Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2008)                                  

Fritz Brumme

Rudertrainer Fritz Brumme mit "Flüstertüte"

 

 

 

 

 

 

Fritz Brumme

Die Geschichte eines Rudertrainers (* 15.11.1907, † 17.1.1974)

Von Wilfried Hoffmann (Originalfassung eines Artikels aus dem Buch "100 Jahre RRK")
 

"Mittelgroß, kräftig, schwarzhaarig, mit blauen, lustig in die Welt hinein zwinkernden Augen und dunkelbraunem Teint: das ist das äußere Bild Fritz Brummes, des Selfmademan vom Untermain. Alles hat er sich selbst geschaffen, seine berufliche Existenz (er ist ja Amateurtrainer!), seinen großen Freundeskreis, seinen Namen in der Welt des Rudersports. Er ist ein Talent, ein Praktiker, alles fliegt ihm zu, große Theoretiker lehnt er ab. Dieser Fritz Brumme ist eben eine starke Persönlichkeit, die andere mitreißt, die das gewisse "Etwas" unbewusst ausstrahlt; er weiß mit Menschen umzugehen, hat darin seine ureigenen Rezepte. Dass er zum Rudern kam, ist Zufall, sein Elternhaus lag am Main. Er wäre – genau wie Karl-Heinz Schulz – auch ein guter Fußballtrainer geworden. Ja, Karl-Heinz Schulz, mit diesem allzu früh verstorbenen Universaltalent aus Berlin, war er gut befreundet, sie mochten sich, diese beiden Gleichgearteten. Ihn bewunderte er: "Der Kerl konnte aber auch alles!" Des Weiteren zieht er tief den Hut vor Fritz Gwinner, dem Rudertrainer der Mannheimer Amicitia, von dem er sehr viel gelernt, der ihm aber auch rein alles gezeigt habe.

Sie alle aber, seine großen Vorbilder, beschränkten sich auf eine Mannschaft, die machten sie groß, die brachten sie heraus: Fritz Brumme ist das zu wenig, allabendlich hat er sechs, sieben, acht Mannschaften in der Kur, und auch Skuller. Eine große Umstellung? Das merke er gar nicht. Wer ihm gerade auf seiner Fahrt mit dem Motorboot vor die Nase kommt, wird prompt verarztet, individuell natürlich. Er kennt seine Schäfchen allesamt ganz genau, und was dem einen nützt, könnte dem anderen nur schaden. Allzu gern setzt er sich selbst ins Boot, an die Steuerleine, die Mannschaft liebt das, und er sieht und hört da viel mehr."

So wird Fritz Brumme, Fabrikant in Raunheim und einer der erfolgreichsten Amateur-Rudertrainer der Welt sowie Mitglied, aktiver Ruderer und Trainer des Rudervereins Rüsselsheim und dann des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08, im Jahr 1951 anlässlich seines 400. Trainersieges von der Presse beschrieben.

Was ist das aber für ein Weg, der Weg des Ruderers und Rudertrainers Fritz Brumme von 1923 bis 1951, und auch dann weiter von 1951 bis 1967, dem Jahr, wo er die Flüstertüte des Rudertrainers endgültig aus der Hand legt.

Im Jahr 1923 beginnt der gebürtige Raunheimer Fritz Brumme im Ruder-Club 1920 Raunheim mit dem Rudern, vorher ist die Brieftaubenzucht seine Passion. 16 Jahre ist er damals schon alt und da er ein "leichtes Kerlchen" ist, darf er in der ersten Zeit nur Steuermann spielen. Zu seinem Leidwesen! Geht ein Rennen verloren, so ist der Steuermann daran schuld. Es ist eine harte Schule für den nicht mehr ganz jungen Fritz Brumme.
 

Ruderer und dann Trainer beim Ruderverein Rüsselsheim

Fünf Jahre später, im Jahr 1928 tritt er in den Ruderverein Rüsselsheim (RVR) ein. Mit seinen nunmehr 65 kg kommt er in den Jungmannachter. Das Vorstandsmitglied Dr. Theo Brandt meint: "Lasst ihn doch mal auf dem Schlagplatz rudern!" Das geschieht. Fritz Brumme gewinnt in der Jungmannklasse am Schlagplatz der RVR-Mannschaften 1928 sechs Rennen, 1929 nochmals drei in der Juniorklasse. Da in dieser Zeit an jedem Abend die Strecke "abgekloppt" wird, sind die Mannschaften zwar Jahr für Jahr am Anfang der Regattasaison in Form, dann aber von Mitte bis Ende der Saison werden sie immer schwächer.

