Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2018)                                  

Fritz Schmidt

Meister-Premiere: Über den ersten DM-Titel der Rüsselsheimer RK freuen sich am 7. Juli 1968 (stehend) Jugendwart Fritz Schneider (†), Spielausschussmitglied Debu Paul (†), Teamchef Josef Schnur (†), Bodo Schäfer, Walter Leichtweiß, Wolfram Jirzik, Manfred (Polo) Liebig (†), Rainer Seifert, Helmut Köhler, Fritz Schmidt, Abteilungsleiter Alfred Rausch (†) sowie (kniend) Hans Hermann (†), Frieder Fleck, Thomas Blivier (†), Peter Kraus, Randolf Renker (†), Martin Müller und Michael Heuß.

 

 

 

 

 

INTERVIEW

Gute Kondition, tolle Kameradschaft

Vor 50 Jahren führt Spielertrainer Fritz Schmidt den Rüsselsheimer RK vor 5.000 Zuschauern zum ersten DM-Titel

Das Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 07.07.2018)

Das Wetter soll genauso gut werden wie auf die Stunde genau vor 50 Jahren. Ein gutes Omen also für die Helden des Rüsselsheimer RK, die sich an diesem Samstag um 10.30 Uhr in der Festung aus einem ganz bestimmten Grund zum gemeinsamen Frühstück treffen. Am 7. Juni 1968 war den zehn noch lebenden Hockeyspielern des Ruderklubs der bislang größte Erfolg in der bis dato 60-jährigen Vereinsgeschichte gelungen. Der 4:1-Sieg am Sommerdamm vor fast 5.000 Zuschauern gegen Schwarz-Weiß Köln bedeutete die erste deutsche Meisterschaft.

Klar, dass dieses besondere Ereignis im Mittelpunkt des von Fritz Schmidt organisierten "Legendentreffens" stehen wird. Bis auf den in Australien lebenden Wolfram Jirzik haben alle Helden im Alter von 69 bis 83 ihr Kommen zugesagt, wobei Helmut Köhler aus Ludwigsburg die weiteste Anreise hat. Schmidt, damals 25 Jahre alt und Spielertrainer, hat stellvertretend für seine Teamkollegen zurückgeblickt.

Herr Schmidt, wenn Sie sich an den 7. Juli 1968 erinnern, welche Bilder haben Sie spontan vor Augen?

Die Kulisse – das war wirklich sensationell. Und wir hatten echt Traumwetter. Hans Eisen, der damals noch keine Funktion im Verein hatte, aber später Abteilungsleiter wurde, hat extra eine Tribüne für 1.500 Leute organisiert. Das war das beste Hockeyerlebnis und erfüllt mich auch heute noch mit Stolz. Ich meine auch, dass die Stadt damals extra wegen uns die Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts eingeführt hat.

Was hat Sie damals mehr überrascht, der finale 4:1-Sieg gegen Schwarz-Weiß Köln oder dass fast 5.000 Zuschauer an den Sommerdamm gekommen waren?

Die unglaublich vielen Zuschauer. Die Kölner Mannschaft habe ich gut gekannt und wusste, dass wir realistische Chancen haben würden. Wir waren jünger und hatten einige sensationelle Techniker in unseren Reihen. Und dass wir konditionell sehr stark waren, haben wir in der letzten Gruppenphase gegen Titelverteidiger Gladbach, Hamburg und Berlin bewiesen, denn da waren wir nach der Vorrunde noch Letzter.

Olympiasieger 1972: Für Fritz Schmidt (rechts) sowie die RRK-Mitstreiter Rainer Seifert (links) und Peter Kraus vier Jahre nach dem ersten DM-Triumph der "goldigste" Moment im Hockey-Leben.

Nach fünf zweiten Plätzen war die Mannschaft 1968 erstmals Hessenmeister geworden, hatte sich aber zum dritten Mal für die Endrunde qualifiziert. Hat zuvor das Quäntchen Glück gefehlt oder war das Team einfach noch nicht so weit?

Wir waren vorher nicht so weit, hatten ein deutlich älteres Team. Als ich 1966 das Training übernommen hatte, haben wir vier Mal pro Woche trainiert und am Samstag noch Strafecken geübt. Dass Bodo Schäfer und Hans Hermann von den Älteren das deutlich erhöhte Pensum mitgezogen haben, hat mich am meisten gefreut. Dazu hatten wir das Glück, dass 1967 fünf, sechs starke Spieler aus dem von Fritz Schneider trainierten Nachwuchs rausgekommen sind, von denen drei Jugend-Nationalspieler waren.

