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Über Mitglieder des
RRK (2017)
Eva-Maria Frank |
Legt den Schläger nach dieser Feldsaison
aus der Hand: Der RRK muss einen möglichen Wiederaufstieg ohne seine
langjährige Kapitänin Eva Frank bewerkstelligen.
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Miss 100 Prozent geht
Eva Frank macht Schluss mit dem Hockeysport.
Von
Alex Westhoff (aus "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" vom 28. Mai 2017)
Irgendwann haben
die Konkurrenten nicht mehr gefragt: Was sie denn da noch mache in der
hessischen Hockey-Provinz mit ihren Fähigkeiten? Warum sie nicht wechsele zu
einem der großen Klubs, um mal einen Titel zu gewinnen? Eva Frank hat
Vereinstreue immer als erste Spielerinnenpflicht empfunden. Zumal für den Klub,
für den sie schon als Fünfjährige zum Hockeyschläger griff, für den schon ihr
Vater einst in der Bundesliga als Torhüter spielte, für den sie 23 Jahre lang
alles andere hintangestellt hat. "Hockey kam für mich immer an erster Stelle.
Nun kommen neue Prioritäten und Ziele, es fühlt sich gerade an wie der Beginn
einer neuen Lebensphase", sagt die 28-Jährige, die mit 20 Kapitänin wurde und
seitdem die herausragende Spielerin des Klubs ist. Eva Frank und der
Rüsselsheimer RK ‒ zwei Begriffe, die häufig synonym verwendet worden sind in
der Hockey-Szene. Und das ist wohl das größte Kompliment, das ihr als
langjährige Rüsselsheimer Leitfigur auf und abseits des Kunstrasens gemacht
worden ist.
Am vergangenen
Sonntag war es dann so weit: ihr letztes Match für den RRK. Im Besprechungsraum
vor der Partie habe sie dann schon „ein paar Tränen verdrückt", erzählt Eva
Frank, "weil es mir dann erst richtig bewusst geworden ist, dass es mein letztes
Spiel mit den Mädels sein wird". Auch ihre letzte Ansprache im Kreis vor der
Partie geriet äußerst emotional. Obwohl die RRK-Damen schon als Absteiger
feststanden, machten sie Eva Frank mit einem überraschenden 4:3-Heimsieg gegen
Tabellenführer Mannheimer HC ein besonderes Abschiedsgeschenk. Die gebürtige
Mainzerin hat viele Jahre nicht nur ihre spielerische Extraklasse zum Wohle des
Klubs eingesetzt, war nicht nur sportlich Herz und Motor des Teams, sondern hat
auch mit Verve und Leidenschaft den Laden zusammengehalten. Wenn wieder mal die
Besten abgewandert sind, wenn es wieder mal eine Menge 16- und 17-jährige
Nachwuchskräfte zu integrieren und auf Damen-Bundesliga-Niveau zu bringen galt.
Andere in ihrer exponierten Position hätte das Leistungsgefälle im Kader mit der
Zeit frustriert, sie nahm es als Ansporn, noch mehr zu tun. Sie war immer Miss
100 Prozent ‒ bis das Biologie-Studium sie mehr und mehr forderte und
schließlich der Job in einer Mainzer Filmproduktionsfirma hinzukam. Als sich die
Fehlzeiten im Training häuften, stellte Eva Frank fest: "Das bin nicht mehr ich,
die früher immer da war und immer vorneweg gegangen ist."
Darüber hinaus
spürte sie auch körperlich die vielen Jahre Leistungshockey. Sie habe zuletzt
nur noch unter ständigen Schmerzen spielen können, sagt Eva Frank. Trainer
Norman Hahl und die Mitspielerinnen haben sie natürlich versucht umzustimmen,
als sie zu Beginn der Rückrunde ihren Entschluss bekanntgab. "Ich hinterlasse
keine riesige Lücke", sagt die Diplom-Biologin. Aufgaben in der Organisation
mögen auf andere Schultern verteilt werden können, aber sportlich bestand nun
lange Zeit eine erhebliche Abhängigkeit von Eva Frank, die in der Jugend als
äußerst talentierte Angreiferin auffiel, dann aber vor allem im Mittelfeld
reüssierte, von den RRKTrainern aber auch als starke Kraft im Spielaufbau in
der Innenverteidigung eingesetzt worden ist. In der Nationalmannschaft kamen
noch Erfahrungen als Außenverteidigerin hinzu. Ihre Karriere in der Auswahl des
Deutschen Hockey-Bundes sollte unvollendet bleiben. Zwar brachte Eva Frank es
auf 31 Länderspiele und einen Europameister-Titel in der Halle, doch die
überwiegende Zahl ihrer Einsätze für Deutschland stammt von Testmatches während
Lehrgängen. "Das ärgert mich schon, weil es immer mein Ziel war, mich im A-Kader
zu etablieren", sagt sie.
