Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen


 

Über Mitglieder des RRK (1979)                                  

Fritz Schmidt


Der Alte (Hockey-)Fritz oder: 36 Jahre alt und noch kein bißchen müde

In Heidelberg spielt er heute um den Titel

Von Michael Lennartz
 

 

Wenn der deutsche Hockey-Titel gebacken werden könnte, dann hätte ihn der Rüsselsheimer RK im Dauerabonnement. Denn er verfügt mit Fritz Schmidt, dem unverwüstlichen, nicht nur über einen ausgezeichneten Trainer und Spieler, sondern auch über einen gestandenen Bäckermeister. 36 Jahre ist er jetzt alt und hat schon oft vom Aufhören gesprochen, weil sein Beruf als Juniorchef im väterlichen Konditorei- und Bäckereibetrieb sich mit dem Hockeyspielen nicht so recht vertragen will, aber dann hat er es doch nicht übers Herz gebracht.

So wurde er gewissermaßen zum "Sigi Held des Hockeys" und wie der Fußball-Profi mit der Fußball-Lehrer-Lizenz fühlt er sich auch, "körperlich bin ich noch völlig fit" beteuert er. Zwar haben ihn die längeren Laufstrecken auf dem Feld im Freien oft an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit geführt, aber in der Halle hat er noch keinerlei Probleme, werden seine physischen Reserven nicht ausgeschöpft. "Da halte ich mit den jüngeren Spielern noch mühelos mit."

Die brauchen ihn auch noch als kämpferisches Vorbild und mit seiner Erfahrung aus 146 Länderspielen und kaum noch zu zählenden Einsätzen für seinen Klub. Wenn er so zurückblickt auf sein Schwanken "Soll ich noch mal oder nicht..." dann kann er lachen: "Ich glaube ich spiele noch beim RRK, wenn ich schon einen langen grauen Bart trage."

Fritz Schmidt mit Meisterschale und "Silberner Hockeykugel", daneben der Frankenthaler Peter Trump, der Gewinner der "Silbernen Hockeykugel" 1978

Aber die Zeit, die er für seinen Sport hat, wird immer knapper. Wenn sich beispielsweise die Gegner bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft am heutigen Samstag in der Eppelheimer (Heidelberg) Rhein-Neckar-Halle in Ruhe auf ihren Eintritt vorbereitet haben, hat Fritz Schmidt bereits einen harten Arbeitstag hinter sich. Für ihn beginnt der Tag schon in der Nacht um 0.30 Uhr, wenn für andere der Freitag noch gar nicht zu Ende gegangen ist. Bis 9 Uhr steht er in der Backstube, erledigt für seinen Vater, der zur Zeit im Krankenhaus liegt, noch den anfallenden Papierkrieg und hofft kurz nach 13 Uhr noch vier, fünf Stunden schlafen zu können, ehe er sich zum Einsatz rüstet. Zum Glück sind die Rüsselsheimer erst in der zweiten Halbfinalbegegnung gegen Schwarzweiß Köln (19.45 Uhr) dran.

Die Kölner, selbst noch nie Meister, vereitelten schon einmal dem RRK, zu Hause in der Walter-Köbel-Halle, den Einzug ins Finale. Dennoch hält Fritz Schmidt eine Endspielteilnahme diesmal durchaus für realistisch: "Köln hat sich in der Nordgruppe zwar sehr locker durchgesetzt, aber allgemein gilt die Südgruppe als die spielstärkere. Dennoch stehen unsere Chancen nicht schlecht. Klarer Favorit für den Titelgewinn ist auch für mich Titelverteidiger VfR Frankenthal. Mit unserer vierten Meisterschaft in der Halle wird es diesmal deswegen wohl nichts werden. Aber ich habe ja noch lange Zeit ..."


Aus "hockey-Zeitung" vom 07.03.1979:

Silberne Hockey-Kugel für Fritz Schmidt

Zum zweiten Mal wurde in diesem Jahr, die von Fernseh-Sportreporter Fritz Klein als Wanderpreis zur Verfügung gestellte Silberne Hockeykugel für den besten Spieler des Endrunden-Turniers vergeben. Die Wahl fiel der Jury, die sich aus den Sportjournalisten Achim Leyenberg (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Claus-Peter Doetsch (Sport-Informationsdienst Düsseldorf) und Bert Bramer ("hockey") zusammensetzte, leicht. Der 146-malige Ex-Nationalspieler Fritz Schmidt war an beiden Tagen die überragende Spielerpersönlichkeit, so dass seine Wahl einstimmig erfolgte. Erster Preisträger war im vergangenen Jahr der Frankenthaler Peter Trump.


Hockeyspieler Fritz Schmidt: Eine Betriebsnudel mit Kämpferherz

Von HANS-JOACHIM LEYENBERG (aus "FAZ")

EPPELHEIM. Bei der deutschen Hallenhockey-Meisterschaft in Eppelheim bei Heidelberg erhielt er die "Silberne Kugel", den Wanderpreis für den besten Spieler des Turniers; für seinen Verein, den Rüsselsheimer Ruder-Klub, ist Fritz Schmidt Gold wert. Unter seiner Regie wurde der "RRK" achtmal deutscher Meister - zu den fünf Titeln auf dem Feld kam jetzt der dritte in der Halle. Bei aller Wertschätzung des Rüsselsheimer Teams: Was für eine Rudercrew der Schlagmann, ist für seine Mannschaft dieser Kapitän, und zwar rund um die Uhr. "Normal kann man nicht sein", sagt er im Rückblick auf sein Pensum der letzten Tage. Doch der Einmann-Betrieb funktioniert blendend. In Vertretung des Vorstandes (Urlaub) kümmerte er sich um den Bus für die Fans, die Trikots, den Kartenvorverkauf und die Abrechnung mit dem Veranstalter HC Heidelberg. Wer wollte, der kriegte neben den Brötchen von Konditormeister Schmidt auch noch den Fahrschein zur deutschen Meisterschaft.