Sie waren damals 25 Jahre alt und seit annähernd zwei Jahren Spielertrainer. Was haben Sie noch verändert, dass daraus insgesamt fünf Feld- und drei nationale Hallentitel resultierten?

Als Nationalspieler hatte ich die Möglichkeit, immer wieder im Leistungszentrum in Köln zu sein und dort andere Trainingsmethoden kennenzulernen. Dazu habe ich etliche Bücher über Trainingslehre gelesen und einiges von der Spielweise der Australier übernommen. Grundlage von allem war die Kondition, wobei ich etliche Sonderläufe gemacht habe, weil ich als Trainer ja nicht richtig mitmachen konnte. Dazu hatten wir wirklich eine tolle Kameradschaft und haben super Reisen organisiert. Als Bäcker habe ich oft gegen 11 Uhr Brötchen zum Opel gebracht, und da die halbe Mannschaft dort gearbeitet hat, haben wir bei der Gelegenheit immer mal eine Sitzung abgehalten.

Der Deutsche Meister wurde bei Einführung der Bundesliga 1969 nicht berücksichtigt. Wie empfanden Sie das beziehungsweise hat diese Abwertung den Ehrgeiz vielleicht erst richtig angestachelt?

Wir waren stocksauer damals und haben ja auch Protest eingelegt. Allerdings sind wir in diesem Jahr kein Hessenmeister geworden. Unser Ehrgeiz war natürlich angestachelt, und unser gemeinsames Ziel war, es allen zu zeigen. Wir haben dann einen Durchmarsch hingelegt und gegen die Stuttgarter Kickers daheim den Aufstieg gefeiert. Das erste Bundesligaspiel in Berlin haben wir 6:0 gewonnen, sind anschließend die ganze Saison ungeschlagen geblieben und 1971 wieder Meister geworden.

Neben Ihnen gehörten Torwart Peter Kraus und Stürmer Rainer Seifert dem Nationalteam an, das 1972 in München die Goldmedaille gewann. Sind damit die drei entscheidenden Männer der RRK-Glanzzeit genannt?

ZUR PERSON

Der gebürtige Mainzer Fritz Schmidt (75) spielte bereits im Alter von 15,5 Jahren in der ersten RRK-Mannschaft und debütierte 1963 im Nationalteam. Der Bäcker- und Konditormeister führte den Ruderklub als Spielertrainer zu acht DM-Titeln, nahm an drei Olympischen Spielen teil und gewann 1972 Gold. Der 146-malige Nationalspieler lebt in Rüsselsheim, hat einen Sohn und eine Tochter sowie zwei Enkel.

Auf keinen Fall. Neben Rainer Seifert war auch Martin Müller ein feiner Techniker, und der Polo Liebig hatte als Libero einen Mordsbums. Er hatte nur das Pech, mit dem Heidelberger Michi Peter einen genialen Konkurrenten im Nationalteam vor sich zu haben. Absolute Leistungsträger waren aber auch Wolfgang Beck und dann Alfred Segner. Es sind in dieser Zeit ja einige fremde Spieler zu uns gekommen, aber wenn die nicht besser waren, habe ich lieber eigene Leute eingesetzt.

Nach dem achten Titel mit Ihnen als Spielertrainer 1979 in Eppelheim hat es 39 Jahre gedauert, bis die RRK-Männer wieder den blauen Meisterwimpel bejubeln konnten. Hatten Sie darauf überhaupt noch gehofft, und worin lag in Ihren Augen die lange Wartezeit begründet?

Ich kann schlecht sagen, woran das nach meiner Zeit genau gelegen hat. Aber ich muss auf meine Kappe nehmen, dass ich nicht darauf geachtet habe, dass unsere besten Spieler die Jugend trainiert haben und der Ausbildung insgesamt zu wenig Beachtung geschenkt worden ist. Hoffnung, dass es noch mal zu einem DM-Titel reichen könnte, hatte ich immer. Und 2008 in Hamburg, wo ich extra hingefahren bin, hatten wir wirklich ein gutes Hallenteam mit sehr starken Spielern.

Heimspiele der RRK-Teams locken seit langer Zeit selten mehr als 200 Zuschauer an. Was hat sich im Vergleich zu 1968 geändert?

