Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Hans-Dieter Nachtigall

Wird an seinem 80. Geburtstag bestimmt mehr als einmal von seiner Frau Ute in den Arm genommen: Während seiner gut 30-jährigen Dienstzeit als Sportamtsleiter wurde er vielfach für sein vielfältiges Wirken ausgezeichnet.

 

"Habe mein Hobby zum Beruf gemacht"

Interview: Der langjährige Sportamtsleiter und Kunstrasenplatz-Pionier Hans-Dieter Nachtigall wird heute 80 Jahre alt

Das Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 27.07.2017)

Rüsselsheim, Österreich, Frankreich und nun Dänemark: Nach seinem 50. Geburtstag hat es Hans-Dieter Nachtigall bei besonderen "Wiegenfesten" stets ins Ausland gezogen. Seit Samstag weilt der langjährige Sportamtsleiter auf der Insel Fünen, wo es vom angemieteten Haus nur ein paar Meter zur Ostsee sind. Ob er seinen 80. Geburtstag an diesem Donnerstag mit einem Bad im mit rund 18 Grad frischen Meerwasser beginnt, bleibt abzuwarten. Gefeiert wird im Kreise der zehnköpfigen Familie auf jeden Fall, zumal Schwiegersohn Paul Anagnostou am gleichen Tag 53 Jahre alt wird.

Herr Nachtigall, mit dem Satz "Sport war mein Leben" haben Sie sich am 30. Januar 2001 nach 361 Monaten als Leiter des Rüsselsheimer Sportamts aus dem Berufsleben verabschiedet. Was geht sportlich noch, wenn man 80 wird?

Ich bewältige ein tägliches Fitnessprogramm mit fünf Kilometern auf dem Ergometer sowie Hanteln zur Kräftigung und sitze drei mal pro Woche 20 Kilometer im Radsattel. Dazu spiele ich noch Boule und Skat und gehe regelmäßig in die Sauna. Nur Samstag und Sonntag mache ich eine Pause. Nach Knie- und Hüftoperationen musste ich mit 60 mit Fußball, mit 72 mit Tennis und leider jetzt auch mit dem Skifahren aufhören.

Sie haben in der Fußball-Oberliga in Göttingen im Tor gestanden, waren Niedersachsenmeister im Leichtathletik-Fünfkampf und Vorsitzender des Turngaus Main-Rhein sowie beim SC Opel Rüsselsheim. Welche Sportarten haben Sie am meisten begeistert, beziehungsweise üben heute noch große Faszination aus?

Fußball, Leichtathletik und Skifahren, vor allem aktiv. Ein schönes Fußballspiel schaue ich mir auch heute noch gerne im Fernsehen an, obwohl mir das uferlose Geldgebaren bei Gehältern und Eintrittskarten sowie die teils chaotischen Meldungen aus den Verbänden gar nicht gefallen. Und leider gibt es in meinen Augen immer weniger Mannschaften, mit denen man sich noch wirklich identifizieren kann.

Beruflich waren Sie zunächst sieben Jahre lang als Sportlehrer tätig. Haben Sie den Wechsel ins Sportamt nie bereut?

Nein, denn ich hatte das große Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Und da ich die Situation in den Schulen und Vereinen aus erster Hand kannte, habe ich bei politischen Diskussionen bei den Parlamentariern stets ein gutes Gehör gefunden.

ZUR PERSON

Hans-Dieter Nachtigall wurde 1937 in Berlin geboren. Zusammen mit seinen beiden Schwestern kam die Familie in den Kriegswirren Ende 1944 bei den Großeltern in Bad Sachsa im Harz unter, bis der Vater in Northeim (bei Göttingen) eine Anstellung als Polizist fand.

Nach der Ausbildung zum Großhandelskaufmann folgte Nachtigall 1960 dem Ruf des Rüsselsheimer Olympiateilnehmers und Gründers der Deutschen Turnschule, Adalbert Dickhut, und absolvierte in Frankfurt die Ausbildung zum Turn- und Sportlehrer. 1964 kam er als erster hauptamtlicher Trainer zur TG Rüsselsheim. Nach Anstellungen an der Dürer- (bis 1966) und Büchner-Schule wechselte der ehemalige Oberliga-Fußballtorwart von Göttingen 05 anno 1971 als Abteilungsleiter ins städtische Presse-, Sport- und Verkehrsamt, wo er bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden am 31. Januar 2001 blieb. (kri)

Was waren für Sie die bedeutsamsten Dinge, die Sie in Ihrer beruflichen Zeit anstoßen konnten?

