Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2012)                                  

Dr. Tobias und Eva-Maria Frank

Hallenhockey-Europameister wurden Eva und Tobias Frank: die Tochter vor elf Tagen, der Vater 1980 und 1988.

 

 

 

 

 

 

Eva und Tobias Frank

Aus "Rüsselsheimer Echo" vom 26. Januar 2012  | wei

Eva Frank spielt seit ihrem fünften Lebensjahr Hockey beim Rüsselsheimer RK. Sie absolvierte bisher 15 Länderspiele im Feld sowie fünf in der Halle und erzielte dabei vier Tore. In 102 Jugend-Länderspielen von der U16 bis zur U21 war die Stürmerin 43 Mal erfolgreich. Größter Erfolg in der Jugend war der Gewinn der U21-Europameisterschaft 2008 in Valencia.

Bei der Hallen-Europameisterschaft vom 13. bis 15. Januar in Leipzig steuerte Eva Frank zwei Tore zum Titelgewinn der deutschen Nationalmannschaft bei. Die Dreiundzwanzigjährige ist Kapitänin beim Erstligisten RRK und wohnt in Mainz. Dort studiert sie Biologie.

Ihr Vater Tobias Frank wechselte 1979 von Schott Mainz zum Rüsselsheimer RK und war danach zehn Jahre Stammtorwart. Der Dreiundfünfzigjährige absolvierte von 1979 bis 1989 113 Länderspiele, davon 35 in der Halle. Mit dem Nationalteam feierte er zahlreiche Erfolge: 1980 und 1988 wurde Frank Hallen-Europameister, 1986, 1987 und 1988 Champions Trophy-Sieger. Bei den Olympischen Spielen 1984 und 1988 stand er jeweils im Finale zwischen den Pfosten und gewann zweimal die Silbermedaille.

Tobias Frank ist verheiratet, wohnt in Mainz und arbeitet als Chirurg im Krankenhaus. Sohn Moritz spielt beim RRK in der Zweiten Liga.


"Auf den Titel kann sie richtig stolz sein"

Interview – Tobias und Eva Frank über die Entwicklung im Hockey, die EM in Leipzig und die Aussichten des RRK

Von Heiko Weissinger (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 26. Januar 2012)
 

ECHO: Herr Frank, 1980 begann Ihre internationale Karriere – wie die Ihrer Tochter jetzt in Leipzig – mit dem Gewinn der Hallen-Europameisterschaft. Wurden Erinnerungen an die Spiele in Zürich vor 32 Jahren wach?

Tobias Frank: Nein. Das ist zu lange her, und es waren einfach zu viele Spiele in meiner Karriere. Ich kann mich nur noch an die Halle erinnern und weiß nicht einmal mehr, gegen wen wir gespielt haben. Aber die Zeiten ändern sich: Während damals 500 Leute in der Halle waren, waren es jetzt in Leipzig 5.000.

ECHO: Was hat Sie mehr gefreut: der damalige Titelgewinn oder der Finalsieg Ihrer Tochter?

Tobias Frank: Ganz eindeutig ihr Titel. Hallenhockey war damals absolut durch uns beherrscht. Wir hätten auch unsere dritte Mannschaft hinschicken können, die hätte trotzdem noch gewonnen. Bei Eva waren die Anforderungen und die Leistungsdichte deutlich höher; auf den Titel kann sie richtig stolz sein.

ECHO: Beschreiben Sie doch bitte beide mal die Minuten nach so einem gewonnenen Finale: Was haben Sie gefühlt, als für Sie und Ihre Teamkollegen die Nationalhymne erklang?

Eva Frank: Das Gefühl kann ich schwer beschreiben. Es sind so viele Eindrücke auf einmal in dieser riesigen Halle mit so vielen Zuschauern. Es schien total unwirklich, was man da erlebt. Es war aber auf jeden Fall ein enormes Glücksgefühl.

Tobias Frank: Bei uns war die Freude verhalten. Zu meiner Zeit war der EM-Titel lästige Pflicht, jedes Bundesligaspiel war schwerer. Alles andere als der Sieg wäre eine Blamage gewesen.

ECHO: Als Tochter eines zweimaligen Olympia-Teilnehmers im Hockey liegt es nahe, auch diesen Sport auszuüben. Gab es Alternativen?