Das war damals eine ganz andere Zeit. Es gab nicht viel anderes, und die Leute, die zum Regionalliga-Fußball beim SC Opel gegangen sind, sind vorher auch zu uns gekommen. Alles war euphorisiert, und nach dem ersten Titel hatten wir sogar einen Fanclub. Trotz etlicher Goldmedaillen ist Hockey bei uns – im Gegensatz zu Holland – immer Randsportart geblieben.

Vor wenigen Tagen sind die Männer des Ruderklubs im Freien in die viertklassige Zweite Regionalliga Südwest abgestiegen. Geht Ihnen das nahe?

Das ist eine Katastrophe und tut schon ein bisschen weh. Und wenn man die finanziellen Möglichkeiten anderer Klubs sieht, muss man ganz klar sagen, dass mehr als Zweite Liga nicht mehr drin ist. Ich gucke aber immer noch gerne zu, denn durch den Kunstrasen und etliche Regeländerungen ist das Spiel wesentlich schneller geworden.

Die Deutschen Hockeymeister von 1968 im Jahr 2018, hinten Frieder Fleck, Rainer Seifert, Martin Müller, Fritz Schmidt und Walter Leichtweiß sowie vorn Helmut Köhler, Michael Heuß, Bodo Schäfer und Peter Kraus.

Ihr gleichnamiger Sohn ist seit gut einem Jahr RRK-Vorsitzender. Glauben Sie, dass es ihm in dieser Funktion vergönnt sein wird, irgendwann einen deutschen Meistertitel zu feiern?

Ich würde es ihm wünschen, aber Chancen sehe ich, wenn überhaupt, nur im weiblichen Bereich – wenn die mal ein wenig zusammenbleiben würden. Wenn man sieht, was der Mannheimer HC seinen Aktiven alles bieten kann, dann wird es sehr schwer. Dass mein Enkel Mark Hessenauswahl spielt und der jüngere Luis auch Talent zeigt, freut mich natürlich sehr.


So sehen die Meister von 1968 heute aus

Dass der Hockey-Sport stark ist in Rüsselsheim, ist wohlbekannt. Eingeweihte wissen auch: Der erste große Erfolg der ortsansässigen Hockey-Spieler liegt nun genau 50 Jahre zurück.

Von MARAIKE STICH (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 09.07.2018)

Drei D-Mark kostete 1968 der Eintritt zum Endspiel der Deutschen Meisterschaft im Hockey. Der Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) und Schwarz-Weiß Köln traten damals im Rüsselsheimer Stadion am Sommerdamm gegeneinander an. Sieger und somit Deutsche Meister wurden die Rüsselsheimer Spieler um Mannschaftskapitän und Spielertrainer Fritz Schmidt. Heute, 50 Jahre später, steht der – braun gebrannt und gut gelaunt – im Hof der Festung, um ihn herum acht weitere Helden von 1968. Allesamt sind sie gut in Form und strahlen große Vitalität und Lebensfreude aus. Dabei sind: Peter Kraus, Rainer Seifert, Martin Müller, Bodo Schäfer, Helmut Köhler, Michael Heuß, Frieder Fleck und Walter Leichtweiß. "Zehn von uns gibt es noch, und bis auf Wolfram Jirzik, der mittlerweile in Australien lebt, sind alle heute dabei", freut sich Schmidt.

Sechs sind geblieben

"Vor 50 Jahren war genauso ein schöner sonniger Samstag wie heute", erinnert sich Martin Müller, der damalige Linksaußen. Rainer Seifert erklärt, dass sie damals alle in der Nähe des Stadions gewohnt hätten und quasi auf dem Hockeyplatz groß geworden seien. Immerhin sechs ehemalige Spieler leben auch heute in Rüsselsheim.

Olympiade 1972

Nach dem Fototermin im Festungshof geht es zurück ins Café, dort warten die Ehefrauen auf ihre Männer, um mit dem Frühstück starten zu können. Es ist das erste Treffen im großen Kreis. "Wir treffen uns so alle zwei Jahre mal, aber nicht regelmäßig", sagt Seifert. Auch Jirzik schaue ab und zu zum Golfspielen in der alten Heimat vorbei, sagt Schmidt.

Er selbst hat bis zu seinem 41. Lebensjahr Hockey in der Bundesliga gespielt – 13 Jahre davon in der Nationalmannschaft – und war, zusammen mit Peter Kraus und Rainer Seifert, auch Teilnehmer bei der Olympiade 1972 in München.


