Jetzt wird der Europapokal angepeilt
Rüsselsheimer Ruder-Klub: Eine Wette
zwingt Fritz Schmidt nächstes Jahr zum Rücktritt
Von Rainer Franzke (aus "Frankfurter
Rundschau" vom
14.06.1977)
Die Meisterschaftsfeier
dauerte bis nach Mitternacht. Um 2.30 Uhr am Montagmorgen, nur 14 Stunden nach
dem Gewinn der deutschen Feldhockey-Meisterschaft, stand Kapitän Fritz Schmidt
vom Rüsselsheimer RK wieder in der Backstube seiner Bäckerei. Und es gab keinen
Rüsselsheimer Spieler, der nicht am Montag - wenn auch einige Stunden später
ein deutliches Zeichen, dafür,
dass in den Reihen
eines der erfolgreichsten Hockeyklubs nur echte Amateure stehen.
Vom Hockey haben die
Rüsselsheimer nach einer strapaziösen Saison und einem glanzvollen Abschluss mit
dem 4:1-Sieg über Kickers Stuttgart erst einmal genug. "Zwei Wochen herrscht
jetzt absolute Funkstille", sagt Schmidt. In dieser Pause muss den Rüsselsheimern
aber nicht um die Zukunft bange sein, wie das noch vor einem Jahr der Fäll war.
Der Generationswechsel in der Mannschaft, der gerade erst begonnen hat, scheint
erfolgreich abgeschlossen werden zu können, die ersten Früchte der intensiven
Nachwuchspflege ernteten die Rüsselsheimer bereits am Sonntag.
Die Integration der
Youngster Krehl, Walz, Rauth, Alfred und Roland Segner hat sich reibungslos
vollzogen; mit Dörsam, Rausch und Eisenacher warten schon wieder drei Teenager
darauf, im nächsten Jahr in das Bundesligateam aufgenommen zu werden.
"Wir müssen auf den
Nachwuchs bauen, denn Spitzenspieler kommen nicht zu uns, da wir kein Geld
zahlen und da Rüsselsheim auch keine Universitätsstadt ist. Und welcher
Hockeyspieler stellt sich schon bei Opel ans Band?" erklärt Schmidt. Er selbst,
34 Jahre alt, wird noch ein Jahr weitermachen. "Dann muss ich abtreten, denn ich
habe eine Wette unterschrieben, dass ich nach der nächsten Saison Schluss mache."
Als erster aus der alten
Garde nahm Wolfgang Beck, mit 29 Jahren noch einer der Jüngeren unter den
Routiniers, nach 13-jähriger "Dienstzeit" Abschied, weil er noch mehr Zeit für
sein Studium aufwenden muss.
Dem Europapokal der
Landesmeister in London fiebern die Rüsselsheimer schon heute entgegen. "Zweimal
wurden wir unglücklich Dritter, diesmal wollen wir mehr erreichen. So eine
Chance wie in diesem Jahr bekommen wir so schnell nicht mehr wieder, und gerade
die Älteren wollen doch noch den Europacup einmal nach Rüsselsheim holen",
blickt Schmidt nach vorne.
Fritz Schmidt selbst
wird sich in den nächsten. Wochen verstärkt seinen anderen Hobbys neben dem
Hockey widmen. So nimmt er am Wochenende an einem Automobil-Slalom in
Dreieichenhain anlässlich des Hessentages teil. Schmidt sammelt Oldtimer, drei
Autos älterer Jahrgänge stehen vor seiner Haustür. Nur wenig Zeit bleibt ihm
aber für dieses Hobby, ebenso wie für das Golfspielen.