Als dieser silberfarbene Greyhound-Bus - aus welchen Gründen auch immer - vor
Zeiten zum Sprung über den Großen Teich ansetzt, ist ihm nicht beschieden,
seinen Lebensabend seit mittlerweile zehn Jahren und bundesweit bekannt am Rande
des Stadion-Hockeyplatzes als RRK-Publikumsmagnet zu verbringen. Sogar auf der
Grundlage einer waschechten Rüsselsheimer Baugenehmigung.
Es sprudelt beim Erzählen nur so
heraus aus ihm, der damals alles buchstäblich ins Rollen gebracht hat. Es
sprudeln Erinnerungen an Sitzungen beim Bierchen, die sich allesamt um eines
drehen: Was tun, damit nach den Spielen die Leute noch bleiben? Wie pflegen wir
ihre Begeisterung für unseren Sport, für unseren Verein? In seinen Überlegungen
flackert sogar ein Doppeldecker-Bus aus Norddeutschland auf, wobei die
Hockey-Damen rufen: "Ja, mach´ doch, Fritz, mach´ doch." Aber es wird verworfen,
unter anderem deshalb, weil das Bauamt meint, er wäre zu hoch.
Greyhound-Bus-Entdecker Fritz Schmidt jr. mit
dem tief und fest schlafenden Söhnchen Mark Fritz |
Mitten hinein in eine dieser
"Projekt-Runden" fragt ein gewisser Andreas Petry aus Hochheim: "Warum nimmst Du
denn keinen Greyhound-Bus?" - "Einen Greyhound-Bus? Woher soll ich denn einen
Greyhound-Bus nehmen?" - "Ei, bei meinem Onkel steht einer." Fritz, wie
elektrisiert, fährt noch in derselben Nacht hin, besieht sich das halb
zugewachsene Schmuckstück durch den Zaun und hat sofort das Gefühl: "Das ist
es." Fritz - der Reporter muss ihn auf der Suche nach der Greyhound-Bus-Story
erst ausfindig machen - ist Fritz Schmidt junior, quirliger RRK- Aktiver mit
allem Herzblut für den Verein.
In Hochheim findet er vor: die
Tatsache, dass es sich bei dem Gefährt um den Tourenbus einer Konzertagentur
handelt, die ihre Abstellmiete nicht bezahlt hat, und den Umstand, dass der
Petry-Onkel deshalb das Ding verkaufen will, um die ausgebliebene Miete wieder
hereinzubekommen. Im Kühlschrank des Busses gammeln sogar noch uralte Butter-
und Milchreste. Man wird handelseinig und schleppt den General-Motors-Brummer,
der in New York einst zwischen Upper Broadway und 125th Street-Crosstown tourte,
über 53 Sitz- und 21 Standplätze und herrlich alte Armaturen verfügt, nach
Rüsselsheim, weil er zwar noch einen Motor, dafür aber kein Getriebe mehr hat.
Das ist zwecks Reparatur ausgebaut worden, aber im Orkus der Umstände
verschwunden.
Sprechen wir nicht davon, auf welche
Art man in Teilen des Vereins anfangs Idee und Ausführung zur Kenntnis nahm.
Lassen wir ferner außer Acht, dass eine beachtliche Sponsoren-,
Vereinsmitgliedereigenleistungs- und Umbauarbeit zu einer entzückenden
Spielsaison-Lokalität namens "Unschlag-Bar" mit Stereo-Anlage, Dreistufen-Dimmer
und Lounge-Charakter einsetzt. Zitieren wir nur Fritz Schmidt: "Wenn der Bus
nicht da wäre, wäre überhaupt keiner mehr da." Und welche Raffinesse: Greyhound
ist unsichtbar aufgebockt, auch deshalb, damit der Eindruck entsteht, die Reifen
seien aufgepumpt. Und längst, längst weiß man Greyhound zu schätzen.
In die Bar ist am Fenster übrigens
ein graviertes goldfarbenes Schildchen eingelassen: "Platzrecht für unseren
Freund Fritz. Deine 1. Damen und 1. Herren 1998."