Spielertrainer Fritz Schmidt (links) und Peter Kraus (rechts) betrachten das Foto der Meistermannschaft 1968, das der Vorsitzende der Hockeyabteilung Jürgen Kaul (Mitte) mitgebracht hat.

Vor 50 Jahren ein triumphaler Hockey-Sieg

RRK-LEGENDEN   Ein Foto ruft den bewegenden Moment in Erinnerung, als die Mannschaft 1968 das 4:1 errang

Von Marc Schüler (aus "Main-Spitze" vom 10.07.2018)

Mit einer Überraschung wartete der Vorsitzende der Hockey-Abteilung im Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 (RRK) am Samstagvormittag für die Mitglieder der Meisterschaftsmannschaft 1968 auf. Ein gerahmtes Mannschaftsbild vom Endspiel gegen Schwarz-Weiß Köln hatte Jürgen Kaul zum Treffen der RRK-Legenden in der Rüsselsheimer Festung dabei, welches er den neun Rüsselsheimer Hockey-Meistern stolz überreichte.

Vor 50 Jahren feierten die Hockey-Legenden des RRK auf eigenem Platz durch ein 4:1 im Endspiel gegen Schwarz-Weiß Köln ihre erste Deutsche Meisterschaft. Neun der zehn noch lebenden Meister vom 7. Juli 1968 waren auf Initiative von Mannschaftskapitän und Spielertrainer Fritz Schmidt ins Café der Festung zur gemeinsamen Feier dieses Erfolgs gekommen. "Nur Wolfram Jirzik ist nicht hier, er hat aber eine gute Entschuldigung. Er lebt in Australien und kommt erst im August nach Deutschland", sagte Schmidt.

Heute wie damals merkte man von Beginn an den Teamgeist und die Verbundenheit der Spieler. Es war wie ein Wiedersehen von guten alten Freunden. "Wir waren damals keine Profis, sondern haben aus Spaß am Sport zusammengespielt. Der RRK hatte auch gar nicht die Möglichkeiten Spieler einzukaufen oder zu bezahlen", sagte Schmidt. "Ich habe beispielsweise in einer Bäckerei gearbeitet und einige Mitspieler bei Opel. Da ich um 11 Uhr immer die leeren Flaschen geholt habe, haben sie um 11 Uhr Pause gemacht. Das waren unsere Teamsitzungen und Vorbesprechungen für das Spiel am Wochenende."

In die Meisterschaftsrunde zogen die Rüsselsheimer 1968 ein und waren in einer Gruppe mit den Mannschaften aus Hamburg, Berlin und Mönchengladbach. "Dass wir uns für die Meisterschaftsrunde qualifiziert hatten, war toll, doch zahlten wir zunächst Lehrgeld. Nach drei von sechs Spielen lagen wir auf dem letzten Tabellenplatz", sagte Schmidt. Wieso der RRK die drei Rückspiele gewann und ins Endspiel gegen den anderen Gruppensieger Schwarz-Weiß Köln einzog, kann keiner der Akteure an einem einzelnen Ereignis festmachen. "Wir haben in den ersten drei Spielen gelernt, uns dabei verbessert und auf einmal lief es." Ein Glücksfall war es für die Mannschaft des RRK, dass das Endspiel vom Verband nach Rüsselsheim vergeben worden war. Das Team konnte den Heimvorteil nutzen – und vor 5.000 Zuschauern die Meisterschaft erringen.

Für die RRK-Meister von 1968 war die Meisterschaft ein Statement in Richtung Verband. Denn der Meister von 1968 war nicht in die zur nächsten Saison neu eingeführte Bundesliga berufen worden. "Wir stiegen dann ein Jahr später sofort auf", sagte Schmidt. Für Rainer Seifert und Peter Kraus war die Meisterschaft der Türöffner zur Nationalmannschaft. Sie gewannen zusammen mit ihrem Kapitän Fritz Schmidt 1972 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in München.

"Dabei war für mich überraschend, überhaupt so weit zu kommen", gibt Peter Kraus zu. Als gelernter Fußballtorwart wechselte er nach einer Verletzung zum Hockey. Ganz unvorbelastet war Kraus jedoch nicht, denn seine Mutter Wilhelmine war Teil der RRK-Damenmannschaft, die im Jahr 1931 das erste Damenspiel des Vereins überhaupt bestritt.