Karosserie, doch hier ging er nur mit Reinigungsmittel und Politur zu Werke, um den Originalzustand der Nachwelt zu erhalten und den damaligen Qualitätsstandard belegen zu können. Als er nach der Überholung der Solex-Doppelvergaser-Anlage den Zündschlüssel das erste mal herumdrehte, erwachte der 60-PS-Motor fast auf Anhieb aus seinem Dornröschenschlaf, was wieder einmal ein Zeichen der unzerstörbaren 70er-Jahre-Qualität ist. Natürlich führte ihn die erste Tour direkt zu Frau Weinrich, die ihm immer wieder ihre Erlebnisse mit dem GT schilderte, was sie genau so unermüdlich tat, wie der kleine Motor seinen Dienst verrichtet.

Seitdem ist die Lücke in Fritz Schmidt jr.s "Traumgarage" gefüllt und der GT ist in seiner Geburtstätte angekommen. Inspiriert von seiner Sammelleidenschaft und solchen Geschichten, die er und verschiedene seiner Sammelkollegen erzählen können, machte er sich auf und porträtierte in inzwischen zwei Büchern mit dem Titel "Traumgaragen", 30 verschiedenste Menschen mit deren Sammlungen. Diese faszinierenden Bildbände erzählen Geschichten über die Leidenschaft und den grenzenlosen Enthusiasmus unterschiedliche Sammlerpersönlichkeiten und sind unter Oldtimerfans und Sammlern zur "Pflichtlektüre" geworden.

Im Übrigen haben die beiden 8- und 10-jährigen Söhne von Schmidt jr., die mit ihren Tretautos über den Hof fahren, bereits Ansprüche auf das eine oder andere Exponat aus Schmidts "Traumgarage" geltend gemacht. Klar ist auch für beide, wenn sie "bald" 18 sind, den GT haben zu wollen, womit die Nachwuchsfrage eindeutig geklärt wäre und zumindest in Rüsselsheim eine weitere Generation von Autonarren aufwächst.