Der junge Fritz Brumme macht sich Gedanken über das Rudern und seine Trainingsmethoden. So versucht er sich auf Anraten von Ruderwart Friedrich Traiser ab dem Jahr 1930 als Trainer, rudert daneben jedoch auch noch Rennen. Er unterweist zunächst die Jugend und es klappt gut. Von den ersten fünf Rennen werden vier gewonnen. Im nächsten Jahr gewinnen seine Jugendmannschaften bereits alle Vierer- und Achterrennen. Im Jahr 1932 bleibt seine RVR-Ruderjugend ungeschlagen. Und auch 1933 bleibt der Jugendachter unbesiegt, so dass der Ruf des RVR, den besten süddeutschen Jugendachter zu besitzen, nicht zu erschüttern ist. 1934 holen seine Achterruderer in der Jungmannklasse sechs Achtersiege, doch 1935 fällt die Mannschaft durch sechs Abgänge auseinander.

Im Jahr 1935 startet Fritz Brumme auch wieder als Rennruderer. Da Georg von Opel am Anfang der Saison erkrankt, sitzt Fritz Brumme mit Willi Füth, dem erfolgreichsten deutschen Skuller des Jahres, im RVR-Doppelzweier in Karlsruhe und Ostende und kann zwei erstklassige Siege verbuchen. Und auch im Olympiajahr 1936 holt sich Fritz Brumme mit Willi Füth in Duisburg den Ersten Doppelzweier.

Als Trainer muss Fritz Brumme wieder von vorn anfangen. Erst 1937 hat er wieder einen Jungmannachter im Training. 1938 starten die Riemenruderer des RVR unter Fritz Brumme im Vierer und Achter in der Seniorklasse, wobei einige schöne Erfolge im Vierer gelingen, die Achtermannschaft kann sich jedoch nicht durchsetzen.

Fritz Brumme fasst daher den Entschluss, die besten Rüsselsheimer Ruderer zu einer Renngemeinschaft zusammenzubringen. Er nimmt Verbindung mit dem Vorstand der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim (RGUR) auf. Dort hat man volles Verständnis für sein Vorhaben und die "Undine", die in der Achterbesetzung dieselben Schwierigkeiten hat, stellt sofort ihre drei stärksten Ruderer und später noch den Steuermann zur Verfügung.

Nach einigen Achtersiegen befindet sich die Mannschaft in blendender Verfassung und so wagt Fritz Brumme den großen Schritt, den Renngemeinschaftsachter beim Deutschen Meisterschaftsrudern 1938 in Heilbronn neben dem Renngemeinschafts-Doppelzweier Georg von Opel/"Bubi" Kaidel zu melden. In der Geschichte des Rüsselsheimer Rudersports ist es das erste Mal, dass eine Riemenboot-Mannschaft beim Deutschen Meisterschaftsrudern startet. Es reicht zwar nicht zum Sieg, aber der Rüsselsheimer Achter erreicht den Endlauf der besten Vier.

1939 ist das erste wahre, große Jahr. Der Achter bestreitet Rennen gegen die Mannheimer Amicitia, den Mainzer RV und Hungaria Budapest. Unvergessen das große Rennen in Mainz, das unglücklich mit einer halben Länge gegen "Hungaria" verloren geht. Beim Deutschen Meisterschaftsrudern in Hannover kostet ein kurzfristig durchgeführter Bootswechsel auf ein neues Boot vielleicht eine bessere Platzierung im Achter.

Dann kommt der Krieg. 1941 beginnt Fritz Brumme wieder mit vier Jungens, die sich 1942, nun für den Rüsselsheimer RK (RRK) – RVR und RGUR haben sich 1942 zum RRK zusammengeschlossen, die Deutsche Jugendmeisterschaft im Leichtgewichts-Vierer holen. In Renngemeinschaft mit dem Flörsheimer RV (FRV) wird 1943 in Wien nochmals die gleiche Bootsgattung gewonnen, der "Schwere Achter" geht knapp verloren, holt die Vizemeisterschaft.
 