Siegerjubel: Eva Frank (links) und ihre Teamkolleginnen Viktoria Wiedermann (Mitte) und Karoline Amm feiern den Titelgewinn bei der Hallenhockey-Europameisterschaft in Leipzig.

Eva Frank: Nein. Ich bin von klein auf immer am Hockeyplatz gewesen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann ich anfange. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich mich mit vier Jahren noch nicht getraut habe, mit fünf war es dann so weit. Es stand nie zur Debatte, aufzuhören oder einen anderen Sport zu machen.

ECHO: Wann hat die Tochter zum ersten Mal eine Ahnung gehabt, dass sie einmal zu Deutschlands besten Hockeyspielerinnen gehören könnte, und wann der Vater?

Eva Frank: Als Kind habe ich davon geträumt, einmal bei Olympia zu spielen, gerade weil der Papa zweimal dabei war. Dass es real werden könnte, kam mit dem U16-Nationalteam.

Tobias Frank: Als sie elf, zwölf war, habe ich gedacht: Das kann was werden. Da hatte sie in ihrer Mannschaft schon eine relativ dominante Rolle. Aber mir war klar, dass die Leistungsdichte bei den Damen groß ist und es eine enge Kiste wird. Ob man es schafft oder nicht, hängt auch davon ab, ob man beim richtigen Verein spielt und den richtigen Trainer hat.

ECHO: Ihr Vater hat es nicht bei einem EM-Titel belassen. Zweifacher Silbermedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen, dreimal Champions Trophy-Sieger in Folge, 113 Länderspiele: Wenn Sie heute den Aufwand sehen, der für Spitzenleistungen notwendig ist, hat das die Sicht auf Ihren Vater verändert? Sind Sie noch ein bisschen stolzer?

Eva Frank: Ja, auf jeden Fall. Ich merke jetzt, wie viel Aufwand es ist. Und dass er nebenbei noch Medizin studiert hat, ist sehr beeindruckend. Das schaffen nicht viele. Wobei ich glaube, dass der Aufwand heute noch höher ist als früher, schon alleine, was die Zahl der Lehrgangstage angeht.

ECHO: Halten Sie es für möglich, dass Sie ähnliche Erfolge erreichen, oder hat Ihr Vater die Messlatte zu hoch gehängt?

Eva Frank: Ich hoffe, dass ich einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen und dort dann auch was erreichen kann. Dieses Jahr wird es knapp mit Olympia, mal sehen, ob ich danach noch eine Chance bekomme. Aber die Messlatte liegt schon sehr hoch.

ECHO: Was trauen Sie Ihrer Tochter zu?

Tobias Frank: Ich hoffe, dass sie es schafft. Aber der Aufwand ist extrem gestiegen. Ich meine sogar, dass die Deutschen im Vergleich zu anderen Nationen – Asiaten, Holländer, Argentinier – zu wenig machen. Das kann man mittlerweile eigentlich nur noch als Vollzeitjob betreiben. Berufsausbildung und Hochleistungssport, wie wir das früher gemacht haben, wird es in den nächsten Jahren nicht mehr geben.

ECHO: Haben Sie die Karriere Ihrer Tochter und die Ihres Sohnes Moritz bei den RRK-Männern mit Ratschlägen begleitet oder haben Sie sich zurückgehalten, mehr noch als andere Väter?

Tobias Frank: Habe ich viele Ratschläge gegeben?

Eva Frank: Den ein oder anderen.

Tobias Frank: Aber nicht viele, ich habe mich sehr zurückgehalten. Der schlechteste Rat ist der vom Vater. Sie hat sehr gute Trainer, und auf dem Platz steht sie, nicht ich. Da helfen meine Ratschläge auch nicht viel. Die Entscheidung fällt mit der Persönlichkeit, und ich denke, davon hat sie genug.

ECHO: Wie hat sich das Hockeyspiel in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert?

Tobias Frank: Der erste Unterschied ist, dass man heute nur noch auf Kunstrasen spielt, dadurch ist die Technik besser geworden. Die Athletik hat deutlich zugenommen, auch die Spielgeschwindigkeit durch den Unterboden und die Intensität durch die fliegenden Wechsel. Bei der Taktik hat sich nicht viel geändert. Hockey war schon immer ein taktisches Spiel, und wir haben gegen die technisch überlegenen Asiaten nur aufgrund unserer Taktik mitgehalten.

