Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2003)

Fritz Schmidt

Als Hockeyspieler alles erreicht

Der Olympiasieger von 1972, Fritz Schmidt, feiert heute 60. Geburtstag

Aus "Main-Spitze" vom 19.03.2003
 

sl. RÜSSELSHEIM - "Jetzt spiele ich Golf. Genau das Richtige für Leute in meinem Alter, die noch einmal ein Erfolgserlebnis entwickeln wollen", sagte das Geburtstagskind vor vier Jahren. Dieser Tage ist Golf noch immer seine Leidenschaft. Gut möglich also, dass Fritz Schmidt auch heute, an seinem 60. Ehrentag, den er im Familienkreis in Südspanien verlebt, zum Schläger greift. Denn Gerüchte besagen, in der Nähe seines Urlaubsortes gebe es einige Golfplätze.

Doch berühmt, ja zur Rüsselsheimer Sportlegende hat "Schimmi" (nach den beliebten, teuren "Jimmy-Schuhen", die Fritz Schmidt sen. in jungen Jahren trug) ein anderer Schläger gemacht - der Hockeyschläger. Bei seinem Debüt als 15-Jähriger in der ersten Mannschaft des Rüsselsheimer-Ruder-Klubs (RRK) war noch nicht abzusehen, dass der spätere Leitwolf Schmidt den RRK zu acht deutschen Meisterschaften (dreimal Halle, fünfmal Feld) führen und seine 146 Spiele umfassende Nationalmannschafts-Laufbahn 1972 in München mit dem Olympiasieg gekrönt würde. Daneben darf er sich dreifacher Europameister (zweimal Halle, einmal Feld) und zweifacher WM-Dritter (Feld) nennen. Der Bäcker- und Konditormeister, der noch heute des Nachts in der Backstube arbeitet, nennt dennoch den ersten Titelgewinn mit dem RRK 1968 als sein wichtigstes sportliches Erlebnis. Denn diese Deutsche Meisterschaft bedeutete für Schmidt den sportlichen Durchbruch - begründete die Sportlegende.


Und "Schimmi" ging zum Golfspielen

Geburtstag - Der Rüsselsheimer Fritz Schmidt, 1972 in München Hockey-Olympiasieger, wird am Mittwoch 60 Jahre alt

Von Hans-Jürgen Kalweit (aus "Darmstädter Echo" vom 18.03.2003)

Wer in Rüsselsheim nach einem Friedrich-Konrad Schmidt fragt, wird nur unverständliches Kopfschütteln ernten. "Wer soll'n dess sei? Ach, de' Hoggehspieler. Sie meine de Schimmi. Ei, dess müsse' se auch saache." In Rüsselsheim ist der "Schimmi" (den Namen erhielt der Vater in jungen Jahren, weil er die damals beliebten, teuren "Jimmy"-Schuhe trug) bekannt. Wie ein bunter Hund sozusagen. 1972 ist er in München Hockey-Olympiasieger geworden, auch wenn er sich bei seinem internationalen Abschluss nicht als Olympiasieger gefühlt hatte. Wegen einer Handverletzung hatte Fritz Schmidt nur 29 Minuten auf dem olympischen Hockeyfeld gestanden. Die großartige Karriere endete mit einer Enttäuschung.

Am kommenden Mittwoch wird "Schimmi", der wohl bekannteste Hockey spielende Bäcker oder der wohl bekannteste backende Hockeyspieler, 60 Jahre alt. "Awwer so alt fühl' isch misch net", sagt er lachend. In Mainz wurde er am 19. März 1943 geboren, und doch ist er Rüsselsheimer Urgestein. Dort übernahm er die väterliche Backstube, erweiterte sie kontinuierlich. "Awwer isch back' net mit dene Zusätz. Bei mir gibt's Brot und Kuche wie bei Muttern." Darauf legt er Wert schon immer, jede Nacht in der Backstube.