Die Zeit der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim

Der 2. Weltkrieg ist zu Ende. Der RRK ist in dieser schweren Zeit ein Ruderverein ohne Boote und ohne Bootshaus. Die wenigen Aktiven absolvieren mit Trainer Fritz Brumme als Gäste beim FRV und bei Nassovia Höchst ein gelegentliches Training.

Beim RRK sind vier Ruderer verblieben, auch beim FRV ist ein Vierer im Training. Der RRK gehört zu den ersten Vereinen in Deutschland, die einen neuen Anfang finden und sich an den ersten Regatten beteiligen. Der aus Rüsselsheimer und Flörsheimer Ruderern gebildete Achter, zwei aus dem Achter gebildete Vierer, ein Riemenzweier, ein Leichtgewichts-Vierer sowie Georg von Opel im Einer bereiten sich 1947 auf Regatten vor. In Flörsheim, Mannheim, Frankfurt  und Offenbach gewinnen die Mannschaften des RRK und der Renngemeinschaft RRK-FRV mit Trainer Fritz Brumme 15 Rennen im Einer, Zweier, Vierer und Achter, wobei allein Georg von Opel bei sieben Einerstarts alle Rennen siegreich beendet.

Trainer Fritz Brumme mit dem Deutschen Meister im einer 1947, Georg von Opel

Höhepunkt der Regattasaison ist das Deutsche Meisterschaftsrudern am 3. August 1947 auf dem Mannheimer Mühlauhafen, an dem sich 212 Ruderer aus 30 Vereinen beteiligen. Der RRK meldet Georg von Opel zum Einer sowie die Renngemeinschaft RRK-FRV den Leichtgewichts-Vierer-mit und -ohne, den Zweier-ohne und den Achter.

Mit den Siegen im Einer, Leichtgewichts-Vierer-mit und Achter sowie der Vizemeisterschaft im Zweier-ohne und einem 4. Platz im Leichtgewichts-Vierer-ohne beim Deutschen Meisterschaftsrudern holt sich Trainer Fritz Brumme und "sein" RRK den für den erfolgreichsten Verein gestifteten Ehrenpreis vor dem Flörsheimer RV und dem Bochumer RV.

Auch das Jahr 1948 wird für die Ruderer der Renngemeinschaft aus Flörsheim und Rüsselsheim wieder sehr erfolgreich. Fritz Brumme meldet zum Deutschen Meisterschaftsrudern in Duisburg für sechs Rennen und erringt mit seinen Mannschaften erneut drei Meisterschaften – im Leichtgewichts-Vierer-ohne, im Vierer-ohne und im Achter.

Im Frühjahr des Jahres 1949 wird zwischen dem RRK und dem FRV eine enge sportliche Zusammenarbeit durch Gründung der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim (RFR) vereinbart. Die Leitung des Trainings obliegt, wie seit vielen Jahren bereits, Trainer Fritz Brumme, dem Friedrich Traiser, Gerhard Ruppert, Georg Hofmann, Philipp Wagner und Max Ehlert als Ausbilder zur Seite stehen.

Nach einer für die Ruderer der RFR unter Fritz Brumme erfolgreichen Regattasaison folgt anfangs August das Deutsche Meisterschaftsrudern im Mannheimer Mühlauhafen. Der Deutsche Meistertitel, den der Achter sich am 7. August 1949 in Mannheim erneut holt, ist die Krönung seiner Leistung und der des Trainers Fritz Brumme. Eine weitere Deutsche Meisterschaft erringt der Vierer-ohne. Der leichte Achter wird Deutscher Vizemeister und Reinhold Brumme, der junge Sohn des Trainers, belegt im Leichtgewichts-Einer einen 3. Platz. Damit gewinnt die RFR die Gesamtwertung der Meisterschaftsregatta, den Preis der Stadt Mannheim.

Das Jahr 1950 bringt viele große Siege, auch im Achter, der Meisterschaftstitel in dieser Bootsgattung muss aber überraschend an "Köln 77" abgegeben werden. Auf dem Floßhafen in Mainz erkämpft sich die Achtermannschaft im Jahr 1951 ihren Meistertitel zurück und ist somit zum vierten Male in dieser Bootsgattung Sieger. In Renngemeinschaft mit Undine Offenbach wird auch der Sieger im Doppelzweier gestellt.

