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Über Mitglieder des
RRK (2001)
Friederike Barth |
Friederike "Pindi" Barth |
Schmerzhafter Rollentausch
Friederike Barth
bangt um ihre Nationalmannschaftskarriere
Von Claudia Klatt
(aus "TAZ. Die Tageszzeitung" vom 19.10.2001)
"Ich bin eine
Kandidatin, die sonst nie einen Siebenmeter reinmacht", sagt Friederike Barth.
"Doch dieses Mal habe ich mich gezwungen, an gar nichts zu denken, und einfach
geschossen." Ihr Ball zappelte im Tor und der Club an der Alster Hamburg wurde
damit deutscher Hockeypokalsieger 2001. "Was da so alles dranhängt, habe ich
erst beim zweiten Nachdenken realisiert", erzählt die 26-jährige Sportstudentin.
Im nächsten Jahr vertritt der letzte Pokalsieger vor Abschaffung des nationalen
Wettbewerbs Deutschland international beim Europapokal der Pokalsieger: ein
großer Erfolg für den Ex-Regionalligisten. "Das ist ein Sprung nach vorne", sagt
die Mittelfeldspielerin, die in der Nationalmannschaft in der rechten
Verteidigung spielte. "Ich glaube, wir sind in Hamburg zu solchen festen Größen
wie Flottbek und Klipper inzwischen eine Alternative."
"Pindi", wie sie
genannt wird, ist selber eine waschechte Alsteranerin, hat drei Jahre während
ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin in Duisburg gespielt, und dann ein Jahr
in Rüsselsheim, weil sie dort im Olympiajahr 2000 von ihrem Arbeitgeber für das
Hockeyspielen freigestellt wurde.
Momentan muss sie
dem Leistungssport allerdings eine Absage erteilen ‒ der Rücken zickt. In dieser
Saison konnte sie kaum spielen. Aber "dass Pokalhalbfinale und -finale musste
ich einfach spielen", sagt sie, selbst wenn Barth bei dem großen Erfolg unter
Schmerzmitteln stand. Hinter der Nationalmannschaftskarriere steht durch ihre
Verletzung allerdings ein Fragezeichen. Die Physiotherapeutin Barth – angestellt
beim ehemaligen Fußballer Dietmar Jacobs im Reha-Zentrum Hamburg ist im Moment
Patientin, und geht seit drei Monaten regelmäßig zum Muskelaufbau. In der
Hallesaison wird sie wohl zunächst pausieren müssen.
Letzte Spielzeit
verpasste Alster die Endrunde nur knapp, nun will man oben mitspielen – am
liebsten mit einer Nationalspielerin und erfolgreichen Siebenmeter-Schützin
Friederike Barth.
Pindis zweite
Karriere
Aus "Hamburger
Abendblatt" vom 27.05.2002
( bj ) Es war in
Ourense, beim Europapokal der Landesmeister über Ostern, als die Schmerzen
erstmals vollständig aus dem Körper der Friederike Barth wichen. Eineinhalb
Jahre lang waren sie ihr ständiger Begleiter gewesen, jeder Schritt ließ die
Hockey-Nationalspielerin vom Club an der Alster zusammenzucken. "Als ich merkte,
dass nichts mehr weh tat, da spürte ich nur eins: Erleichterung."
Nach den
Olympischen Spielen in Sydney 2000 hatte der Leidensweg angefangen. Immer
häufiger zwickte der Rücken. Die Hallensaison spielte sie trotzdem, die
anschließende Feldsaison 2001 nur noch sporadisch, in der letzten Hallenserie
ging gar nichts mehr. Zunächst wusste niemand Rat. "Ich habe von Geburt an einen
Gleitwirbel. Da kann man nichts ändern", sagt die Studentin (Deutsch und Sport
auf Lehramt im dritten Semester), die als ausgebildete Physiotherapeutin weiß,
wovon sie spricht. "Aber ich wollte nicht glauben, dass das der Grund für die
Schmerzen war." "Pindi", wie Friederike seit Kindertagen genannt wird, quälte
sich. Eine Reha-Maßnahme jagte die nächste, der Erfolg war gleich null. Das Ende
der Karriere drohte. "Schlimm war es, wenn ich Zeit hatte, darüber nachzudenken.
Das hat mich verrückt gemacht, deshalb habe ich mich in die Arbeit gestürzt."
Zuspruch von Mitspielerinnen, der Familie und nicht zuletzt von Bundestrainer
Peter Lemmen half ihr zwar, doch mit der Zeit "war das nervig, wenn alle
fragten, wie es mir geht, und ich nie etwas Positives sagen konnte".
Ein Besuch beim
Ostheopathen gab im Februar dieses Jahres Aufschluss über die Ursache der Pein.
Nach zwei Operationen an den Bändern des linken Fußes hatte die
Mittelfeldspielerin nicht genug Muskelaufbau betrieben, was zu einer
Unterbelastung der linken Körperhälfte und im Resultat zu Rückenproblemen
führte. Eine unterstützende Spritzenkur bei FC-Bayern-Teamarzt Dr.
Müller-Wohlfahrt in München verschaffte endlich Linderung ‒ bis an Ostern in
Spanien die Schmerzen ausblieben. "Als ich von dort zurückkam, sagte meine
Mutter, sie hätte mich nie glücklicher gesehen."
Ihre "zweite"
Karriere will die 27-jährige Führungsspielerin intensiv genießen. Ziele hat sie
genug. "Mit Alster Fünfter werden, um in die eingleisige Bundesliga zu kommen.
Mit der Nationalmannschaft im November zur WM nach Australien, und als Fernziel
Olympia 2004 in Athen." Wenn der Rücken hält, versteht sich. Und wenn nicht?
"Dann kümmere ich mich bei Alster um den Nachwuchs und um meinen Beruf. Obwohl
es mir weh täte, nicht mehr Hockey zu spielen." Aber Pindi Barth hat ja gelernt,
mit Schmerzen zu leben. |