Am Samstag, dem Halbfinaltag, hat er die Nacht in einer Backstube zugebracht, sich um 11 Uhr morgens aufs Ohr gelegt, ist trotz etlichen Anrufen nach dem Wie und Wo in Eppelheim gegen 12 Uhr eingeschlafen und um 15 Uhr wieder aufgestanden, "denn man muss eine Stunde vor der Abfahrt hochkommen, um munter zu sein". Drei Stunden später, beim Anpfiff, war er dann so hellwach und konzentriert, wie man es einem 35 Jahre alten Hochleistungssportler gemeinhin nicht mehr zutraut. In den sechzig Spielminuten gönnte er sich gerade vier Minuten Pause; im Finale war er überhaupt nicht vom Parkett zu kriegen.

Fritz Schmidt ist eine Betriebsnudel mit Kämpferherz, die Seele vom Ganzen. Der hundertsechsundvierzigmalige Nationalspieler fühlt sich oft genug als Alleinunterhalter. Aber ohne Belastung kann er nicht sein. "Ich gehe manchmal widerwillig ins Training. Aber wenn die Halle in den Ferien acht Tage dicht ist, brauche ich etwas zum Abreagieren." Nach mittlerweile 13 Jahren Hockey ist noch kein Abnutzungseffekt zu erkennen, der Elan und das Temperament ungebrochen. Fritz Schmidt muss immer um etwas spielen, und sei es "im Training um ein Bier". Wie lange er diesen Spieltrieb noch im Hockey austoben wird, entscheidet sich kurzfristig. Konditor Schmidt sucht einen Bäcker. Wenn der Betrieb läuft, wird auch Fritz Schmidt weiterlaufen. Bislang hat er noch alle auf Trab gebracht.

DHB-Präsident Jürg Schaefer, Fritz Schmidt


Mit der Ehrung nicht gerechnet

Fritz Schmidt erhält Paul-Reinberg-Plakette

Aus "Rüsselsheimer Echo" vom 07.05.1979

(pp). Fritz Schmidt, Ex-Hockeynationalspieler des amtierenden deutschen Doppelmeisters Rüsselsheimer RK, ist um eine Ehrung reicher. Beim 32. Ordentlichen Bundestag des Deutschen Hockey-Bundes in Gernsbach bekam der sympathische Konditormeister aus der Opelstadt an diesem Wochenende die Paul-Reinberg-Plakette für seine Verdienste um den Hockeysport verliehen. Schmidt, mit 146 Länderspielen Rekordnationalspieler, wusste zwar erst gar nicht, dass es so etwas gibt, doch um so mehr freute er sich über diese überraschende Ehrung, mit der er, nach eigenem Bekunden wirklich nicht im entferntesten gerechnet hatte.

Diese, im Gedenken an den verstorbenen Hamburger DHB-Präsidenten und Vizepräsidenten des Hockey-Weltverbandes (FIH) gestiftete Trophäe wurde erst zum zweiten Mal verliehen. Erstmals damit ausgezeichnet wurde 1977 die Braunschweigerin Gudrun Scholz, die im Weltmeisterschaftsfinale 1976 in Berlin beim 2:0 gegen Argentinien beide deutschen Treffer erzielte.

Der mittlerweile 36 Jahre alte Fritz Schmidt, der noch lange nicht aus der Mannschaft des Rüsselsheimer RK wegzudenken ist, erlebte in seiner sportlichen Laufbahn viele Höhepunkte, hatte allerdings auch Rückschläge zu verdauen. Am 2. Oktober 1963 bestritt er als 20jähriger beim 0:0 gegen Frankreich in Lyon sein erstes Länderspiel. Dreizehn Jahre lang trug er das deutsche Nationaltrikot und nahm unter anderem an je drei olympischen Turnieren (Mexiko, München, Montreal) und Weltmeisterschaften (Barcelona, Amsterdam, Kuala Lumpur) teil.

Der größte Triumph blieb ihm 1972 allerdings versagt. Als die deutsche Nationalmannschaft in München durch einen 1:0-Endspielsieg gegen Pakistan die Goldmedaille gewann, saß Schmidt nur auf der Reservebank. Er hatte sich kurz vor dem olympischen Turnier in einem Trainingsspiel gegen Holland die Hand gebrochen. Schmidt kam zwar im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich für 29 Minuten zum Einsatz, doch verzichtete er im Interesse der Mannschaft auf weitere Einsätze, da die Verletzung noch nicht ausgeheilt war.

Nach dem etwas enttäuschenden Abschneiden beim Olympia-Turnier 1976 in Montreal beendete Schmidt seine internationale Karriere. Doch mit seiner Mannschaft, dem Rüsselsheimer RK blieb er weiter im Blickpunkt. Fünfmal gewannen die Rüsselsheimer mit Schmidt den deutschen Titel auf dem Feld und dreimal in der Halle. Erst bei der letzten Endrunde im März in Heidelberg wurde Schmidt als bester Spieler des Turniers mit der von Fritz Klein, Sportchef des Norddeutschen Rundfunks, gestifteten "Silbernen Kugel" ausgezeichnet. Und da Fritz Schmidt noch nicht ans Aufhören denkt ("Solange es geht, mache ich noch mit. Und offenbar können sie mich ja immer noch ein bisschen brauchen"), wird er sicherlich auch weiter im Blickpunkt bleiben.