Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Denise Klecker


 

Der Frust der ersten EM-Tage ist verdrängt

Für Denise Klecker vom Rüsselsheimer RK ist die Hockey-Europameisterschaft auch ohne Einsatz keine verlorene Zeit

Von Uli Meyer (aus "Main-Spitze" vom 28.08.1999)
 

Denise KIecker hat die Fronten gewechselt. Binnen einer Woche ist aus der Strafeckenspezialistin mit dem härtesten Schuss im deutschen Hockey-Nationalteam deren "größter Fan" (Klecker) geworden. Mit der schwarz-rot-goldenen Fahne, die sie sich besorgt hatte, war die Libera des Rüsselsheimer RK auch am Freitag wieder auf der Anlage von Rot-Weiß Köln auf der Tribüne zu finden und feierte ausgelassen den sechsten Sieg im sechsten Spiel der 5. Europameisterschaft - das 4:1 nach Siebenmeterschießen über Russland.

Für Denise Klecker und die Damen des RRK 1992 erste Deutsche Feldhockey-Meisterschaft (hinten: Betreuer Thomas Blivier, Trainer Berti Rauth, Britta Becker, Sabine Lersch, Denise Klecker, Eva Hagenbäumer, Marloes Rhebergen, Nicole Hardt, Katrin Schmidt, Tanja Dickenscheid, "Physio" Pit Bulajic; vorn: Stefanie Rinderer, Anja Mück, Susanne Müller, Sybille Breivogel, Marja Busch, Bianca Weiß, Petra Vollhardt, Angela Müller)

Während es damit am Sonntag nun tatsächlich zu dem im Vorfeld erhofften Traumfinale zwischen Topfavorit Niederlande und Gastgeber Deutschland um den Titel und die Fahrkarte nach Sydney kommt, kann als gesichert gelten, dass Denise KIecker wohl auch den letzten Rest des EM-Turniers von der Tribüne aus verfolgt. Zwar hat sie bei jeder Partie das Nationaltrikot mit der Nummer drei und ihrem aufgedruckten Namen an, doch Schweiß nimmt das Textil nur vor Spielbeginn auf. Das Aufwärmprogramm macht die 27-Jährige regelmäßig mit, wobei ihr die Aufgabe zukommt, die Torhüterinnen mit ihren wuchtigen Schüssen auf "Betriebstemperatur" zu bringen.

Dann jedoch trennen sich die Wege. Zwei der 18 Spielerinnen des EM-Kaders müssen auf die Tribüne, da nur 16 in die Partie eingreifen können. Dass diese Neuregelung Sinn macht, wurde in Köln augenscheinlich. Stürmerin Inga Möller (Berliner HC) brach sich im vierten Spiel gegen Spanien den kleinen Finger, musste operiert werden und fiel für den Rest des Turniers aus. Caroline Casaretto (Münchner SC), die bis dato das Los von Denise Klecker geteilt hatte, durfte plötzlich im letzten Gruppenspiel England (2:1) ran. Für das langjährige RRK-Mitglied aus Mainz kein Anlass, auf einen weiteren Verletzungsfall im deutschen Team zu spekulieren. "Dazu bin ich viel zu sehr Mannschaftssportlerin und viel zu wenig egoistisch veranlagt", sagt sie.

Was nicht heißt, dass sie in Köln nicht gerne mitgemischt hätte. Im Eröffnungsspiel gegen Tschechien (7:0) vergaben ihre Teamkameradinnen 20 Strafecken, und nicht wenige unter den Zuschauern waren der festen Überzeugung, dass Denise Klecker als treffsicherste Torschützin der zurückliegenden zwei Jahre ihr Kontingent von bislang 17 Treffern in 63 Länderspielen gesteigert hätte. Zu diesem Zeitpunkt war auch sie noch überzeugt, "dass ich hier meine Chance bekommen werde". Ein Trugschluss. Auch in den weiteren Vorrundenpartien gegen Ukraine (4:1), Irland (2:0), Spanien (5:0) vertraute ihr Vereins- und Bundestrainer Berti Rauth stets den gleichen 16 Namen.

Den Frust, der sich in den ersten der zwölf EM-Tage anhäufte, hat Denise Klecker inzwischen überwunden. Offenbar ist sie einfach ein viel zu fröhlicher Mensch, um über das Reservistendasein oder ihren Knorpelschaden im Knie lange Trübsal zu blasen. "Immerhin habe ich es geschafft, nach der verpassten "Champions Trophy" im Juni wieder zum Kader zu gehören. Das ist für mich Ansporn genug, noch einmal alles zu geben, um mich bis Sydney ins Olympia-Aufgebot zu spielen", sagt die angehende Lehrerin. Und deshalb, beteuert sie, "ist diese Europameisterschaft für mich auch keine vertane Zeit, wenn ich nicht zum Einsatz komme".

Also wird Denise Klecker auch am Sonntag wieder ihren angestammten Platz unter den rund 2.500 Zuschauern einnehmen, ganz fest die Daumen drücken und ihre Fahne schwenken. Einen Wunsch hat sie aber doch: "Nach dem Schlusspfiff des Endspiels möchte ich auf den Platz rennen und auf das oberste Treppchen steigen dürfen". Das wiederum wäre dann ein ganz besonders schöner Wechsel der Fronten.