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Über Mitglieder des
RRK (2010)
Eva-Maria Frank |
Genetisch
vorbelastetes Hockey-Talent
Mit
21 Jahren gehört Eva Frank beim Rüsselsheimer RK zu den Routiniers – und zu den
Besten. Für ihren Traum von Olympia treibt sie einen großen Aufwand.
Von
Alex Westhoff (aus "FAZ" vom 14.10.2010)
Beim Trainingsmatch "Alt
gegen Jung" spielt Eva Frank bei den Alten. Mit 21 Jahren gehört sie in der
jungen Bundesligamannschaft des Rüsselsheimer RK nämlich schon zu den
Routiniers. Dass sie auch zu den Besten gehört, ist sie gewohnt. Das war in
allen Altersklassen im Verein und in den Jugendnationalmannschaften des
Deutschen Hockey-Bundes so. Mit 21 Jahren ist Eva Frank nun nicht nur Kapitän
beim RRK, sondern auch auf dem Sprung, zu einer festen Größe in der deutschen
A-Nationalmannschaft zu werden. Bundestrainer Behrmann hat sich im Nachhinein
angesichts ihrer konstant starken Leistungen in der Liga geärgert, dass er die
Angreiferin nicht für die Weltmeisterschaft in Argentinien (Platz vier)
nominiert hatte. An drei Vorbereitungslehrgängen nahm die gebürtige Mainzerin
teil, sie machte auch acht Länderspiele – doch für den WM-Kader langte es nicht.
"Das war schon sehr enttäuschend für mich", sagt Eva Frank, die stattdessen mit
Frust im Bauch eine starke U21-Europameisterschaft in Lille spielte. "In der
A-Nationalmannschaft fange ich jetzt wieder bei null an." Die Teilnahme an den
Olympischen Spielen sei ihr großer Traum, "am besten schon 2012", sagt sie und
blickt auf die Rüsselsheimer Kunstrasenplätze, auf denen sie als Fünfjährige das
erste Mal einen Schläger und eine Hockeykugel in die Hand gedrückt bekam.
Der Aufwand zur
Verwirklichung ihres Traums, in den 16er-Kader für London zu kommen, ist groß.
Zwei Trainingseinheiten am Tag neben dem Biologiestudium in Mainz sind die
Regel. Abends am Rüsselsheimer Sommerdamm mit dem RRK, den sie nach vier
Spieltagen überraschend an die Tabellenspitze geführt hat. Zwei Tore erzielte
Eva Frank dabei selbst, darunter das entscheidende 2:1 gegen Klipper Hamburg
zwei Minuten vor Schluss. Morgens, vor Uni-Beginn, steht Lauf- oder
Krafttraining auf dem Programm. Häufig auch eine Torschusseinheit mit
RRK-Damentrainer Benedikt Schmidt-Busse – im Winter gerne auch bei Dunkelheit
und Minusgraden. Der Coach ist beeindruckt von Disziplin, Zuverlässigkeit und
Ehrgeiz der schnellen und durchsetzungsstarken Offensivspielerin. "Eva bringt
alles mit, um gute Chancen zu haben, mal ganz oben anzukommen", sagt
Schmidt-Busse, der auch im Trainerstab der deutschen U18 und U21 ist und das
deutsche Damenhockey so gut kennt wie nur wenige andere.
Es ist das Los der
Hockeyspieler, eine lange Zeit im vor der Öffentlichkeit Verborgenen zu arbeiten
und zu spielen, bis das nächste Highlight wie Olympia ansteht. "Wenn man merkt,
dass die ganze Arbeit Früchte trägt, macht es aber auch richtig Spaß", sagt Eva
Frank, die mit zwei olympischen Silbermedaillen im Haus aufgewachsen ist. Ihr
Vater Tobias errang sie als Torwart der deutschen Auswahl bei den Spielen 1984
und 1988. Ihr Bruder Moritz spielt ebenfalls in der Bundesliga bei den
RRK-Herren. Sogar ihr Großvater spielte schon erfolgreich Hockey. Eva Frank sei
"genetisch positiv vorbelastet", sagt Schmidt-Busse schmunzelnd. Doch die
ausgeprägte Athletik und Leistungsbereitschaft sowie ihr
Verantwortungsbewusstsein als Spielführerin hat sie nicht nur aufgrund ihres
Stammbaums. Beim RRK hatten sie zunächst Angst, dass sich das Kapitänsamt
negativ auf ihre Leistungen auf dem Kunstrasen auswirken könnte. Weil sie sich
um alles um die Mannschaft herum kümmern und für jede einzelne Spielerin da sein
will. Sie habe mittlerweile eine gute Balance gefunden, sagt Eva Frank. "Man
merkt, wie man andere mitziehen kann, wenn man im Training richtig Gas gibt."
Besonders den vielen
jungen Spielerinnen im RRK-Team will sie auf und neben dem Platz eine
Ansprechpartnerin sein. Die Stürmerin weiß aus eigener Erfahrung, wie hart der
Übergang von der Weiblichen Jugend A in die Bundesliga ist. In diesem Jahr haben
die Rüsselsheimer wieder vier Spielerinnen (Jahrgang 1993) ins Team eingebaut,
die erst 16 oder 17 Jahre alt sind und der – zumindest bei den Juniorinnen -
ausgezeichneten Jugendarbeit des Klubs entspringen, die lange Jahre vom früheren
Bundestrainer Berti Rauth geprägt wurde.
Die Idee mit den Fußnägeln dagegen
ist neu. Seit dem letzten Spielwochenende der vergangenen Saison lackieren sich
die RRK-Damen vor jedem Spiel ihre Fußnägel rot. Damals drohte den Hessinnen die
Abstiegsrunde. "Da haben wir mit dem Rücken zur Wand gestanden und uns richtig
zusammengerissen", sagt Eva Frank. "Den Spirit haben wir auch mit in die neue
Saison genommen." Und seitdem kein Spiel mehr verloren. |