Hat sie ihre Treue
zur sportlich kleineren Bühne am Rüsselsheimer Sommerdamm die internationale
Karriere gekostet? "Nein, ich habe die Gründe nicht beim RRK und nicht bei den
Bundestrainern gesucht, sondern nur bei mir", sagt Eva Frank. "Ich kann mir
keine Vorwürfe machen, sondern nur feststellen, dass es nicht gereicht hat trotz
hartem Training und großem Willen wie Einsatzbereitschaft. Diese Erkenntnis war
nicht leicht, aber hat mir geholfen, mit dem Thema abzuschließen." Und so werden
die beiden olympischen Silbermedaillen, die Vater Tobias 1984 und 1988 mit der
deutschen Auswahl gewann, die einzigen im Hause Frank bleiben. So richtig
verabschiedet wurde Eva Frank dann doch nicht nach ihrem letzten Spiel. Sie ließ
offen, ob sie nicht doch noch mal eine Hallenrunde mitspielen möchte. Und sie
versicherte, "nah am Team zu bleiben". Ihre Mainzer Wohnung wird weiter
Schauplatz aller Mannschaftszusammenkünfte abseits des Hockeyplatzes bleiben.
Stimmen aus der Presse vor und nach dem letzten Spiel
von Eva Frank im RRK-Trikot am 21. Mai 2017
Von Helmut Popp
(aus "Rüsselsheimer Echo" vom 22.05.2017)
Für die langjährige
Kapitänin Eva Frank hätte ihr letzter Auftritt am Sommerdamm kaum besser enden
können. Zumindest im Feld wird man die 28-jährige Ex-Nationalspielerin nicht
mehr erleben. Der neue RRK-Hockeychef Jürgen Kaul bedankte sich mit herzlichen
Worten bei Frank. Verabschieden wolle er sie jedoch noch nicht, denn "du hast ja
schon angedeutet, in der Halle noch mal für uns den Schläger in die Hände nehmen
zu wollen".
Von Martin Krieger
(aus "Main-Spitze" vom 22.05.2017)
Obwohl alles dafür
spricht, dass die nach 16 Bundesliga-Spielzeiten im RRK-Trikot scheidende
Kapitänin Eva Frank die Mission Wiederaufstieg nicht mitbegleiten wird, ging der
28-Jährigen die Entwicklung der letzten 70 Freiluftminuten unter die Haut: "Ich
hatte eigentlich damit gerechnet, dass hier total miese Stimmung sein würde.
Einmal weil wir abgestiegen sind, vielleicht noch mal richtig auf die Mütze
gekriegt haben und es obendrein noch mein letztes Spiel war. Deshalb ist es umso
schöner, sich so zu verabschieden, zumal auch viele Freunde extra gekommen sind.
Und natürlich war es auch für das ganze Team eine coole Sache."
Nachdem sie bei der
letzten Teambesprechung schon ein paar Tränchen verdrückt habe, "dürfte es am
Dienstag bei der Abschlussbesprechung bestimmt noch einmal sehr emotional
werden. Aber heute wird bei dem tollen Wetter erst mal gefeiert." Dass der neue
Abteilungsleiter Jürgen Kaul es bei der Dankesrede an Team und Kapitänin
vermied, Frank offiziell zu verabschieden und auf ein Comeback in der Halle
hofft, "sei okay gewesen, obwohl es schon eine definitive Entscheidung ist".
"Frank hört auf":
Von Helmut Popp
(aus "Rüsselsheimer Echo" vom 20.05.2017)
Einen Haken unter
ihre Karriere macht die langjährige Kapitänin und ehemalige Nationalspielerin
Eva Frank (31 Länderspiele). Zumindest im Feld streift die 28-Jährige sich gegen
Mannheim letztmals das RRK-Trikot über. Ein persönlicher Entschluss, der im
Laufe dieser Saison gereift sei und den sie schon vor dem Rückrundenstart im
Mannschaftskreis angedeutet hatte. Ihre Knochen würden sich immer öfter
bemerkbar machen, schon seit einiger Zeit könne sie nur noch mit permanenten
Schmerzen spielen. Zudem würden die Belastungen in ihrem Job immer größer.
Triftige Argumente, die auch von Trainer Norman Hahl akzeptiert werden mussten.
"Natürlich habe ich versucht, Eva umzustimmen. Ihr Abgang wird auf jeden Fall
eine große Lücke reißen, und zwar nicht nur unter sportlichen Gesichtspunkten",
sagte der RRK-Coach.
Seit 1994 hält Eva
Frank dem Rüsselsheimer Hockeyclub die Treue. Gerade einmal fünf Jahre alt war
sie also, als sie erstmals am Sommerdamm den Schläger in die Hände genommen
hatte. Ihr Vater Tobias stand damals bei den Rüsselsheimer Männern in der
Bundesliga zwischen den Pfosten. Nun verabschiedet sich also die Tochter, die
nach eigener Aussage dennoch "weiterhin dicht am Team dranbleiben will". Und
sich deshalb auch vorstellen kann, im kommenden Winter in der Hallenrunde "noch
mal mitzumachen".