Die liegt einen guten Hockey-Treibschlag vom Platz am Rüsselsheimer Sommerdamm entfernt. Logisch daher: Der junge Fritz spielte Hockey. Mit großem Erfolg, denn das Talent war schnell erkannt. Das Bäcker-Handwerk hat er in Darmstadt gelernt, im Café Schwarz in der Rheinstraße. Der 15 Jahre alte Lehrling musste seinen Darmstädter Meister überreden, als er an einem der üblichen arbeitsreichen Sonntage erstmals in der ersten Mannschaft des Rüsselsheimer RK eingesetzt werden sollte, im übrigen gegen den damaligen Hessenmeister TEC Darmstadt. Der RRK gewann 2:1. "Isch glaub', isch hab e Tor geschosse." Der Zeitungsartikel überzeugte den Bäckermeister in Darmstadt: Fritz Schmidt hatte fortan die Erlaubnis, zwischen der Sonntagsarbeit Hockey spielen zu dürfen.

Durch Hockey hat er die Welt bereist. Mit dem RRK und mit der Nationalmannschaft, für die er 154 Länderspiele bestritt. Wie viele Spiele er für seinen RRK bestritt, weiß er nicht. Aber: "Mit 41 habb isch mei letzt' Bundesligaspiel gemacht." Da kommt ganz schön was zusammen. Mittelfeldspieler Fritz Schmidt, über Jahre hinweg zentrale Figur im RRK-Spiel, war zwischen 1968 und 1979 an allen acht deutschen Titeln des RRK beteiligt. Er war der Chef. Und wenn zum Beispiel sein technisch überaus begabter Mannschaftskollege Rainer Seifert mal wieder die Soli übertrieb, dann schallte "Schimmis" kräftige Stimme: "Rainer, fummel net. Gib endlich de Ball riwwer."

Hockey spielt er heute nicht mehr. Im gerade renovierten heimischen Keller verstauben die Schläger von einst. Golf hat er schon Anfang der siebziger Jahre entdeckt, zu einer Zeit, als er noch Hockey-Nationalspieler war, auf der britischen Insel, bei einem Hockey-Länderturnier. Golf lässt ihn heute nicht mehr los, ist seine liebste Freizeit-Beschäftigung. Denn an Ruhestand denkt er selbst mit 60 nicht, warum auch. Er bekennt, die tägliche, nein die nächtliche Arbeit in der Backstube macht ihm Spaß, "irschendwie brauch isch dess. Immer nur Golf spiele, iss aach nix."

Schmidt kann stundenlang über Hockey reden. Und tagelang über Golf. Dass die Olympiasieger von 1972 mittlerweile nahezu komplett von Hockey zu Golf gewechselt sind, wen wundert das bei der Schmidt'schen Überzeugungsarbeit und -kraft. Zumal er die jährlichen Zusammenkünfte des 72er-Siegerteams organisiert: "Früher haben wir Radtouren gemacht, heute spielen wir Golf." Wie wichtig es dem mittlerweile Handicap vier spielenden Fritz Schmidt damit ist, zeigt, dass der Spielführer des Golfparks Bachgrund beim Lieblingsthema Golf häufig ins Hochdeutsche verfällt.

Natürlich ist "Schimmi" dem Hockey und dem RRK treu geblieben. Regelmäßig kommt er zu den Heimspielen der Rüsselsheimer - falls nicht das Golfspielen dazwischen kommt. Das wird auch der Fall an seinem 60. Geburtstag sein, den er mit der Familie im sonnigen Südeuropa verbringt. In der Nähe gibt es viele Golfplätze. Was bedeutet: Und "Schimmi" ging zum Golfspielen.

Fritz Schmidt (rechts) im Endspiel um die Deutsche Feldhockey-Meisterschaft 1975 am Sommerdamm gegen Rot-Weiß Köln. Der RRK holt sich in der Verlängerung mit 5:3 die dritte Meisterschaft auf dem Feld.