Da fällt mir spontan die Einführung des ersten pflegeleichten PVC-Bodens in der Dürerschule ein. Und beim DLW-Kunststoffboden in der ehemaligen Köbel-Halle haben wir eng mit dem Institut für Sportwissenschaften zusammengearbeitet. Ende der 80er Jahre sind wir mit jungen und AH-Kickern ins Badische gefahren, um Kunstrasenplätze zu testen, was später durch Stippvisiten nach England dann so perfektioniert wurde, dass viele andere nach Rüsselsheim kamen, um hier Anschauungsunterricht zu nehmen. So kam es dann wohl auch dazu, dass ich als Pionier von Kunstrasenplätzen galt. Das Thema hat mich deshalb so interessiert, weil ich immer das beste Produkt für unsere Sportler wollte.

Und was ließ sich in den gut 30 Jahren nicht umsetzen, um das Image der Sportstadt Rüsselsheim zusätzlich zu befördern?

Es war ja wirklich schon etwas Besonderes, dass Rüsselsheim dank der top Infrastruktur teilweise acht Bundesligisten vorweisen konnte. Deshalb habe ich stets darauf geachtet, dass Reparaturen prompt erledigt wurden. Als das Stadion renoviert wurde, war es für mich logisch, die Voraussetzungen zu schaffen, dass dort jederzeit Flutlichtmasten installiert werden könnten. Die Sauna im Hallenbad hätte ich für vergleichsweise kleines Geld gerne renoviert und vergrößert, weil das eine gute Einnahmequelle für die Stadt gewesen wäre. Der Bau einer Eishalle wäre aufgrund des Energieaustauschs nur sinnvoll in Verbindung mit einem Hallenbad gewesen, aber daran hat mein Herz nicht so gehangen. Ein Golfplatz, der hinter dem Industriegebiet Hasengrund jenseits der Autobahn geplant war, hätte dem Image der Stadt sicher gutgetan.

Welche sportlichen Höhepunkte vor Ort sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Die vielen Hockey-Europacups, die Bundesligaspiele der TG-Volleyballdamen, und die Heimspiele der SG Wallau/Massenheim in der Handball-Bundesliga waren immer Highlights. Aber natürlich waren auch das Michael-Stich-Turnier und die Ausstrahlung des "Aktuellen Sport-Studios" aus der Köbel-Halle was ganz Besonderes.

Vor wenigen Wochen war Hessentag in Rüsselsheim. Hätten Sie das jemals für möglich gehalten?

In meiner Zeit bei der Stadt war das nie Thema, und ich war ehrlich gesagt ziemlich skeptisch, nicht zuletzt aufgrund der besonderen Struktur der Stadt. Rückblickend kann ich sagen, dass ich angenehm überrascht war, denn vieles – allen voran das Weindorf – war wirklich vom Feinsten. Bei der Sprungschanze war ich selbst aktiv als Helfer dabei.

Sie sind in Berlin geboren, über Niedersachsen 1964 nach Rüsselsheim gekommen und seither in Haßloch-Nord heimisch. Wollten Sie danach nie mehr weg?

Einmal war ich kurz davor, als der Kollege in Leverkusen nach Hamburg wechselte. Aber dann kam 1976 der Verkehrsunfall mit meiner ältesten Tochter Ilka, und danach war kein Gedanke mehr daran. Hätte ich Heiligabend 1944 nicht bei meinen Großeltern verbracht, würde es auch mich nicht mehr geben. In dieser Nacht wurde unser Haus in Berlin von einer Luftmine getroffen und ist bis auf die Grundmauern abgebrannt.

Wie wird man mit einem so krassen Schicksalsschlag fertig, sein 13-jähriges Kind zu verlieren?

Gar nicht. Das steckt immer drin.

Den 80. Geburtstag feiern Sie mit Ihrer Frau Ute, mit der Sie 54 Jahre verheiratet sind, zwei Töchtern und Schwiegersöhnen sowie vier Enkelkindern auf der dänischen Insel Fünen. Warum ausgerechnet dort und wird es zu Hause auch noch eine Feier geben?

Leider kann mein ältester Enkelsohn Fritz nicht dabei sein, weil er sich gerade in Sachen Hockey in Australien aufhält. Nach Fünen kommen wir im 45. Jahr, und es ist mein absoluter Lieblingsplatz. Meine Töchter wissen das und haben mir diesen Aufenthalt geschenkt. Was eine Nachfeier in Rüsselsheim betrifft, kann ich ja nicht anders. Wie und wo das ablaufen wird, darüber mache ich mir mit meiner Frau Gedanken.

Zurück zum Eingangsmotto "Sport war mein Leben": Gibt es in dieser Richtung noch einen Wunsch, den Sie sich gerne erfüllen würden?

Es wäre toll, wenn ich meinen jetzigen Fitnesszustand noch möglichst lange beibehalten und weiter Fahrrad fahren könnte. Dazu hoffe ich, noch möglichst lange unsere Sport-Freundschaften in Holland, Österreich, England, Frankreich und Ungarn zu pflegen, die nach 40, 50 Jahren immer noch bestehen. Und natürlich wünsche ich mir, dass meine Familie insgesamt so sportlich fit und harmonisch zusammen bleibt.