Das Jahr 1952 ist das Jahr der Olympischen Spiele in Helsinki. Die Olympiaanwärter im Rudern müssen sich auf den Olympia-Prüfungsregatten und dem Deutschen Meisterschaftsrudern qualifizieren. Die auf diesen Regatten beständigsten Mannschaften sollen nominiert werden. Nach gewissenhafter Vorbereitung gehen die Mannschaften der RFR in die Olympia-Ausscheidungsregatten in Berlin-Gatow und Mainz, in Hannover und in Mannheim, erzielen wechselnde Erfolge in wechselnden Besetzungen, ohne voll überzeugen zu können. Als sie schließlich beim Deutschen Meisterschaftsrudern Ende Juni auf der Wedau-Regattabahn offensichtlich wieder voll auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit stehen, gelingt den gemeldeten Booten dennoch nicht der große Erfolg – vierter Platz im Vierer-mit, Bronze im Doppelzweier und die Vizemeisterschaft im Achter.

Nach dem Meisterschaftsrudern fragt man sich in der RFR, wieso ist der Achter so weit hinter "Köln 77" hergefahren. Es stellt sich heraus, daß der Sportarzt des DRV für die Olympischen Spiele, Dr. Martin Brustmann, der Mannschaft der RFR ein "Aufbaumittel" verabreicht hat, welches angeblich belebende Wirkung haben sollte. Hat dieses Mittel etwas anderes bewirkt? Eine mysteriöse "Pillenaffäre" bewegt die Gemüter in Flörsheim und Rüsselsheim, aber nicht nur da. Schon bald steigt Dr. Walter Wülfing in die Untersuchung des Falles ein und befragt den Trainer der RFR-Mannschaft. Fritz Brumme gibt an, "die Pillen seien ihm von Brustmann aufgedrängt worden" mit dem Hinweis, dass er damit "den Vierer von Hannover auf den Tag fit gemacht" habe.

Der zur Diskussion stehende Gemeinschaftsvertrag zwischen dem FRV und dem RRK, der zum 31. Dezember 1952 ausgelaufen ist, wird 1953 in abgeänderter Fassung nochmals vereinbart. Damit bleibt der Ruderbetrieb für 1953 noch einmal der RFR überlassen. Doch fehlende Erfolge während der Regattasaison sowie unterschiedliche Meinungen bei FRV und RRK verhindern eine Umbesetzung des Achters, um der Spitzenklasse näher zu kommen. Außerdem kommt es zum Streit zwischen Achter und Trainer Fritz Brumme, so dass Fritz Brumme nur noch den Kohl-Vierer vom Flörsheimer Bootshaus aus trainiert, während Gerhard Ruppert das Training des Achters vom Rüsselsheimer Bootshaus aus leitet. Für die Meisterschaftsregatta auf dem Mannheimer Mühlauhafen gibt es noch einmal den Versuch, aus Vierer und Achter einen Achter mit Titelchancen zu "basteln", doch die Meinungen sind zu unterschiedlich, so dass keine Einigung zustande kommen kann.

So starten beim Deutschen Meisterschaftsrudern in Mannheim anfangs August für die RFR der Kohl-Vierer im Vierer-mit und zwei Achter, ein Flörsheimer Achter, der von Fritz Brumme trainiert wird, und ein Rüsselsheimer Achter unter der Trainingsleitung von Gerhard Ruppert und des Frankfurters Karl Momberger. Beide Boote können sich nicht für den Endlauf qualifizieren.

Getrenntes Trainieren und Starten von Mannschaften in der Regattasaison 1953 erweisen sich als der Beginn des Auseinanderlebens der RFR. Zunehmende Uneinigkeiten führen schließlich dazu, dass in einer Sitzung der Rudergemeinschaft am 26. August 1953 im RRK-Bootshaus beschlossen wird, die RFR zum 15. September 1953 aufzulösen.