ECHO: Gibt es Unterschiede in Intensität und Ausgestaltung des Trainings?

Gut gelaunt: Tobias Frank bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles.

Tobias Frank: Mit Sicherheit haben wir weniger trainiert. Und auch die Methodik hat sich verändert. Früher haben das Training erfahrene Spieler ohne große Ausbildung geleitet, bei mir Fritz Schmidt und Peter Kraus. Heute gibt es sehr gut ausgebildete Trainer. Früher hatten wir einen Trainer und einen Physiotherapeuten, heute hat jeder seinen Fitnesscoach; es gibt Spezialisten, die einem das Schlagen beibringen, Torwarttrainer, Trainer für die Offensive und für die Defensive. Wie viele Leute sind bei der Nationalmannschaft heute dabei?

Eva Frank: Acht bestimmt.

Tobias Frank: Da hat sich vieles getan.

ECHO: Was die Disziplin angeht: Konnte man sich früher mehr erlauben als heute?

Tobias Frank: Das ist jetzt ein ganz schlechtes Thema, da die Hockeyspieler bekannt dafür waren, dass sie keine Kinder von Traurigkeit sind (lacht). Wie wir Siege und Niederlagen begossen haben, das kann sich heute kein Spieler mehr erlauben.

Eva Frank: Das ist sicher so. Die haben früher ja sogar während der Wettbewerbe abends mal gesündigt.

ECHO: Frau Frank, während es in Rüsselsheim nur Fahrtgeld für Auswärtsspiele gibt, könnten Sie bei anderen Vereinen mit Hockey Ihr Studium finanzieren. Haben Sie entsprechende Angebote schon abgelehnt?

Eva Frank: Ich bin dem RRK sehr verbunden, auch wenn wir hier noch nicht einmal die Kosten für die Fahrten zum Training ersetzt bekommen. Konkrete Angebote hatte ich noch nicht, aber es ist auch bekannt, dass ich sehr an diesem Verein hänge.

ECHO: Die RRK-Männer sind 2011 in Feld und Halle abgestiegen. Sind die goldenen Zeiten erst einmal vorbei?

Tobias Frank: Das wird sicher ein langer Prozess sein, bis wir wieder eine Mannschaft haben, die in der Ersten Liga konkurrenzfähig ist. Das liegt auch an den finanziellen Möglichkeiten, da sind andere Klubs deutlich besser ausgestattet. Wer will einem Spieler einen Wechsel verübeln, der beim RRK die Spritkosten zum Training selbst tragen muss, während er bei Top-Vereinen eine Wohnung, ein Auto und noch ein bisschen Geld bekommt?

ECHO: Frau Frank, wie sehen Sie die Entwicklung bei den Frauen?

Eva Frank: Da sieht es deutlich besser aus. Wir haben sehr gute Talente, die nachkommen. Das Problem ist, dass wir sie auch halten müssen. Heute ist es nicht mehr selbstverständlich, dass man beim RRK bleibt, wenn man beim RRK groß geworden ist. Wenn man sieht, wer uns in den vergangenen Jahren verlassen hat, dann macht das traurig. Die Ausbildung ist aber nach wie vor gut beim RRK. Wenn wir die Leute zusammenhalten können, werden wir auch in den nächsten Jahren Erste Liga spielen.

ECHO: Beschreiben Sie sich doch bitte mal: Wie ist der andere – sportlich und menschlich?

Tobias Frank: Herausstechendes Merkmal ist ihr brennender Ehrgeiz, den sie von klein auf hatte. Außerdem wirkt sie integrativ und kann viele Leute mitreißen. Und sie ist selten schlecht drauf.

Eva Frank: Eine Charaktereigenschaft, die ich bei mir vermisse, ist die Ruhe und Gelassenheit, die er immer ausstrahlt – privat und beim Sport. Ich denke manchmal noch zu viel nach und mache mich verrückt.

Tobias Frank: Meine Stärke war es, bei den Spielen auf den Punkt konzentriert und leistungsstark zu sein. Ich habe manchmal schlecht trainiert, aber Samstag und Sonntag war ich da. Das fehlt Eva noch ein bisschen. Manchmal hat sie Tage, wo sie super spielt, und dann Tage, wo es nicht so läuft. Das ist aber Erfahrungssache, das kann sie noch lernen.