Im Feld ist aber am
Sonntag definitiv für sie Schluss. Einen renommierteren Gegner als den
Mannheimer HC hätte sich Eva Frank für ihr Abschiedsspiel kaum wünschen können.
Die Kurpfälzerinnen haben die laufende Bundesligasaison dominiert und sich als
Tabellenführer in souveräner Manier für das "Final-Four-Turnier" um den
Meistertitel qualifiziert.
Von Martin Krieger
(aus "Main-Spitze" vom 19.05.2017)
Die Zeichen beim
Rüsselsheimer RK stehen auf Abschied. Von der Hockey-Bundesliga im Allgemeinen
und von einer langjährigen treibenden Kraft im Speziellen. Wenn an diesem
Sonntag um 11.30 Uhr am Sommerdamm für mindestens 15 Monate die vorerst letzten
70 erstklassigen Minuten angepfiffen werden, dann ist der Ausgang der Partie
gegen den Mannheimer HC von weitgehend untergeordnetem Interesse.
Obgleich gerade mal
28 Jahre alt, hat Eva Frank aufgrund beharrlicher Schmerzen und erhöhter
Anforderungen im Job beschlossen, sich zumindest im Freien nicht mehr länger mit
Krummstock und Hartplastikball aktiv beschäftigen zu wollen. "Vielleicht hänge
ich noch eine Hallenrunde dran", ließ Frank – Tochter des einstigen
RRK-Nationaltorhüters und zweimaligen Olympia-Teilnehmers Tobias Frank –
allerdings durchblicken, dass sie sich zumindest eine Rückkehr für kurze Zeit
offenbar vorstellen kann. Und deshalb ist Jürgen Kaul gut beraten, die Kapitänin
am Sonntag nicht offiziell zu verabschieden. "Irgendetwas wird es sicher geben.
Aber so lange die Möglichkeit besteht, dass sie noch die Halle spielt, was ich
mir wünschen würde, möchte ich lieber noch warten", so die Haltung des neuen
RRK-Abteilungsleiters.
Ähnlich
zurückhaltend gibt sich auch Norman Hahl, zumindest in Sachen Abschlussevent:
"Wenn die Mädels später bei Eva unter sich feiern wollen, ist das auch okay",
sagt der RRK-Trainer. Was die letzte sportliche Aufgabe angeht, wird der
28-Jährige etwas fordernder: "Realistisch betrachtet ist das natürlich eine
harte Nummer gegen eines der aktuell besten deutschen Teams, aber trotzdem
wünsche ich mir und uns ein schönes Abschlussspiel." Abzuwarten bleibt freilich,
ob sich der als Hauptrunden-Spitzenreiter feststehende MHC – mit 72:24 Treffern
offensiv wie defensiv das Maß aller Dinge – im Hinblick auf das
Final-Four-Turniers am kommenden Wochenende auf eigener Anlage eher schonen oder
einspielen will. "0:6 wie in der Hinrunde wollen wir nicht wieder verlieren und
auf alle Fälle Vorletzter bleiben", so Hahl.
EVA FRANK SAGT NACH 23 RRK-JAHREN CIAO
Von Martin Krieger
(aus "Main-Spitze" vom 15.05.2017)
Die Reihen jener Spielerinnen, die die
herausragenden Jahre des Rüsselsheimer RK bewusst miterlebt beziehungsweise
als Ansporn genommen haben, selbst mit diesem Verein etwas erreichen zu
wollen, lichten sich am Saisonende weiter: Nach der langjährigen
Abwehrchefin Vicky Krüger vor einem Jahr sagt nun auch Kapitänin Eva Frank
ciao. "Ich spiele schon seit einiger Zeit mit ständigen Schmerzen und habe
gemerkt, dass ich, auch bedingt durch die deutlich gestiegene Belastung im
Job, nicht mehr hundertprozentig bereit bin, das zu ertragen", sagt die 28
Jahre alte Diplom-Biologin aus Mainz. Da sie seit 1994 für den RRK am Ball
ist, habe sie zudem das Gefühl, "dass ich das wirklich schon sehr lange
mache und ich mich auch mit einem Leben nach dem Hockey arrangieren kann."
Die Reaktionen der Mitspielerinnen und des
Trainers auf Franks Beschluss, den sie vor Beginn der Rückrunde in den Raum
stellte, seien entsprechend traurig gewesen. "Natürlich haben wir versucht,
sie umzustimmen. Aber ihre Argumente sind verständlich, zumal es ihr
Anspruch ist, auch im Training immer 100 Prozent zu geben", sagt RRK-Coach
Hahl. Da ihr Abgang eine Lücke reiße, "deren Ausmaß wohl erst in der
nächsten Saison richtig zu ermessen sein wird", dürften Hahl und alle
Kadermitgliederinnen froh sein, dass die 31-malige Nationalspielerin "auf
jeden Fall dicht am Team dranbleiben will. Und eventuell mache ich ja noch
eine Hallenrunde mit." Konsequent wäre es, denn ein großer Titel war Eva
Frank in all den Jahren nicht vergönnt. |