Der Rudersport-Journalist Paul Elschner schreibt dazu:

"Eingeweihte wussten, dass bereits seit mehr als einem Jahr gewisse Spannungen bestanden, die sich schließlich verdichteten, was durch die zweifache Achtermeldung zu den diesjährigen Meisterschaften unterstrichen wurde. Es soll nicht unsere Aufgabe sein, zu den eingetretenen Ereignissen Stellung zu nehmen, um so mehr nicht, als die auf Veranlassung des Rüsselsheimer Partners in dessen Bootshaus stattgefundene Auflösungsversammlung einen durchaus harmonischen und würdigen Verlauf nahm. Sie stand unter Leitung von Dr. Georg von Opel, assistiert von den beiden stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Karl Renker (Rüsselsheim) und Heinrich Dreisbach (Flörsheim) und gipfelte in der Feststellung, dass sich Dr. Georg von Opel und Fritz Brumme große Verdienste um die Rudergemeinschaft erworben haben. Mag die Situation gewesen sein wie sie will, eines steht jedenfalls fest: es hat eine Gemeinschaft ihre Flagge eingeholt, die während ihres fünf- bzw. siebenjährigen Bestehens nicht nur für den mainischen und hessischen, sondern für den gesamten deutschen Rudersport außerordentlich viel getan und erreicht hat. Es bedarf gewiss nicht des Hinweises, dass sich die Rudergemeinschaft auch im Ausland einen Namen schaffte. Von Flörsheim-Rüsselsheim aus wurden zu einer Zeit, als der DRV noch nicht wieder in die FISA aufgenommen war, die ersten internationalen Startbeziehungen aufgenommen, und das in einer Epoche größter rennsportlicher Erfolge der Rudergemeinschaft, die von 1947 bis 1952 die erste Stelle in der Punkttabelle eingenommen hat. Unbestreitbar – und das werden auch die aus bestimmten Gründen zurückhaltend urteilenden Stellen zugeben müssen –, haben zwei Männer am Untermain das uneingeschränkte Verdienst, durch ihr vielseitiges Wirken für den deutschen Rudersport Großes geleistet zu haben."
 

Mit Zweiern bei Nassovia Höchst und beim RRK zum Erfolg

"Wie geht die Geschichte des Rudertrainers Fritz Brumme nach dieser sehr erfolgreichen Zeit weiter?" fragt man sich nach der Auflösung der RFR.

Während einer schöpferischen Pause berät er ab und zu den FRV in Trainingsfragen. Dann "heuert" Fritz Brumme Ende des Jahres 1956 beim Mainzer RV an, um 1957 einen kampfstarken Achter zu bilden. In dieser Zeit beim Mainzer RV kann er seinen 500. Trainersieg feiern, große Erfolge bleiben in Mainz jedoch aus.

Im Jahr 1959 kehrt Fritz Brumme zum RRK zurück, um in der Ruderleitung mitzuwirken. Während der Regattasaison übernimmt er das Training eines durchaus erfolgreichen Jugendachters, der aufgeteilt auch in Viererrennen startet. Doch schon nach wenigen Wochen gehört dieses Engagement der Vergangenheit an.

Fritz Brumme wendet sich noch im Jahr 1959 dem RC Nassovia Höchst zu, wo ihn mit den Deutschen Jugendmeistern im Vierer und Achter des Jahres 1958 sowie dem Eichkranzsieger im Achter des Jahres 1959 entwicklungsfähige junge Ruderer erwarten. Er übernimmt das Training der Nassoven, führt neue Trainingsmethoden ein, verändert auch die Ruderblätter, die Ausleger und die Dollen sowie die Hebelverhältnisse.

Rudertrainer Fritz Brumme unterweist 1947 die Aktiven an Land (Kurt Gechter, Trainer Fritz Brumme, Helmuth Streck, Michael Schollmayer, Werner Messerschmidt, Georg Hofmann, Rolf Sittmann, Paul Messerschmidt)

Im Jahr 1960 und den Folgejahren trainiert Fritz Brumme die Ruderer der Nassovia, die mit ihm ihre größten Erfolge erzielen. Insbesondere mit Wolfgang Neuss und Klaus Günter Jordan hat Fritz Brumme zwei Ruderer, die sich für den Zweier anbieten. Und der Versuch gelingt! Im Zweier-mit werden sie 1961 Deutscher Meister, 1962 Deutscher Meister und Weltmeister, 1963 Deutscher Meister und Europameister, gewinnen in Henley 1962 die "Silver Goblets" im Zweier-ohne.

