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Über Mitglieder des
RRK (2021)
Frédéric Brossier |
Frédéric Brossier sucht nach eigener Aussage
bei Figuren, die er spielt, stets Berührungspunkte. |
Frédéric Brossier:
"Ich bin keiner Figur ausgeliefert"
Der
Rüsselsheimer Förderstipendiat von 2013 spricht als einer der Hauptdarsteller
der Serie "All you Need" über seine Rolle und die größten Herausforderungen beim
Dreh.
Das Interview
führte Charlotte Martin (aus "Main-Spitze" vom 09.06.2021)
Der
Rüsselsheimer Förderstipendiat des Jahres 2013, Frédéric Brossier, ist einer der
Hauptdarsteller der TV-Serie "All you Need", in der es um schwule Liebe geht.
Die Serie ist derzeit in der ARD-Mediathek und ab 16. Juni auch auf dem
Fernsehkanal "One" zu sehen. Im Interview spricht Brossier über die
Corona-Krise, wie er zu seiner Rolle kam und die größten Herausforderungen beim
Dreh.
Herr Brossier,
was haben die vergangenen Jahre für Sie gebracht?
Es gab beruflich
und privat viele Höhen und Tiefen. Jetzt bin ich freischaffender Schauspieler,
lebe in Berlin. Es war schwer für mich, hier anzukommen, Anschluss zu finden und
mich beruflich zu orientieren. Mittlerweile verstehe ich mich und die Stadt
besser.
Wie haben Sie
die Corona-Krise erlebt?
Ich hatte das
Glück, dass ich trotz Pandemie Engagements bekam. Für die Neuköllner Oper haben
wir mehrere Fassungen eines musikalischen Abends zu Dean Reed erarbeitet. Für
das Schillertheater haben wir das Stück "Vorhang auf für Cyrano" geprobt, das am
13. Juni Premiere hat. Und ich wurde Teil der ARD-Serie "All you Need".
Es geht in der
Serie um schwule Liebe. Sie sind in der Rolle des Robbie ein Hauptdarsteller.
Wie kam es dazu?
Die Casterin Sabine
Weimann hatte meine Agenturseite gesehen, worauf sie mich zu mehren Castings
einlud. Wichtig war auch, wer mit wem gut harmoniert. Bei mir und meinem
Kollegen Benito Bause, der meinen Partner Vince spielt, hat es gefunkt.
Wie viel
Selbstreflektion und Grenzerweiterung verlangt die Rolle?
Leben heißt
Veränderung, sagte der Stein zur Blume und flog davon. Will sagen: Von beidem
viel.
Sex nimmt viel
Raum ein in der Serie, doch es steckt mehr dahinter...
Ja. Die Figuren
stehen an unterschiedlichen Punkten des Lebens und suchen jeweils völlig andere
Erfahrungen. Die sexuelle Orientierung der Charaktere gibt den Rahmen, aber die
Probleme und die Gesellschaftskritik, die die Serie auch enthält, gehen alle an,
unabhängig von der sexuellen Identität.
ZUR PERSON
Frédéric Brossier (29) war 2013 Rüsselsheimer
Förderstipendiat. Damals lebte er bereits in Hannover, wo er Schauspiel
studierte. Aktuell ist Brossier als einer der vier Hauptdarsteller der
TV-Serie "All you Need" zu erleben. (lot) |
Die Serie
polarisiert – begeistert und wird abgelehnt...
Dass die Serie
polarisiert, zeigt mir, dass es noch viel Diskussionsbedarf zum Thema gibt. Das
Feedback, das mich erreicht, ist durchweg positiv. Ich nutze aber soziale Medien
nicht viel, sodass mir möglicherweise einiges entgeht.
Was waren die
größten Herausforderungen beim Dreh?
Zunächst hatten wir
straffe Zeitpläne, sodass nur wenige Wiederholungen möglich waren. Und ich war
gespannt darauf, sehr intime Szenen zu spielen. Durch das wunderbare Team und
durch den Intimacy-Coach am Set habe ich mich aber gut aufgehoben gefühlt.
Wie gelingt es,
so große Nähe vor der Kamera herzustellen?
Tatsächlich hatte
ich mich vorab mit meinem Partner der Serie getroffen und wir haben mit einem
Coach aus London einige Szenen angespielt. Dabei entstand Vertrauen. Sowieso
besteht Kontakt zu den Kollegen. Wir haben schon öfter zusammen gefeiert.
Steckt in jeder
Rolle nicht auch ein Stück von Ihnen selbst?
Ich suche bei
Figuren, die ich spiele, immer Berührungspunkte. Bei Robbie waren es die Suche
nach Anschluss in der anonymen Stadt und die Tatsache, dass er in jungen Jahren
dicker war und manches auszuhalten hatte. Schauspiel vertieft die Empathie und
lehrt, Denkmuster zu hinterfragen.
Manche
bemängeln, dass die Darsteller heterosexuell sind. Verwischen nicht die Grenzen?
Das kann durchaus
passieren. Im Studium habe ich aber prinzipiell gelernt, zwischen mir und der
Figur zu unterscheiden. Ich bin keiner Figur ausgeliefert.
Stört es Sie,
wenn Zuschauer aufgrund der Serie annehmen, Sie seien homosexuell?
Das ist ein schönes
Kompliment. Es zeigt, dass ich die Figur glaubwürdig darstelle.
Halten Sie es
für denkbar, dass die Serie Ihnen Karrieretüren nicht nur öffnet, sondern auch
verschließt?
Es zeichnet sich
zum Glück immer mehr Diversität in meinem Berufsfeld und in der Gesellschaft ab,
was die Produktion dieser Serie ja belegt. Nicht, dass es keine Diskriminierung
und Gegenströme mehr gäbe. Aber ich will in einer vielfältigen, bunten
Gemeinschaft leben. Und mit ebensolchen Menschen arbeiten.
Gibt es eine
zweite Staffel der Serie "All you Need"?
Ja, sie wird im
Spätsommer gedreht, dürfte im Frühjahr 2022 in der Mediathek stehen.
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