Von Hans-Peter
Niesen (aus "www.hna.de" vom 26.02.2019)
Zu einer
Liebeserklärung an den Begriff "Heimat" wurde der Vortrag der in Hann. Münden
lebenden Philosophieprofessorin Dr. Karen Joisten in der Stadtbücherei im
Welfenschloss und die anschließende Diskussion – allerdings nicht im
Trachtenstil mit Kuckucksuhr und Folklore-Hut, sondern mit einem modernen
Heimatverständnis in der Verortung zwischen dem Vertrauten und Geborgenen im
täglichen Leben und der Offenheit gegenüber Neuem.
Eingeladen zu der
Runde, für die es von den rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern viel Beifall gab,
hatte der Philosophiekreis der Stadt im Rahmen der das ganze Jahr laufenden
Veranstaltungsreihe "Wo bin ich Zuhause? - Hann. Münden im Jahr 2019".
Prof. Joisten
gehört zu den anerkannten Experten für den Heimatbegriff in Deutschland, seit
Jahrzehnten setzt sie sich mit dem Thema auseinander. Zu ihrer Motivation sagte
sie in der anschließenden Diskussion mit Bezug auf die derzeit aktuellen
Debatten: "Ich bin nicht bereit, dieses vielschichtige Wort den Rechten zu
überlassen."
Damit sprach sich
Karen Joisten gegen Ausgrenzung von Neuem aus, was sogleich aus dem Publikum mit
dem Stichwort Trumpsches Heimatschutzministerium quittiert wurde.
Für die Philosophin
beinhaltet der Heimat-Begriff wesentlich mehr, als die Verwurzelung und
Geborgenheit in einem Dorf, einer Stadt oder einer Region, vielmehr auch die
"Weite der Welt".
Nur gemütlich
zwischen den eigenen vier Wänden sitzen, gilt nicht, für sie gehört "das Fremde"
dazu: "So wird Heimat zum dynamischen Prozess des Aushaltens und Austragens von
Differenzen, Spannungen und Gegensätzen, …, um wachsen, vorankommen und sich
vertiefen zu können. Wo dieses Fremde fehlt, legt man Heimat endgültig auf etwas
fest. Sie stirbt ab und wird zur letzten Stätte des Bekanntem, Allzubekannten."
Darüber hinaus
stellte Karen Joisten vor, wie sich der Begriff der Heimat von der Antike bis
heute entwickelt hat. Nach der Veranstaltung konnten die Besucher noch auf einem
Büchertisch zum Thema stöbern.