Im Jahr 1964, als die Qualifikation des Zweiers für die Olympischen Spiele in Tokio ansteht, erkrankt Fritz Brumme schwer, ein Herzinfarkt wirft ihn auf das Krankenbett. Er kann das Training seiner Ruderer nur noch zeitweise, dann gar nicht mehr ausüben. Der Zweier geht auseinander und Fritz Brumme setzt den Schlusspunkt seiner Trainerkarriere, vorläufig!

Im Herbst 1965 klopft Manfred Pauli, ein ehemaliger Ruderer der Nassovia, bei Fritz Brumme in Raunheim an. Pauli hat bei Neptun Darmstadt einen starken Vierer auf die Beine gestellt, in dem er selbst auf dem Schlagplatz sitzt. Seine Bitte zielt auf einen Winterübungsplan, den hat er bald und dazu auch einen jener von Brumme selbst konstruierten und gebauten "Ruderböcke", die mit einem raffiniert ausgeklügelten Kontrollmechanismus ausgerüstet sind. An Ostern 1966 beginnt das Training auf dem Wasser, Fritz Brumme kann nicht nein sagen, als die Ruderer ihn bitten, zu helfen.

Als Fritz Brumme sich der Darmstädter annimmt, kann er auch den Rüsselsheimern, seinem Stammverein RRK, keine Absage geben, zumal er mit Werner Alt und Dieter Lang zwei junge Talente unter seine Fittiche nehmen kann, die einiges versprechen. Nach einem Länderkampfsieg in Amsterdam kann beim Deutschen Meisterschaftsrudern 1966 in Wiederholung des Vorjahresergebnisses "nur" der Bronzeplatz herausgerudert werden. 1967 gelten Alt/Lang als Olympiakandidaten, doch die Regattasaison hält nicht, was man sich versprochen hat. Der Zweier muss während der Saison krankheitsbedingt einige Zeit pausieren und kann anschließend seine Form nicht mehr finden.

Fritz Brumme ist 60 Jahre alt, er legt die Flüstertüte des Rudertrainers endgültig aus der Hand. Vermehrt kümmert er sich nun um sein Lebenswerk, die Effbe-Werk Fritz Brumme & Co. KG.

Als Fritz Brumme am 17. Januar 1974 in der Schweiz stirbt, schreibt die "Main-Spitze":

"Eisernes Wollen, technisches Können und ein Blick für das Notwendige formten den von ihm 1947 in Frankfurt gegründeten, Anfang der fünfziger Jahre nach Raunheim verlegten und wiederholt erweiterten Betrieb, der heute in der Bundesrepublik und an vielen Plätzen Europas 750 Mitarbeiter zählt. Seine in den bitteren Jahren des Aufbaus gereifte Menschenkenntnis ließ ihn seine Mitarbeiter sorgsam wählen und unermüdlich zu Höchstleistungen anspornen. Fritz Brumme gehörte zu dem Typus des deutschen Fabrikanten und Unternehmers, der – stets den Blick auf die Großen der Welt und im heimischen Wirtschaftsraum gerichtet – in seiner Aufgabe eine innere Berufung und Erfüllung, den Zweck und den Sinn seines Lebens sah.

Alle kennen noch den quicklebendigen "Fritz" im Team der Versuchsingenieure bei Opel. Man weiß um ein Streben, in Frankfurt sich selbständig zu machen, und bekannt ist, welche Entbehrungen er auf sich nahm, sich in Raunheim mit seinem Werk nach oben durchzuboxen.

Darüber hinaus kennen alle diesen Erfolgsmenschen als Sportler. Er war der Trainer für die zusammengeschlossenen Ruderer von Rüsselsheim und Flörsheim und führte viele Mannschaften auf nationalen und internationalen Regatten zum Sieg. Für immer wird hier sein Name mit dem großen Kapitän der Ruderer, Georg von Opel, verbunden bleiben. Und wenn die Vereine des Heimatraumes über den Tod des aufrechten Mannes nachdenken, dann verehren sie in ihm den Förderer jedweden Zusammenschlusses, der sich gemeinschaftsbildend auswirkte. Sein stilles Mäzenatentum wird dabei hoch veranschlagt. "Fritz" war eben ein höchst gütiger Mensch.

Und wenn das Dichterwort Bestand haben soll, dass ein Mensch so viel wert ist, wie er Freunde findet, die an ihn glauben und die ihn verehren, dann muss Raunheims großer Sohn, Fritz Brumme, sehr reich gewesen sein."